Geht es nach Eric Syz, bauen die Schweizer Banken bald eine zentrale Plattform für Kundendaten. Gespräche dazu sind bereits angelaufen, verrät der Chef und Inhaber der Genfer Bank Syz gegenüber finews.ch.


Herr Syz, Sie interessieren sich nicht nur fürs Banking, sondern auch für Kunst. In Ihrer Sammlung finden sich Werke des Schweizer Künstlerduos Fischli & Wyss. Dieses stellte einst prominent die Frage: Findet mich das Glück? Ist das eine Frage, die auch Sie umtreibt?

Jeder hat eine andere Vorstellung vom Glück. Insofern gleicht dies der Frage nach dem Reichtum. Ich denke, glücklich ist, wer Erfüllung findet bei dem, was er tut. So gesehen bin ich sehr glücklich.

Banking macht also immer noch glücklich?

Da kann ich nur für mich selber antworten. Bei Syz glauben wir an das, was wir tun. Und wir haben Spass daran. Die Banken haben als Industrie weiterhin ihre Raison d’être: Sie stellen den Geldfluss sicher und sind damit das Rückgrat des kapitalistischen Systems.

Einer neuen Umfrage zufolge raten Banker ihren Kindern davon ab, ihnen in den Fussstapfen zu folgen. Ihre Söhne sind jedoch beide Banker.

Als Familie können Sie Ihren Kindern Liebe, Selbstsicherheit und eine gute Erziehung mitgeben. Alles andere müssen die Kinder selber erschaffen. Der Jüngste unserer Söhne hat zuerst in der Chemie Karriere gemacht. Irgendwann sagte er: Ich will ins Banking. Ich entgegnete: Warum nicht, such' dir einen Job, damit Du das Metier erlernst.

Und?

Er fing bei einer Grossbank an und lernte dort das Investmentgeschäft. Seit letztem Februar ist er nun im Schweizer Team von Syz tätig. Der andere Sohn hat sich immer schon fürs Finanzbusiness interessiert und arbeitet nun im Private-Equity-Bereich in Hongkong.

Ihrem Vater, der ein grosses Textilunternehmen leitete, mussten Sie ja versprechen, nicht in dessen Metier einzusteigen.

Das Geschäft, das die Familie damals betrieb, war extrem schwierig geworden. In den 1960er- und 1970er-Jahren wanderte die ganze Industrie in den Osten ab. Die Textilbranche stand erneut vor einem Strukturwandel, nachdem sie bereits im 19. Jahrhundert die Industrialisierung durchgemacht hatte.

«Jetzt bricht dieser aufgestaute Druck über die Branche herein»

So gesehen war der Rat meines Vaters nachvollziehbar – wir standen vor einer Zeitenwende.

Jetzt redet auch im Banking alles von der Industrialisierung.

Wegen ihrer grossen Bedeutung im kapitalistischen System sind die Banken erst viel später unter Industrialisierungsdruck geraten. Jetzt bricht dieser aufgestaute Druck über die Branche herein, beginnend mit der Digitalisierung der ganzen Abläufe. Wenn das jedes Institut selber macht, wird es enorm teuer.

Die Branche müsste bei der Digitalisierung zusammenspannen?

Die IT ist kein Differenzierungsmerkmal mehr. Es geht künftig nur noch um den Inhalt – das, was die Banken ihren Kunden bieten.

«Der Schweizer Finanzplatz übernähme da eine neue Vorreiterrolle»

Folglich gibt es im Swiss Banking ein Bestreben, die Unternehmen zu öffnen und Prozesse zu vereinheitlichen. Ähnliche Gedanken gibt es auch bezüglich des Umgangs mit Kundendaten.

Welche denn?

Es geht um die Frage, ob wir in der Schweiz nicht ein einziges, zentrales Kundeninformations-Zentrum für Compliance-Abfragen, kurz KYC, haben sollten. Dieses würde alle Informationen zum Kunden enthalten, ganz gleich, bei welcher Bank dieser ist. Damit liessen sich die aufwändigen Onboarding-Prozesse massiv reduzieren.

Ist das ein konkretes Projekt?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
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  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
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  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
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  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
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  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
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