Der mit dem Swiss-Life-Deal und seinem Streit mit Banker Eric Sarasin auch in der Schweiz bekannte Carsten Maschmeyer gibt sich nun auch als Fintech-Investor. Der Szene redet er dabei gründlich ins Gewissen.

Carsten Maschmeyer (Bild) ist kein bequemer Zeitgenosse. Das musste nicht zuletzt die Schweizer Lebensversichererin Swiss Life erfahren, die sich jahrelang mit dem vom Selfmade-Milliardär übernommenen Finanzberater AWD abplagte. Das weiss auch Ex-J.-Safra-Sarasin-Präsident Eric Sarasin, der wegen Verlusten auf heiklen Finanzprodukten von Maschmeyer mit Klagedrohungen überzogen wurde.

Nun findet Maschmeyer erneut deutlich Worte: In einem Interview mit dem deutschen «Manager Magazin» fährt er der aufstrebenden Fintech-Szene so richtig an den Karren. Einer Szene übrigens, zu der er sich als Investor in das Startup Barzahlen.de, das Online-Shopping mit Barzahlung verknüpft, selber zu zählen hat.

Unzulässige Naivität

Dennoch sagt Maschmeyer im Grundton der Überzeugung: «Es wird ein Fintech-Sterben geben. Ich schätze, dass von den derzeitigen insgesamt 200 Firmen in Deutschland leider 90 Prozent auf der Strecke bleiben», so der Finanzprofi. Nur etwa 20 aus dieser Auswahl würden dauerhaft erfolgreich – sei es eigenständig oder an eine Bank angedockt.

Wo andere Fintech-Fans oft nur Chancen sehen, wittert der gewiefte Investor Maschmeyer denn auch Gefahren zuhauf. So beklagt er insbesondere das Unwissen vieler Fintech-Firmen bezüglich der gesetzlichen Vorgaben im Finanzbereich.

«Als wir uns einmal ein Fintech-Startup angeschaut haben, bemerkten wir schon zu Beginn der Due Dilligence, dass die Einhaltung der Regularien dort nicht ernst genommen wird», klagt Maschmeyer. Von da an habe er mit seiner Beteiligungsfirma Alstin die Investmentmöglichkeit nicht weiter verfolgt. Denn: «Diese Naivität darf nicht sein.»

Die Bank-Filiale braucht es nicht mehr

Ein Fintech-Unternehmen, das klassische Bankdienstleistungen betreibe, müsse vielmehr so streng kontrolliert werden wie die Banken selber, fordert der AWD-Gründer.

Nicht, dass Maschmeyer von den Banken eine besonders hohe Meinung hätte. «Die Filiale mit allem, was von einer grossen Bank üblicherweise angeboten wird, brauchen wir künftig durch die Digitalisierung nicht mehr», findet er. Nur die Bereitstellung von Zahlungs-Infrastruktur sei künftig noch nötig, sagte er gegenüber dem «Manager Magazin».

Ein weiteres Problem für Fintech-Startups wittert Maschmeyer bei der Datensicherheit. Bestimmte Transaktionen würden Kunden nur abwickeln, wenn sie es mit grossen Markennamen zu tun haben, gibt der Fintech-Investor zu bedenken. Wer damit nicht aufwarten könne, werde künftig ein Problem bekommen. «Bei Geld verstehen viele Menschen keinen Spass», weiss Maschmeyer wohl aus eigener Erfahrung.

So erfolgreich wie Facebook?

Entsprechend positioniert es sich mit seiner Beteiligungsfirma Alstin nicht nur im Fintech-Bereich. «Wer zehn sehr frühphasige Investments tätigt, wird traurigerweise drei bis fünf Insolvenzen sehen», erklärt Maschmeyer die Strategie.

Trotzdem hegt er bezüglich Barzahlen.de einige Hoffnung. «Möglich wäre, dass ein grosser strategischer Investor aus der Finanzwelt die Firma kauft», spekuliert Maschmeyer bereits über einem möglichen Exit. Allerdings: «Wer von Anfang an Aktien von Facebook hatte, kann sich doch auch darüber freuen, dass er die Anteile behalten hat.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.23%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.71%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.32%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.21%
pixel