Statt Banker-Bashing bricht erstmals jemand eine Lanze für die Banker. Hubert Ralph Schmitt liefert kluge und unaufgeregte Einsichten aus der Finanzwelt von morgen.

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Natürlich ist der Titel eine Provokation. Doch der Inhalt dieses Buches kommt umso überraschender daher und wirkt erfrischend inmitten der permanenten Untergangsszenarien in der Finanzbranche.

Der deutsche Bankier Hubert Ralph Schmitt (im Bild links) hat ein Buch über Banker, Banken und das Bankgeschäft geschrieben. Was darf man da erwarten? Eine schönfärbende Rechtfertigung oder eine schonungslose Enthüllung? Keines von beidem.

Gierige Kunden

Cover_Schmitt_1Vielmehr ist es eine nüchterne und deswegen so spannende Auseinandersetzung mit den grossen Themen, die seit ein paar Jahren die Schlagzeilen dominieren und einen ganzen Berufsstand in Verruf gebracht haben. Schmitt zeigt auf, wie die Banken zwar von Geld und Gier getrieben waren – und es grösstenteils auch noch immer sind –, doch es gelingt ihm ebenfalls darzulegen, dass es auch gierige Kunden und unachtsame Behörden brauchte, um eine Krise auszulösen.

Unaufgeregt, dafür umso genauer, beschreibt Schmitt die Mechanismen, die dazu führten, dass immer unsinnigere Finanzprodukte auf den Markt kamen, wie die Banker als «Verkäufer von Träumen» agierten und weshalb unsere Gesellschaft trotzdem nicht ohne Banken auskommen kann.

So besehen ist das Buch ein Plädoyer für ein Bankgeschäft, das zurückkehrt zu seiner eigentlichen Bestimmung: Der Kapitaltransformation, also der Entgegennahme von Sparguthaben, die der Firmenwelt in Form von Krediten wieder zugeführt werden.

Rückwirkend illegal

Gerade vor dem Hintergrund, dass wir immer älter werden und damit rechnen müssen, dass die staatliche Vorsorge in Zukunft immer karger werden könnte, wird es gemäss Schmitt auch in Zukunft Banken brauchen, die Anlageprodukte entwickeln und anbieten. Selbstkritisch warnt er jedoch davor, jede Mode (Strukturierte Produkte, ETFs, Immobilienfonds) blindlings mitzumachen und appelliert stattdessen an die Disziplin der Kunden – das klingt neu – und an die Verantwortung aller Beteiligten. Konkret plädiert Schmitt dafür, dass man Finanzprodukte möglichst ohne Umschweife und spätestens in drei Minuten verstehen sollte.

Schmitts Buch hat aber noch eine andere Dimension. Es weist zusätzlich darauf hin, dass das juristische Korsett im Bankgeschäft tatsächlich immer enger wird, seit der Staat – aufgeschreckt durch die anhaltende Finanz- und Schuldenkrise – immer neue Gesetze und Regeln erlässt, die zum Teil natürlich ihre Berechtigung haben, manchmal aber geradezu kontraproduktiv sind. «Legales Handeln in der Vergangenheit wird in der Zukunft rückwirkend für illegal erklärt», schreibt Schmitt an einer Stelle und bringt damit ein Problem auf den Punkt, mit dem gerade auch viele Schweizer Private Banker nun konfrontiert sind.

Was sich ändern muss

Alles in allem ist dem Mehrheitsaktionär der deutschen Bank Schilling mit diesem Buch ein Überraschungscoup gelungen. Schmitt, seit gut dreissig Jahren im Geschäft, argumentiert dabei glaubwürdig, warum das Finanzbusiness seine hyperkomplizierten Produkte endlich zur Seite legen und auf eine neue Einfachheit bauen sollte.

«Verantwortung und Disziplin sind Fragen des Charakters und der Veranlagung. Dies gilt sowohl für den Kunden als auch für den Bankberater. Gerade in Anlageentscheidungen ist das Thema der eisernen Disziplin ein ganz essenzielles», schreibt Schmitt. «Das war es zwar schon immer, doch ist die Disziplin in der Vergangenheit zu sehr in den Hintergrund getreten. Das muss sich ändern», so der Autor abschliessend.

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