Nachdem die Staatsinstitute 2008 und 2009 massive Neugeldzuflüsse hatten verbuchen können, macht sich nun eine neue Normalität bemerkbar.

Es ist nicht lange her, da konnten sich die Kantonalbanken als die grossen Gewinner der Finanzkrise feiern. Viele Grossbanken-Kunden hatten ihr Vermögen auf eine kleinere und sichere Kantonalbank transferiert. Das bescherte den Staatsinstituten in den Jahren 2008 und 2009 enorme Gewinne.

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Inzwischen hat die Situation wieder gedreht, wie sich in der Mehrheit der nun publizierten Jahresabschlüsse der Kantonalbanken zeigt. Der Zufluss an neuem Geld ist zwar nicht verschwunden, aber er hält sich in Grenzen, zumal UBS und Credit Suisse – besonders in der Schweiz – nicht untätig geblieben sind und nun wieder stark um die Kundschaft buhlen.

Unkomfortable Situation

Das trifft die Kantonalbanken doppelt, denn gleichzeitig verharren die Zinsen auf einem sehr tiefen Niveau. Das ist problematisch, weil die Staatsinstitute den Löwenanteil ihrer Erträge im Zinsdifferenzgeschäft generieren. Und solange die Zinsen nicht steigen, rentiert das Anlagegeschäft nur bedingt, und im Hypothekargeschäft schlägt sich jede Volumenausweitung unter dem Strich kaum wesentlich nieder.

So befinden sich die Kantonalbanken nur zwei Jahre nach ihren triumphalen Ergebnissen in einer deutlich weniger komfortablen Situation. Zwar sind die Resultate noch nicht alarmierend, doch zeigt sich bei manchen Instituten, dass man mehr oder weniger auf dem Vorjahr verharrt respektive noch einmal von der Substanz zehren konnte. Zugegeben, einige Kantonalbanken haben auch gut gearbeitet, doch sie sind die Ausnahme.

Umstrittene Strategie

Angesichts der tiefen Zinsen dürften einige Kantonalbanken nun wieder verstärkt in die Vermögensverwaltung investieren wollen. Diese Idee ist nicht neu, sondern macht alle paar Jahre die Runde; allerdings hat sich immer wieder auch gezeigt, dass sie nicht unproblematisch ist.

Zum einen bleibt es umstritten, wenn Kantonalbanken über ihren Heimmarkt hinaus «grasen» gehen, insbesondere solange sie mit einer expliziten oder impliziten Staatsgarantie ausgerüstet sind. Natürlich halten die Kantonalbanken dem entgegen, dass sie diese staatliche Sicherheit auch jedes Jahr abgelten, doch in den Augen der übrigen Banken bleibt hier ein Element, das den Wettbewerb verzerrt.

Von Offshore zu Onshore

Klar ist, dass mit dem Ausbau der durchaus lukrativen Vermögensverwaltung in der Schweiz der Wettbewerb noch härter wird. Denn im «sicheren» Onshore-Banking der Schweiz tummeln sich mittlerweile sehr viele Institute, die andere, bislang getätigte Offshore-Geschäft nicht länger betreiben können oder wollen.

Vor diesem Hintergrund muss jede Expansion in hiesigen Gefilden sehr gut geprüft werden, denn sie könnte sich schon bald als verhängnisvoller Fehlentscheid entpuppen.

Das gilt besonders auch für die Auslandspläne mancher Institute, wie es jüngst das Beispiel der Zürcher Kantonalbank in Österreich gezeigt hat. Inwieweit die Standorte etwa der St. Galler Kantonalbank in Deutschland oder der Genfer Kantonalbank in Frankreich nachhaltig etwas bringen, muss sich auch noch weisen – insbesondere auch, ob es tatsächlich Aufgabe eines Staatsinstituts ist, im Ausland eine solche Präsenz aufzubauen.

Erstaunlich wenig Kooperation

Während es an Expansionsplänen einzelner Institute also nicht mangelt, erstaunt es immer wieder, dass die Kantonalbanken nicht verstärkt untereinander kooperieren. Zwar gab es immer wieder Anläufe in diese Richtung, etwa in der IT oder im Fondsgeschäft, doch darüber hinaus bleibt es ruhig respektive kommen die Pläne nicht zum Fliegen.

Gerade vor dem Hintergrund, dass das Bankgeschäft immer effizienter betrieben werden muss und die Wertschöpfungskette sukzessive aufgebrochen wird, hätten die Staatsinstitute mittels Kooperationen durchaus beste Möglichkeiten, um gewisse Skaleneffekte sowie Einsparungen zu erzielen und auch die Erträge zu steigern. Doch bislang ist das (noch) nicht geschehen.

Offene Stellen bei den Kantonalbanken finden Sie unter diesem Link.

 

 

 

 

 

 

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