Sie ist zwar mit grossem Abstand die kleinste der sechs so genannt grossen Banken der Schweiz. Doch zahlt sie auch mit grossem Abstand die höchsten Saläre an ihre Angestellten.

Im Schnitt gab die Zürcher Bank Vontobel im vergangenen Jahr 290'000 Franken pro Mitarbeiter aus. Das sind 35'000 Franken mehr als die UBS ihren Angestellten im Durchschnitt bezahlt hat.

Die Zahlen lassen sich aus dem jeweiligen Personalaufwand einer Bank und der Anzahl ihrer Mitarbeiter errechnen. 

Nun argumentieren die Banken regelmässig, der Personalaufwand sei nicht mit den Ausgaben für Löhne und Boni gleichzusetzen. Das ist richtig – doch reflektieren die von finews.ch errechneten durchschnittlichen «Löhne pro Mitarbeiter» die Zahlungsbereitschaft der Banken und die verschiedenen Salärniveaus auf dem Schweizer Finanzplatz recht präzise.

Loehne kl

Dabei fallen folgende Punkte besonders auf:

1. Vontobel und der positive Jain-Effekt

Die Bank Vontobel beschäftigte Ende 2016 insgesamt 1'674 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr (2015) weist das Institut einen massiven Lohnabfall  von durchschnittlich gut 63'000 Franken auf. Dies liegt – unglaublich, aber wahr – an einer einzigen Person: Rajiv Jain.

Der Fondsmanager hat Vontobel im Frühling 2016 verlassen, was sich auf den Personalaufwand enorm positiv auswirkte. Über Jains Lohn sind schon viele Zahlen kolportiert worden, zwischen 50 und 90 Millionen Franken soll Jain jährlich verdient haben. Das ist nicht falsch, lässt sich aber auch einfach erklärten: Jain war am Geschäftserfolg der von ihm geleiteten Quality-Growth-Boutique beteiligt, die mehr als 20 Milliarden Franken verwaltet.

Sein Weggang war zwar sicherlich ein Verlust für Vontobel, zumal auch Kunden Geld abzogen, doch die Profitabilität im Asset Management, wo Jain angestellt war, ist nun deutlich besser.

2. Die UBS spart – aber nicht bei den Löhnen

Bei der UBS verdient man mit durchschnittlich 266'000 Franken nach wie vor gut. Die Entwicklung ist seit einigen Jahren die gleiche: Die Bank spart Personalkosten ein, indem sie Personal abbaut – auch 2016 waren es knapp 1'000 Stellen. Doch spart sie nicht an den Löhnen.

Diese steigen seit der Finanzkrise tendenziell sogar an. Es herrscht das Credo in der UBS: Wenn eine Bank keine wettbewerbsfähigen Löhne bezahlt, bekommt sie auch nicht die besten Mitarbeiter.

Doch dieses Credo darf man durchaus hinterfragen. Denn erstens zeigen sowohl im Inland wie auch international tätige Schweizer Banken, dass sie auch mit tieferen Lohnangeboten durchaus wettbewerbsfähig sind.

Zweitens gilt dieses «Mantra» vor allem für Investmentbanker. Diese werden nach wie vor viel besser bezahlt als beispielsweise Private Banker oder Angestellte im Asset Management (siehe Punkt 4). Ob die jüngsten Lohnzahlungen auch angesichts der erzielten Renditen im Investmentbanking vertretbar sind, steht auf einem anderen Blatt.

3. Lohnerosion bei der Credit Suisse und Julius Bär

Die Banken, die tatsächlich an den Bankerlöhnen rütteln, sind Julius Bär und die Credit Suisse (CS). Tidjane Thiam hat es in seinem ersten Jahr als Chef der CS geschafft, den durchschnittlichen Lohn pro Mitarbeiter um 15'000 Franken zu drücken. Diese Entwicklung begann allerdings bereits vor Thiam.

Denn 2011 lag der CS-Durchschnittslohn noch bei 266'000 Franken. Ein Grund für den anhaltenden Rückgang ist der laufende Personalabbau im Investmentbanking, der zwangsläufig das durchschnittliche Lohnniveau innerhalb der CS senkt.

Etwas anders ist die Entwicklung bei Julius Bär, wo der Durchschnittslohn im Vergleich zum Vorjahr um 6'000 Franken abnahm: Das im Jahr 2016 eingestellte Personal akzeptierte offenbar tiefere Lohnpakete. Denn die Personalkosten stiegen im Vergleich zur Anzahl Mitarbeiter unterproportional.

Insgesamt ist aber auch bei der noblen Zürcher Bank eine anhaltende Lohnerosion feststellbar. Im Jahr 2014 erhielten die Julius-Bär-Banker im Schnitt noch 240'000 Franken.

4. Die Zürcher Kantonalbank zahlt den Swisscanto-Preis

Bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist das Lohnniveau im zweiten aufeinanderfolgenden Jahr massiv gestiegen. Von 2014 auf 2015 um durchschnittlich 14'000 Franken pro Mitarbeiter und im vergangenen Jahr erneut um 13'000 Franken.

Diese Sprünge sind vor allem auf die Akquisition des Fondshauses Swisscanto zurückzuführen. Wie vergangenes Jahr hiess es auch für 2016, der Personalaufwand sei wegen höherer Boni gestiegen. Das zeigt: Im Fondsgeschäft können offenbar noch andere Leute als Rajiv Jain sehr attraktive Arbeitsverträge haben.

5. Raiffeisen: Spitzenverdiener arbeiten nicht im Hypothekargeschäft

Die Raiffeisen-Gruppe fällt mit ihrem Durchschnittslohn pro Mitarbeiter von 149'000 Franken zwar deutlich ab. Aber auch die Genossenschaftsbank zahlte 2016 besser – im Schnitt 6'000 Franken pro Mitarbeiter.

Aufgrund ihrer Struktur und ihres Geschäftsmixes beschäftigt Raiffeisen auch weniger Spezialisten. Die Spitzenverdiener im Banking arbeiten in der Regel nicht im Hypothekar- , sondern im Anlage- und Kapitalmarktgeschäft.

Bank Loj

6. Man müsste Investmentbanker bei der UBS sein

Oben stehende Tabelle zeigt die Durchschnittslöhne in den verschiedenen Geschäftseinheiten der Credit Suisse, UBS und Vontobel. Dabei fällt auf: Die Investmentbanker der UBS werden mit durchschnittlich 651'000 Franken fürstlich bezahlt.

Oder auch anders formuliert: Das Lohngefälle innerhalb der Grossbank ist beträchtlich. Investmentbanker in London und New York verdienen zweieinhalb Mal soviel wie ein Vermögensverwalter (Wealth Manager) und fast viermal so viel wie die Personal & Corporate Banker in der Schweiz.

Auffällig sind auch die Unterschiede zwischen dem UBS Wealth Management und dem Wealth Management Americas: Hier hat der neue Chef Tom Naratil aber bereits erste Massnahmen getroffen, um die horrenden Lohnkosten für seine Kundenberater zu senken.

7. Das Kronjuwel der CS glänzt mit den tiefsten Lohnkosten

Einige Gräben tun sich auch bei der CS auf: Das Kronjuwel im Konzern, die Schweizer Bank (Swiss Universal Bank, SUB), glänzt mit den tiefsten Lohnkosten. Im Retailgeschäft, also im Brot- und Buttergeschäft der SUB, entspricht das Lohnniveau demjenigen Genossenschaftsbank Raiffeisen. In der Region Asien-Pazifik dagegen verdient der durchschnittliche CS-Angestellte gut 90'000 Franken mehr im Jahr.

Überraschend gross sind die Lohnunterschiede in den beiden CS-Investmentbank-Einheiten. Das Beratungs- und Corporate-Finance-Geschäft ist im Zuge der laufend strenger gewordenen Regulierungen und Kapitalanforderungen inzwischen deutlich interessanter geworden als das klassische Handelsgeschäft.

8. Vontobel lässt sich seine Boutiquen etwas kosten

Die Bank Vontobel bezahlt ihre Vermögensverwalter mit durchschnittlich 269'000 Franken im Branchenvergleich am besten. Enorm sind die Personalkosten aber auch nach Jains Abgang im Asset Management. In dieser Einheit verdient ein Vontobel-Banker durchschnittlich 397'000 Franken im Jahr. Jain hatte diesen Wert 2015 noch bis auf 731'000 Franken katapultiert).

Hier zeigt sich der Charakter einer typischen Asset-Management-Boutique: Fondsmanager erhalten eine Erfolgsbeteiligung bei der Akquisition von Neugeldern sowie auf die erzielten Gebühren und beim Erreichen von Performancezielen.

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