Seit bald zwei Jahren lasten die Negativzinsen auf dem Schweizer Bankensektor. Die Nationalbank setzt andere Prioritäten höher – und sieht die Zinsuntergrenze noch nicht erreicht.

Das Wehklagen in der Schweizer Bankenbranche wird deutlicher und lauter. Sollte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Negativzinspolitik noch längere Zeit beibehalten oder gar noch verschärfen, würden die Kosten auf die Bankkunden übertragen, so die Drohungen verschiedenster Branchenvertreter.

So hatte UBS-CEO Sergio Ermotti erst vor drei Wochen Investoren in London gesagt, die UBS müsse darüber nachdenken, die Negativzinsen einer breiteren Kundschaft weiterzureichen. Pensionskassen und Lebensversicherungen bezahlen ebenfalls für ihre Sichteinlagen bei der SNB.

Negativzinsen: «Unabdingbar»

«Wir nehmen diese Sorgen sehr ernst», sagte Thomas Jordan gemäss Redetext am Montagabend vor der Vereinigung Basler Ökonomen. Zweifellos stelle der Negativzins für die Banken einen Kostenpunkt dar, so der Nationalbankpräsident.

Doch damit hatte es sich bereits mit Zugeständnissen. Jordan und die SNB halten die Negativzinspolitik weiterhin für mehr als gerechtfertigt – sie sei unabdingbar.

Kein Allheilmittel

Jordan muss diesen Schluss, der aus einem Abwägen vielerlei Pro und Contras, entsteht, gut abwägen. Denn, so räumt auch der Nationalbankpräsident ein, die Negativzinsen sind kein Allheilmittel gegen die Frankenaufwertung und deflationären Tendenzen.

Die Sorgen der Banken werden der Sorge um die Schweizer Volkswirtschaft untergeordnet. «Aus Sicht der Finanzstabilität ist nicht der Negativzins an sich, sondern allgemeiner das tiefe Zinsniveau eine Herausforderung», so Jordan.

Banken hätten Spielraum

Die Belastungen für die Banken sei auch nicht übergross und die Institute hätten Instrumente dagegen gefunden. Zum einen gewähre die Nationalbank grosse Freibeträge auf den Sichteinlagen, so Jordan. Dadurch erhielten die Banken Spielraum. Zweitens hätten die Bank ihre Kreditvolumen ausgeweitet, um weniger Barmittel zu horten.

Der oberste Schweizer Währungshüter sieht in den aktuellen Handlungsmustern eine «Bereitschaft, für elektronische Geldhaltung einen gewissen Betrag zu zahlen.» Die durch den Negativzins entstehenden Kosten seien offensichtlich kleiner als die Kosten der Bargeldhaltung.

Effektive Zinsuntergrenze liegt noch tiefer

Daher sei die Nachfrage nach Bargeld bislang nicht massiv gestiegen. Jordan kommt deshalb zum Schluss: «Die effektive Zinsuntergrenze ist also noch nicht ereicht – wir wissen aber, dass seine solche existiert.»

Wenn Jordan die Negativzinspolitik in der Schweiz im Kontext der globalen Tiefzinsen gerechtfertigt sieht, so sieht er auch die Notwendigkeit einer geldpolitischen Normalisierung.

Es stelle sich nur die Frage, wie diese Normalisierung erfolgen könne. Die Antwort darauf sieht Jordan jedenfalls nicht in der Geldpolitik. Diese sei ungeeignet, das Wachstumspotenzial der Wirtschaft auf lange Sicht zu fördern. Gelingen würde dies nur mit strukturpolitischen Massnahmen und Reformen.

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