Frühere Kunden der Schweizer Privatbank klagen in Frankfurt wegen Verlusten mit dem Pleite-Windpark Windreich. Sie könnten eine Prozesslawine lostreten.

Der Konkurs des schwäbischen Windparkbetreibers Windreich im Jahr 2013 holt die Privatbank J. Safra Sarasin ein. Wie die «Süddeutsche Zeitung» am Montag berichtete, reichten Kunden der Bank am Landgericht Frankfurt eine Klage gegen das brasilianisch-schweizerische Institut ein.

Laut dem Blatt haben die Forderungen das Zeug dazu, das Bankhaus in Deutschland noch tiefer in die Bredouille zu bringen. Wegen des «Cum-Ex»-Skandals um heikle Steuervehikel hat das Institut dort bereits Klagen und Ermittlungen zu gewärtigen. Diese führten im vergangenen Herbst gar zum Abgang von Vizepräsident Eric Sarasin.

Tausende Betroffene

Auf den ersten Blick nimmt sich die Schadenersatzforderung der Kläger nicht gerade hoch aus: Ein Ehepaar aus Süddeutschland will von der deutschen Tochter der Schweizer Bank und einem ihrer früheren Geschäftsführer 66'202 Euro zurück.

Doch dahinter steckt mehr. Das Ehepaar gehört zu den Tausenden von Anlegern, die beim Konkurs des Windparks insgesamt 120 Millionen Euro auf dessen Anleihen-Papieren verloren hatten. Darunter finden sich offenbar zahlreiche Sarasin-Kunden, weil die Bank laut der «Süddeutschen Zeitung» die Papiere besonders emsig vertrieben habe.

Zweistelliger Millionenverlust?

Die Bank J. Safra Sarasin, die aus der Bank Sarasin nach deren Übernahme durch die brasilianische Safra 2011 hervorging, äusserte sich gegenüber dem Blatt nicht zur Klage.

Klar ist jedoch, dass die Forderungen des Ehepaars eine Art Plaupause sind. Hinter der Klage stehen nämlich 20 andere frühere Sarasin-Kunden. Sie werfen der Bank und einem ihrer Manager vor, sie hätten Kunden Interessenskonflikte verschwiegen und ihnen zum eigenen Vorteil riskante Papiere angedreht.

Der deutsche Kläger-Anwalt Klaus Rotter schätzt, dass Sarasin-Kunden mit Investments in Windreich einen hohen zweistelligen Millionenschaden erlitten haben, so das Blatt.

«Sehr solide»

Laut dem Anwalt habe die Bank ihren Kunden Windreich-Anleihen ins Depot gebucht – unabhängig davon, welche Anlageziele diese verfolgt hätten. Vereinzelt hätten Windreich-Papiere bis zu 40 Prozent der Portfolios ausgemacht, so die Anklage. Die Risiken der Anlage seien dabei nicht erläutert worden – die Anleihen seien als «sehr solide» bezeichnet worden.

Laut dem Anwalt seien noch im Jahr 2011 Einbuchungen bei Kunden vorgenommen worden. Damals habe die Bank schon gewusst, so der Rechtsvertreter, dass die Windpark-Betreiberin in einem finanziellen Engpass geraten war. Sarasin hatte an Windreich selber ein Darlehen über 70 Millionen Euro vergeben.

Das alles könnte sich nun gegen J. Safra Sarasin wenden. Habe die Pilotklage Erfolg, dann folgten wohl bald noch viel mehr Schadenersatzforderungen, urteilt die «Süddeutsche Zeitung».

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.22%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.41%
pixel