Ein Streit mit einer Unternehmerfamilie aus Kuwait nimmt für die Privatbank J. Safra Sarasin scheinbar kein Ende. Im Fall geht es um fehlgeschlagene Investments in zweistelliger Millionenhöhe.

Im August letzten Jahres musste die Bank J. Safra eine bittere Niederlage einstecken. Ausgerechnet im umkämpften Geschäft um schwerreiche Kunden im Nahen Osten verlor das schweizerisch-brasilianische Institut damals einen Prozess – den die Öffentlichkeit noch dazu mit Argusaugen verfolgte.

Wie damals auch finews.ch berichtete, hatte das Gericht des Finanzzentrums Dubai (DIFC) (Bild) für die in der Region bekannte Industriellenfamilie Khorafi und gegen J. Safra Sarasin entschieden. Der Richter in Dubai stützte damit die Forderungen von Rafed Al Khorafi, seiner Mutter und seiner Frau: Sie hatten die Schweizer Privatbank sowie deren Tochter in Dubai, die Bank Sarasin-Alpen (ME), wegen Falschberatung auf 26,5 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt.

Nochmals 40 Millionen Dollar mehr

Dieser Tage entschied nun dasselbe Gericht, dass die Sarasin-Alpen und ihr Schweizer Mutterhaus zusammen knapp 60 Millionen Dollar an die geschädigten Kuwaitis zu zahlen haben. Dies, nachdem der Unternehmerfamilie schon im Oktober letzten Jahres Schadenersatzzahlungen von über 10 Millionen Dollar zugestanden worden waren.

Doch das ist noch immer nicht genug. Wie die in Abu Dhabi beheimatete Zeitung «The National» berichtete, fordern die Khorafis nun noch weitere 40 Millionen Dollar – wegen eines Immobilienprojekts in Kuwait, das sie wegen der Verluste mit Investments der Banken aufgeben mussten.

Auf Anfrage von finews.ch wollte die Bank J. Safra Sarasin den Fall in Dubai nicht kommenieren.

Am Pranger

Es ist jedoch absehbar, dass der für das Schweizer Bankhaus äusserst unangenehme Rechststreit nochmals viele Jahre andauern könnte – und dass die Schweizer Private-Banker im Nahen Osten solange mit dem Stigma der Falschberatung am Pranger stehen.

Dabei hatte alles in Minne begonnen. Die Khorafis waren 2006 über einen Mittelsmann bei einer kuwaitischen Bank in Kontakt mit der Sarasin-Alpen in Dubai getreten. Die zeigte sich dienstfertig, wie den Gerichtsdokumenten von 2014 zu entnehmen ist. Das Institut riet den schwerreichen Kuwaitis zu Finanzprodukten mit ansehnlicher Rendite – die laut der Bank zudem praktisch risikolos waren.

Ein Millionenschaden

Das überzeugte die Khorafis. Sie investierten mehr als 200 Millionen Dollar, wobei Sarasin mit einem Kredit nachhalf. Dann kam die Finanzkrise, und der Wert der Investments stürzte ab. Die Bank liquidierte die Investments mit hohem Verlust, nachdem die Khorafis keine zusätzlichen Sicherheiten nachschiessen wollten. Den Schaden, den die Famile aus Kuwaiti in Dubai geltend machte: 75 Millionen Dollar.

Seither tobt der Rechtsstreit, der über die Region hinaus grosse Beachtung findet. Die Version von Sarasin ist: Die Khorafis hätten sich übernommen, das Konstrukt sei in der Finanzkrise in sich zusammengefallen. Die Schuld liege allein bei ihnen.

Westliche Banken im Fadenkreuz

Doch das Gericht am DIFC kam zu einem ganz anderen Schluss. Es handle sich um einen klaren Fall von Falschberatung und den Verkauf von ungeeigneten Produkten an einen naiven Investor, seine ebenso naive Ehefrau und seine Mutter.

Der Gerichsentscheid machte im Private Banking der Region Furore. Denn die Causa Khorafi ist bislang der schwerste Fall von Falschberatung durch eine Bank aus Europa oder den USA, in dem ein Gericht im Sinne der Anklage entschieden hat.

Die Branche befürchtet nun, dass sich die Klagen gegen ausländische Vermögensverwalter häufen könnten. Denn die Kuwaitis, so darf man annehmen, waren längst nicht die einzigen Kunden im Nahen Osten, die mit solchen Finanzprodukten viel Geld verloren haben.

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