Die UBS schrumpft ihre Investmentbank. Vor acht Jahren tat sie noch genau das Gegenteil. Es lohnt sich, die Ambitionen von damals nochmals Revue passieren zu lassen.

«Wir wollen mehr Risiken eingehen und im Investmentbanking weltweit die Nummer eins werden.» Heute ist dieser Satz Legende und gilt in der Branche als Ausgangspunkt für jene Ambitionen, welche die grösste Schweizer alsbald in die Misere führten.

John_Costas_2Gesagt hat ihn der amerikanische Banker John Costas (Bild links) Anfang Juni 2004 gegenüber der Anlegerzeitung «Finanz und Wirtschaft» an einem Investorentag der UBS in Zürich. Costas leitete damals das Investmentbanking der grössten Schweizer Bank.

Gestiegener Risikoappetit

Als Costas seine legendäre Aussage machte, sah noch einiges anders aus. Im Jahr zuvor (2003) hatte die Investment Bank der UBS die Hälfte zum Konzerngewinn beigesteuert. Und im 1. Quartal 2004 lag die UBS in den Bereichen Aktienhandel, festverzinsliche Produkte sowie im klassischen Investmentbanking (M&A) hinter der Citigroup und Goldman Sachs auf Platz drei.

Zuspruch erhielt Costas für seine Äusserungen auch vom damaligen UBS-Finanzchef Clive Standish. Dieser erklärte, der gestiegene Risikoappetit bedeute nicht, dass sich die Risikokultur geändert habe. Das Ansehen der Bank und die Bewertung der Aktien an der Börse dürften auf keinen Fall in Mitleidenschaft gezogen werden.

Bald nur noch Makulatur

Die UBS wolle zudem stets in der Lage sein, die Dividende mindestens zu halten, sagt Standish weiter. Rund vier Jahre später waren derlei Aussagen bloss noch Makulatur.

In einem Interview Anfang Januar 2005 mit der «Finanz und Wirtschaft» verdeutlichte Costas seine Ambitionen noch zusätzlich.

Rückendeckung von Marcel Ospel

Damals sagte er unter anderem: «Wir wollen nicht nur die grösste Investmentbank der Welt werden. Grösse allein um der Grösse willen ist nicht entscheidend. Natürlich gibt es in unserer Branche einige Bereiche wie den Aktienhandel, wo Grösse und kritische Masse fundamentale Erfolgsfaktoren sind. Unser Ziel ist es aber auch, die profitabelste Investmentbank der Welt zu werden. Mit hohen Marktanteilen sind wir besser in der Lage, die Kosten tief zu halten und an den entscheidenden hochmargigen Geschäften teilzunehmen.»

Und offensichtlich erhielt Costas für derlei Äusserungen jede nur denkbare Rückendeckung von oben. Oder anders formuliert. Die Schweizer UBS-Top-Banker um Marcel Ospel gefielen sich in der Rolle, dereinst die globale Nummer eins zu sein.

Ziele bis 2008

Auf die Frage, bis wann er dieses Ziel erreichen wolle, erklärte Costas: «Im Jahr 2008. Wir werden aber schon vor 2008 in einzelnen Quartalen die profitabelste Investmentbank sein. Wichtig ist jedoch, über eine längere Zeit die profitabelste zu sein. Es wäre verwegen zu sagen, man sei die führende Investmentbank der Welt, bevor man es nicht über mehrere Jahre hinweg bewiesen hat.»

Wie ein schlechter Scherz klingt heute auch folgende Feststellung Costas: «Wir wollen übrigens nicht nur die grösste und profitabelste, sondern auch die berechenbarste Investmentbank sein.»

Faule Kredite statt Nummer eins

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass noch im Jahr 2006 der Verwaltungsrat der grössten Schweizer Bank als der beste hierzulande galt.

Wie erinnerlich geriet die UBS ab Sommer 2007 in die Wirren der amerikanischen Subprime-Krise und musste in den Folgejahren bis zu 50 Milliarden Dollar an faulen Krediten abschreiben.

Firma in der Firma

Trotz seiner ehrgeizigen Äusserungen war Costas bereits im Laufe des Jahres 2005 von seinem Posten als Leiter der Investmentbank überraschend zurückgetreten und hatte sich ausbedungen, gemeinsam mit einigen Vertrauten innerhalb der UBS einen eigenen Hedge Fund namens Dillon Read Capital Management (DRCM) zu verwalten.

Nach anfänglichen Erfolgen rutschte der Fonds auf Grund der Fehlspekulationen und der enormen Verwerfungen an den Finanzmärkten in die Verlustzone und wurde im Mai 2007 liquidiert. Costas verliess die UBS und tauchte 2009 zusammen mit seinem UBS-Weggefährten Michael Hutchins als Gründer und späterer Chairman der US-Investmentgesellschaft PrinceRidge wieder auf.

Diese hat er vor knapp drei Monaten überraschend verlassen, seither fungiert der heute 55-jährige Costas lediglich noch als Verwalter der Costas Holdings.

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