Die UBS wagt sich in Bereiche vor, die nurmehr wenig mit Banking zu tun haben. Nun tut sich die Grossbank mit einem Autozulieferer und einem Stromversorger zusammen. Was dahintersteckt.

«Wenn wir eine Verteidigungshaltung einnehmen und uns darauf konzentrieren, für Superreiche Finanztransaktionen vorzunehmen, dann liegen wir komplett falsch», sagte Dave Bruno kürzlich in einem Interview.

Konkret heiss das: Der Innovationschef des Wealth Management der Schweizer Grossbank UBS will auch in Territorien vorstossen, die mit Banking im engeren Sinne nurmehr wenig zu tun haben.

Ökosystem für E-Cars-Nutzer

Eine solche Innovation hat die UBS nun zusammen mit dem deutschen Automobilzulieferer ZF sowie mit Innogy, einer Tochtergesellschaft des deutschen Energieversorgers RWE, lanciert. Dies ist einem kürzlich publizierten Mediencommuniqué von ZF zu entnehmen.

Dabei handelt es sich um das Projekt «Car eWallet», eine auf der Blockchain-Technologie basierende digitale Geldbörse. Diese soll Teil eines ganzen «Ökosystems» rund um Elektrofahrzeuge sein (siehe Grafik unten), wie es weiter hiess. Vor allem vereinfacht die digitale Brieftasche das Bezahlen an den Ladestationen, die laut Mitteilung unterschiedliche Karten- und Abrechnungssysteme kennen.

UBS liefert die Blockchain-Expertise

Von der UBS kommt das Know-how rund um den Aufbau der Blockchain-Technologie. Die Schweizer Grossbank forscht vor allem im grössten Fintech-Labor Europas in London, dem Level 39, an der bahnbrechenden Technologie und hat bereits erste Anwendungen lanciert, wie beispielsweise den Utility Settlement Coin, über deren Anwendung finews.ch bereits berichtete.

Die UBS sagte kürzlich der britischen «International Business Times (IBT)», dass in Zukunft immer mehr technologische Endgeräte mit autonomen Zahlungssystemen ausgestaltet werden. Deshalb wolle man mit dem Car eWallet Erfahrungen sammeln, wie Kunden auf solche neuartigen Bezahlsysteme reagieren und wie sie damit umgehen, hiess es weiter. 

Car e Wallet 500

Die Technologie wird an der diesjährigen Consumer Electronic Show (CES) vom 5. bis 8. Januar in Las Vegas vorgestellt. In diesem Jahr planen die Partner auch einen Feldtest, wie ZF weiter informiert.

Beginn der vierten Industriellen Revolution

Mit Car eWallet lassen sich offenbar auch andere mobilitätsrelevante Dienstleitungen abwickeln. Die Bezahl-App kann Autobahn- und Parkgebühren begleichen sowie Zahlungen fürs Car-Sharing, die Bereitstellung von Energie für das Stromnetz oder für Liefer-Services entgegennehmen.

Zukünftig ist laut Mitteilung auch geplant, mittels Car eWallet den Zugang zum Fahrzeug für Dritte freizuschalten. So kann der Car eWallet-Nutzer den Kofferraum seines parkenden Fahrzeugs öffnen lassen, wenn ein definierter Authentifizierungscode – etwa auf einem Paket – eingescannt wird.

Laut Carsten Stöcker, Senior Manager bei Innogy, seinen Innovationen im Bereich Mobilität und Transportwesen Treiber für die vierte industrielle Revolution, so sein Statement gegenüber IBT. 

Über den Tellerrand schauen

Das Portemonnaie für Lenker von Elektrofahrzeugen ist nicht der erste Initiative der UBS, die sich auf ein Publikum ausserhalb des Banking richtet.

So lancierte die Schweizer Grossbank letztes Jahr mit «UBS Safe» ein digitales Schliessfach, wo Kunden der Bank persönliche Dokumente, Bankunterlagen und Passwörter sicher verwahren können – ein Art sichere Dropbox also. Ebenfalls hat die Schweizer Grossbank zusammen mit der Swisscom einen Blockchain-basierten Prototypen für ein Loyalty-Programm entwickelt. Das Projekt ist inzwischen eingestellt worden, wie zu vernehmen war.

Mit dem Vortasten in bankferne Gebiete reagiert die UBS auf das zaghafte Wachstum im herkömmlichen Vermögensverwaltungs-Geschäft. Das Rezept von UBS-Vordenker Bruno: Die UBS müsse in neue Gebiete vorstossen, die Erträge schaffen. Daran arbeite die UBS seit rund zwei Jahren intensiv. 

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