Der scheidende Credit-Suisse-Chef Brady Dougan hatte seine Ecken und Kanten – und Macken. Daran wird sich die Schweizer Finanzbranche erinnern.  

1. Der 71-Millionen-Bonus

Im Jahr 2010 kassierte Brady Dougan eine Gesamtvergütung von knapp 90 Millionen Franken: 18 Millionen für das vorangegangene Geschäftsjahr sowie 71 Millionen aus dem ominösen «Performance Incentive Plan» aus den Jahren 2004 und 2005. Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Schweiz. Dougan zeigte Verständnis, blieb aber hart: Er habe gut gearbeitet, andernfalls wären er und seine Kollegen im Topmanagement leer ausgegangen. Ausserdem: Die Konkurrenz habe – im Gegensatz zur Credit Suisse – ihre Boni gleich in bar ausbezahlt.

2. Der Lieblingssatz

Egal, ob im Einzelinterview, an Pressekonferenzen oder am Weihnachtsdinner. Einen Satz gab es von Brady Dougan nach 2008 garantiert immer zu hören: «Wir sind gut durch die Finanzkrise gekommen.» Darum wohl durfte dieser Ausspruch auch in der Mitteilung zu seinem Rücktritt nicht fehlen. Allerdings: Dougan liess Weitsicht vermissen und unterschätzte nach der Finanzkrise die Folgen der verschärften Regulierung und Kapitalvorschriften. Das relativiert seinen Leistungsausweis.

3. Die deutsche Sprache

Anfänglich hoffte man noch, dass Brady Dougan irgendwann einmal ein paar Brocken Deutsch lernen würde. Doch umsonst. Der Amerikaner aus dem Mittleren Westen hat nie den Versuch unternommen, sich in einer der vier Landesprachen der Schweiz auch nur rudimentär auszudrücken. Damit wird an ihm stets der Makel haften, dass er hierzulande nie wirklich angekommen ist.

4. Der Teflon-Manager

Interviews mit Brady Dougan waren stets eine ambivalente Angelegenheit. Denn selbst wenn man sich ausgiebig auf das Gespräch vorbereitete, verliess man den Raum zumeist mit einer gewissen Enttäuschung. Denn letztlich perlte jede kritische Frage, jeder Vorwurf, jede Unterstellung wie schmelzende Butter in einer Teflon-Pfanne an Brady Dougan ab. Er hatte auf alles eine Entgegnung in der Hinterhand. Nie verlor er die Contenance. Selbst auf die aggressivsten Fragen fand er immer eine entspannte Antwort und bot so letztlich keine Angriffsflächen – damit ging ihm auch etwas Leidenschaft ab.

5. Die Stradivari-Violine

Brady Dougan war nie als Mensch mit besonders vielen Passionen und Interessen ausserhalb des Banking bekannt – von musischen Interessen, ausser einem Karaoke-Auftritt zu ABBA-Songs, ganz zu schweigen. Bis im Rahmen der Scheidung von seiner Frau publik wurde, dass der Amerikaner im Besitz einer Stradivari-Violine im Wert von 2,35 Millionen Dollar war. Nicht verbürgt ist, ob Dougan je darauf gespielt hat – oder nur seine Ex-Frau.

6. Das Coca-Cola-Zero

Es war Brady Dougan, der das Cola-Trinken unter Schweizer Managern salonfähig machte. Nippten die Firmenchefs an den Medienkonferenzen oder bei Lunches einst vornehm am Mineral mit oder ohne Glas, so änderte sich dies schlagartig, nachdem der Amerikaner konsequent begonnen hatte, sich jeweils ein Cola-Zero zu genehmigen. Das war erfrischend.

7. Der Kurzschläfer

Der noch bis Ende Juni amtierende CS-Chef zählte definitiv zur Gattung der Ruhelosen. Vor ein Uhr morgens ginge er selten zu Bett, und später als halb sechs Uhr morgens sei er nie aufgestanden, vertraute er einst dem «Magazin» des «Tages-Anzeigers» an. Unter dem Strich machte Dougans Nachtruhe oft nur viereinhalb Stunden aus. Im Zuge der anschwellenden Burn-out-Fälle unter Schweizer Managern wurde Dougan mit seinem bescheidenen Schlafpensum allerdings eher etwas suspekt.

8. Der Trainingsbesessene

Doch auch tagsüber, oder zumindest am Morgen, hatte Brady Dougan unkonventionelle Rituale. Während seine Untergebenen sich einen oder zwei Kaffees zum Frühstück genehmigten und dazu ein Butterbrot verzehrten, joggte der CS-Chef in aller Herrgottsfrühe von seinem Wohnort Erlenbach dem Zürichsee entlang zum Paradeplatz. Dougan war aber auch auf Langstrecken top. Seine Marathon-Bestzeit beträgt 3 Stunden und 21 Minuten, wie die «Basler Zeitung» einmal in Erfahrung bringen konnte.

9. Die Krawatte

Zur immer gleichen Miene und den immer gleichen Aussagen passte seine Krawatte: Wie eine kurze Google-Recherche die Erinnerung untermauert, war sie in unterschiedlichen Tönen immerzu rot. Wechseln taten nur die Dessins – kleine Zebras, Stiere (Bullen-Markt!) oder abstrakte Muster.

10. Der Freundliche

Das Pokerface von Brady Dougan war nicht kalt, sondern ausnahmslos freundlich. Stets blieb der CS-Chef höflich, erinnerte sich noch über Jahre an Namen und trumpfte mit seinem (trockenen) Humor auf. Daran werden wir uns gerne erinnern.

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