Bei der vom deutschen Baron August von Finck kontrollierten Schweizer Bank von Roll kommt es zu einem Chefwechsel, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Symbolträchtiger hätte sein Amtsantritt vor vier Jahren kaum ausfallen können. Just am 1. August 2011, also am schweizerischen Nationalfeiertag, trat Ralph P. Sauser (Bild) seine Stelle als CEO der Bank von Roll an. Ziel war es, das vom Deutschen August Baron von Finck kontrollierte Finanzinstitut verstärkt «schweizerisch» auftreten zu lassen und der Marke «Von Roll» zu neuen Ehren zu verhelfen.

Nun, nach vier Jahren, zieht sich Sauser (bereits) wieder zurück, wie die Bank entsprechende Informationen von finews.ch bestätigte. Die Nachfolgeregelung sei eingeleitet und mit einem Kandidaten stehe man unmittelbar vor der Vertragsunterzeichnung, sagte Sauser auf Anfrage.

Prominenter Headhunter sucht CEO

Wie weitere Recherchen ergaben, ist der Headhunter Björn Johansson mit der Suche nach einem geeigneten Nachfolger mandatiert worden.

Sauser, der dem Unternehmen längstens noch bis Ende 2015 zur Verfügung stehen will, zieht eine positive Bilanz aus seiner Zeit bei der Bank von Roll. Das 2009 gegründete Institut habe in den ersten drei Jahren Verluste eingefahren, die mehr als 40 Prozent der Eigenmittel verschlangen. Darum hätten die Gewinne, die nach Sausers Stellenantritt erzielt wurden, die Verlustvorträge nur geringfügig reduzieren können.

Hoher Verlustvortrag

Tatsächlich erwirtschaftete die Bank von Roll 2013 einen Gewinn von knapp 30'000 Franken, im vergangenen Jahr waren es dann ungefähr 100'000 Franken – nach Abzug sämtlicher Kosten für das US-Programm. Allerdings schiebt das Institut bis heute einen Verlustvortrag von annähernd 18 Millionen Franken noch vor sich hin.

Damit offenbaren sich die Schwierigkeiten für ein relativ kleines Private-Banking-Institut, das mit rund zwei Dutzend Mitarbeitern gerade einmal 1,7 Milliarden Franken verwaltet. Allerdings kann die Belegschaft relativ gelassen arbeiten, zumal das Institut in festen Händen der deutschen Familie von Finck ist und damit sozusagen wie ein Family Office in der Schweiz funktioniert.

Endgültiger Abschied vom Bankwesen

Der inzwischen 58-jährige Sauser blickt auf eine lange Karriere im Banking zurück, die er nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften bei der damaligen britischen Handelsbank NatWest (Coutts) begann. Das war in den 1980er-Jahren. Danach wechselte er zum Schweizerischen Bankverein (später UBS) und anschliessend zur ATAG Asset Management (später AAM Privatbank).

Dem weiteren Vernehmen nach will sich Sauser Ende Jahr aus dem Bankwesen vollständig zurückziehen, um sich, gemeinsam mit seiner Frau, um die familieneigenen Projekte zu kümmern. Ralph Sauser ist der zwei Jahre jüngere Bruder von Ronald Sauser, einem hierzulande höchst umtriebigen Investmentbanker, der seit dem vergangenen Februar im Sold des Beratungsunternehmens EY (ehemals Ernst & Young) steht.

Keine Steuerflüchtlinge

Dem Glamour des Society-Bankers Ronald Sauser zieht der kinderlose Ralph Sauser ein ruhigeres Leben mit seiner Frau im schwyzerischen Wollerau vor. «Wir sind keine Steuerflüchtlinge. Meine Frau hat ihre familiären Wurzeln in der Gegend», sagt der Solothurner, der als Jugendlicher in den Ferien beim Industrieunternehmen Von Roll an den Hochöfen gearbeitet hat. Heute spielt er in seiner Freizeit lieber Klavier, hört Jazz oder besucht klassische Konzerte.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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