Die Tessiner Bank BSI steht vor einem Scherbenhaufen. Sollte sich die Situation ihrer Besitzerin BTG Pactual verschärfen, würde ein Verkauf angeordnet werden, wie BSI-CEO Stefano Coduri durchblicken lässt.

Die Situation der BTG Pactual in Brasilien ist nach der Verhaftung ihres Gründers und CEO André Esteves dramatisch. Vergangenen Freitag war die Bank auf Messers Schneide. Nur eine neue Kreditlinie von 1,5 Milliarden Dollar verhinderte einen sogenannten «Fire Sale», den Notverkauf von Banken-Assets – wie ihrer Tochter, die Tessiner Privatbank BSI.

Kaufinteressenten waren schon verschiedentlich genannt worden, unter ihnen auch Julius Bär, Credit Suisse oder auch J. Safra Sarain.

Der Überlebenskampf der Muttergesellschaft ist zwar noch keiner ihrer Tochter BSI. Aber die Ansteckungsgefahr ist latent vorhanden, wie Aussagen von BSI-CEO Stefano Coduri in gegenüber der «Finanz und Wirtschaft» vom Mittwoch zu entnehmen ist.

Alles hängt von Moody's ab

«Das Rating ist die grösste Herausforderung», sagt er. BTG Pactual ist von der Agentur Moody's auf Ramschniveau herabgestuft worden, die BSI auf Baa2, drei Stufen besser.

Coduri lässt kaum Zweifel offen: Würde BTG Pactual nochmals herabgestuft werden, würde die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) wohl einschreiten. «Dann ist es ein Thema des Regulators, welcher die Mittel hat, um zu verhindern, dass BSI angesteckt wird.»

Entweder Stabilisierung oder Verkauf

Coduri spricht offen von der Möglichkeit, dass die BSI verkauft würde. Offensichtlich will der BSI-CEO so eine Botschaft an die Kunden der Privatbank vermitteln, dass ihre Gelder sicher bleiben – auch wenn BTG Pactual weiter in den Abwärtsstrudel gerissen würde.

Er versichert, die Bilanz der BSI sei absolut stabil und es sei keinerlei Liquidität zur BTG Pactual geflossen. Auch die Möglichkeit einer Verpfändung von BSI-Aktien bestehe nicht.

Doch Coduri spricht auch Klartext: «Entweder die Lage von BTG Pactual stabilisiert sich oder für BSI muss eine alternative Lösung gefunden werden.»

Drei Jahre Stillstand

Aus den Aussagen des seit 2012 amtierenden BSI-Chefs ist ein gehöriges Mass Ernüchterung und Enttäuschung herauszuhören. Die Traditionsbank mir rund 100 Milliarden Franken Kundengeldern übt sich faktisch seit bald drei Jahren im Stillstand.

Erst lähmte der fast zwei Jahre andauernde Verkaufsprozess durch die vormalige Besitzerin Generali die Entwicklung. Vor gut einem Jahr folgte dann endlich der Verkauf, der aber erst diesen Herbst vollständig vollzogen wurde. Von den strategischen Plänen mit BTG Pactual ist noch nichts umgesetzt worden.

Nicht die ideale Besitzerin

Nun stellt Coduri lapidar fest, dass die brasilianische BTG Pactual wohl nicht die ideale Käuferin gewesen ist. Die ersten Anzeichen dafür gab es bereits gleich nach der Kaufankündigung. «Gewisse Kunden reagierten schon bei der Handänderung von Generali zu BTG Pactual empfindlich auf das Thema Brasilien», sagt er.

Jetzt hätten sie die Bank verlassen oder ihre Positionen reduziert. «Das ist nicht nur eine Schwellenland-Thematik», fährt er fort. «Ebenfalls eine Rolle spielt die zentrale Rolle von André Esteves für BTG. Und was wir erst jetzt realisieren, ist, wie abhängig von kurzfristiger Finanzierung BTG Pactual war.»

Geldabflüsse, Gewinneinbusse

Coduri versichert zwar, dass die Kundengeldabflüsse «absolut verkraftbar» seien. Gleichzeitig räumt er aber auch ein, dass der Jahresgewinn der BSI durch die Vorfälle um die BTG Pactual erheblich leiden wird.

Der Bankenchef, der seit 1989 in den Diensten der BSI steht, blickt sozusagen mit offenem Visier in die Zukunft – die auch einen neuerlichen Verkauf bringen könnte.

Keine BSI mehr?

Unter Umständen auch das Verschwinden des Namens BSI. Er könne sich vorstellen, dass BSI in einen grösseren Verbund integriert würde, so Coduri, «wenn komplementäre Interessen bestünden.» Er erwarte aber, «dass ein Käufer versuchen würde, die Stärken der BSI zu nutzen und auszubauen und nicht einfach fallen zu lassen.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.73%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.82%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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