Ausführlich beschreibt der Geschäftsbericht der Credit Suisse die Vergütung der Angestellten. Weil das insgesamt eine eher schwer verdauliche Lektüre ist, hat finews.ch die wichtigsten Punkte herausgesucht.

1. Verzicht – trotz «weisser Weste»?

Das herausragende Ereignis für die Credit Suisse war 2014 die Bussenzahlung von 2,6 Milliarden Dollar an die USA zur Beilegung des Steuerstreits. Der Verwaltungsrat hat deswegen in corpore rund ein Viertel weniger verdient als ihm eigentlich zugestanden hätte.

Über eine Million Franken weniger sind es bei Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (Bild rechts). Der Verzicht erfolge «freiwillig», heisst es im Geschäftsbericht. Freiwillig wohl darum, weil sich der Verwaltungsrat offenbar in keiner Weise schuldig fühlt, die Milliardenbusse mitverantwortet zu haben.

Man erinnert sich an die Aussage Rohners nach der Einigung mit den USA in einer «weissen Weste» dazustehen. Warum dann der Verzicht?

2. Ein Abschiedsgeschenk für Brady Dougan?

Nicht darben muss der scheidende CEO Brady Dougan (Bild links): Im Vergleich zu 2013 verdiente er 2014 mit 9,7 Millionen nur 90'000 Franken weniger als 2013.

Dougan erreichte die finanziellen Ziele zwar nur knapp, in den weichen Kriterien ragte er hingegen heraus – so zumindest steht es ihm Geschäftsbericht. Interessant aus Aktionärssicht ist, dass die Entwicklung des Aktienkurses keine Rolle in den Leistungskriterien spielt.

Gemäss Vergütungsbericht verzichtete auch die Geschäftsleitung wegen der US-Steuerbusse auf 20 Prozent ihrer Boni. Dougan kommt hingegen auf 101 Prozent der für 2014 festgelegten Zielvergütung, wie es heisst. Wie das, wenn auch er wegen der US-Steuerbusse freiwilligen Verzicht übte?

Die Antwort: Wegen der US-Steuerbusse. Der Vergütungsausschuss befand Dougans Führungsrolle in Verbindung mit der Beilegung des US-Steuerstreits so bedeutend, dass er ihm den Bonus wieder erhöhte.

3. Löhne sinken? Nicht wirklich

Nur 9 Prozent tiefer als 2013  sind die 2014 der gesamten CS-Belegschaft zugeteilten Boni: 3,274 Milliarden Franken nach 3,611 Milliarden im Vorjahr. Die gesamte Lohnsumme sank hingegen nur um 4 Prozent auf 10,697 Milliarden Franken. Gingen nun die Löhne zurück?

Nein, die tieferen Personalausgaben sind auf den geringeren Personalbestand zurückzuführen. Dieser beläuft sich noch auf 45'800 Angestellte. Anzumerken ist, dass nicht alle Mitarbeiter der Bank in den Genuss eines Bonus kommen. Das sind nur 41'809, wie der Geschäftsbericht akkurat festhält.

4. Man muss Experte sein

Diesen Vergütungsbericht zu lesen, macht nicht sonderlich Spass. Exakt 35 Seiten braucht die Credit Suisse (ohne Anhang), um zu erklären, wer wie viel und warum verdient, und wie sich diese Vergütungen zusammensetzen. Diese Ausführungen sind in den vergangenen Jahren immer ausführlicher und komplexer geworden – wohl nicht ganz freiwillig.

Denn die Regulatoren verlangen nach immer strengeren Vergütungssystemen. Im Jahr 2014 waren es die britischen Aufsichtsbehörden, welche die Bonusregeln verschärft haben. So können per 1. Januar 2015 zugeteilte Boni nun bis zu sieben Jahre später wieder zurückgefordert werden. Wobei Bonus eigentlich nur ein Sammelbegriff für allerhand Vergütungen, Ansprüchen und Awards ist.

Die Credit Suisse unterscheidet fünf verschiedene Bonus-Arten: Barvergütung, Baransprüche, Aktienansprüche, Performance-Share-Ansprüche, und Contingent Capital Awards. Eine eigene Klasse stellen auch die garantierten Bonuszahlungen: 138 Angestellte erhielten 2014 eine solche.

5. Verluste auf Aktien

Leider war 2014 kein gutes Jahr für Aktionäre der Credit Suisse – dazu gehören auch die Top-Manager der Bank, die Ende 2014 noch rund 2 Millionen Aktien besasssen. Diese Zahl schliesst die zugeteilten Aktien nicht einmal ein. Der Wert dieser Papiere ist im Jahresverlauf massiv gesunken. Dougan verlor darauf knapp 4 Millionen Franken, so auch Private-Banking-Chef Hans-Ulrich Meister. Americas-Chef Robert Shafir verlor gar 5,7 Millionen Franken. Richtig weh tut das noch nicht, handelt es sich doch um reine Buchverluste.

6. 40-Millionen-Kredit für einen Verwaltungsrat

Als Verwaltungsrat der Credit Suisse verdient man nicht schlecht, zumal dies für die meisten Mitglieder ohnehin ein Nebenjob ist. Annähernd eine Vollzeitstelle ist es für Präsident Rohner, der dafür auch 3,6 Millionen Franken kassierte. Bei solch einem Verdienst fragt sich manchereins dann aber doch, wozu Rohner von «seiner» Bank noch einen Kredit von 5 Millionen Franken benötigt. Auch das weist der Geschäftsbericht aus.

Kredite haben auch die Verwaltungsräte Andreas Koopmann mit 4,9 Millionen Franken und Richard Thornburgh 6,2 Millionen Franken erhalten. Der im vergangenen Jahr ausgeschiedene Peter Brabeck hat sogar 40,6 Millionen Franken bei der Credit Suisse aufgenommen.

Um auf die Frage des «Warum» zurückzukommen: Ein Verwaltungsrat kann einen solchen Kredit bei der Credit Suisse praktisch umsonst aufnehmen. Er kann dann das Geld in Bonds oder in ein Dividenden-Portfolio investieren. So lässt sich ganz einfach noch mehr Geld verdienen.

7. Was sind LTI und STI?

Vor der Finanzkrise war die Credit Suisse immer besonders kreativ beim Aufsetzen von Aktien- oder Options-Programmen. Dougan verdiente damit einmal 70 Millionen Franken auf einen Schlag. Solche Vergütungspläne laufen bei der Credit Suisse nun aber aus: Restricted Cash Awards, Plus Bond Awards, Capital Opportunity Facility, Partner Asset Facility – sie werden zwar nicht mehr eingesetzt, aber wirksam sind sie noch.

Sind nun die Vergütungsstrukturen für die Geschäftsleitung einfacher geworden? Sechs Bestandteile sind gemäss der Aufstellung im Geschäftsbericht auszumachen: Fixlohn, Dividendenäquivalente, Vorsorge, Cash-Bonus, STI-Ansprüche und LTI-Ansprüche. STI und LTI: Kurzfristige Incentive Awards und langfristige Incentive Awards.

8. Aufgeschoben – aber nicht aufgehoben

Von der Grösse des Bonus-Topfs lässt sich nicht auf die effektive Auszahlung der Boni schliessen. Denn ein Teil der Auszahlung wird immer aufgeschoben. Für 2014 weist die Credit Suisse unter «aufgeschobener Vergütungsaufwand» 2,392 Milliarden Franken aus. Diese werden – meist in Aktien – nach Ablauf der Sperrfristen ausbezahlt, sofern das Kader grünes Licht gibt. Ausschlaggebend ist die Erfüllung von Performance-Kriterien.

Jeweils zu Jahresbeginn ist es soweit – 2015 war es der 16. Januar. An diesem Tag teilte die Credit Suisse gesamthaft 37,2 Millionen Aktien zu – ein Gesamtwert von 641 Millionen Franken. Eigentlich teilt die Bank nur Aktienansprüche zu. Diese beinhalten aber das Recht auf eine Aktie.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.63%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.5%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.3%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.15%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.43%
pixel