Die Konsolidierung unter den unabhängigen Vermögensverwaltern ist bis heute ausgeblieben. Heiner Grüter, CEO von WMPartners, liefert Gründe dafür.

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«Der Markt konsolidiert, und keiner geht hin», so beschreibt Heiner Grüter (Bild) die aktuelle Situation. Tatsächlich ist die schon lang beschworene Bereinigung unter den unabhängigen Vermögensverwaltern bis jetzt ausgeblieben – trotz erodierender Erträge, schwindender Margen, schwacher Performance und abfliessender Kundengelder.

«Man hat den Eindruck, wir lebten noch immer auf einer Insel der Glückseligen», sagt Grüter im Gespräch mit finews.ch. Er ist seit April 2011 CEO des Zürcher Vermögensverwalters WMPartners. Das 1971 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 30 Mitarbeiter und zählt zu den ältesten Vermögensverwaltern hierzulande. Mit Kundendepots von mehr als 2 Milliarden Franken ist das Unternehmen auch eines der grössten seiner Art.

Unrealistische Vorstellungen

Für Grüter gibt es eine Reihe von Gründen, weshalb der grosse Konsolidierungsschub noch nicht erfolgt ist. Offenbar sei der finanzielle «Leidensdruck» bei vielen Firmen nach wie vor zu gering, oder anders formuliert: Viele Vermögensverwalter könnten noch immer von ihrer Substanz zehren, stellt Grüter fest. In den Köpfen vieler Akteure herrsche auch noch der Wille nach Selbstverwirklichung anstelle einer unternehmerischen Vision.

«Die Grössenvorteile bei einem Zusammenschluss sind für viele Kleinstunternehmen diffus», erklärt Grüter weiter, der auch feststellt, dass viele Vermögensverwalter unrealistische Vorstellungen für einen Verkauf und die Integration hätten. «Sie sehen ihr Unternehmen in bestem Licht und ignorieren, welche Regulierungsflut noch auf sie zukommt.»

Quereinsteiger in die Finanzbranche

Heiner Grüter hat durchaus einen unvoreingenommenen Blick auf die Branche. Denn seine Karriere hat er grösstenteils nicht im Finanzsektor absolviert, sondern in der Unternehmensberatung, unter anderem bei Bain & Company, sowie in der Informatik-Branche. Allerdings war er in seiner Tätigkeit immer sehr nahe am Banken- und Versicherungssektor, so dass er die Entwicklung der letzten zehn Jahren genau mitverfolgt hat.

Als Quereinsteiger (in die Finanzbranche) kann er wertvolle Impulse einbringen, was mit ein Grund war, dass ihn WMPartners engagiert hat. «Gelegentlich braucht es Leute, die das Bestehende in Frage stellen und so zu neuen Ansätzen und Lösungen verhelfen», sagt Grüter, der bei seinem jetzigen Arbeitgeber bereits zahlreiche Prozesse und Abläufe «homogenisiert» oder entflechtet hat.

Schlagwort «Industrialisierung»

«Die Branche wird nicht um eine gewisse «Toyotaisierung» kommen», erklärt Grüter und meint damit jene Entwicklungen, die unter dem Schlagwort «Industrialisierung» nunmehr auch bei allen grösseren Banken Einzug hält – nämlich das Aufbrechen der Wertschöpfungskette, verbunden mit der Frage, welche Dienstleistungen ein Finanzinstitut noch selber erbringen soll, und was sie auslagern respektive von Zulieferern beziehen kann.

«Nur mit einem solchen Ansatz wird es der Finanzbranche gelingen, sich in den nächsten Jahren zu professionalisieren», erklärt Grüter. Diese fundamentalen Veränderungen seien für viele Vermögensverwalter vorläufig aber noch eine grosse Bedrohung. Dass sich manche Akteure schwer tun, habe verschiedene Gründe.

Enorme Zurückhaltung

Erstens sei die Transparenz in der Branche nur sehr spärlich. «Man weiss nicht so genau, wer alles verkaufen will», sagt der WMPartners-CEO. Das erkläre denn auch die enorme Zurückhaltung. «Zudem sind viele Akteure bei der Offenlegung vertraulicher Unternehmensdaten höchst zögerlich», stellt Grüter fest, und natürlich hätten viele Vermögensverwalter Angst, bei potenziellen Partnern Altlasten, sprich Schwarzgeld, einzukaufen. Last but not least bestünden noch viele regulatorische Unklarheiten, was manche Vermögensverwalter ganz einfach mal abwarten lasse.

Das alles erklärt letztlich denn auch, weshalb die Konsolidierung bislang mehr oder weniger ausgeblieben sei. Vor diesem Hintergrund erklärt Grüter: «Wir können unabhängigen Vermögensverwaltern, die mit den erwähnten Problemen konfrontiert sind, einiges bieten. Denn als einer der grössten unabhängigen Akteure in der Schweiz stellen wir unsere Plattform auch anderen zur Verfügung oder agieren als Anlaufstelle für eine Unternehmensnachfolge.»

Sofortige Entlastung

Das führe bei den Partnern zu einer sofortigen Entlastung bei den administrativen und regulatorischen Aufgaben, sagt Grüter. Ausserdem könnten die Spezialisten aus dem Research, Portfoliomanagement und Marketing von WMPartners neuen Input liefern, und für die Mitarbeiter der Partnerfirma sei eine grosse Kontinuität gewährleistet, indem diese in ein bereits eingespieltes Team eingebunden würden. «Und schliesslich ist für die Kunden die Kontinuität bei der bisherigen Anlagestrategie und den Depotbanken-Beziehungen gesichert», unterstreicht Grüter.

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