Christian Katz, CEO der SIX Swiss Exchange, im Interview mit finews.ch über die Auflösung des Scoach-Joint-Venture mit der Deutschen Börse auf Mitte Jahr.

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Herr Katz, völlig überraschend löst die SIX Group das Scoach-Joint-Venture mit der Deutschen Börse per Ende Juni 2013 auf. Wie kam es zu diesem Eklat?

So weit würde ich nicht gehen. Wir haben gesehen, dass die beiden Märkte Schweiz und Deutschland sehr verschieden sind und sich die Unterschiede über die Jahre noch akzentuiert haben. Aus diesem Grund haben wir entschieden, den Fokus auf die spezifischen Schweizer Bedürfnisse zu legen und den Markt hier stärker zu fördern.

Können Sie das noch etwas ausdeutschen?

Der Markt in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Er ist grösser und schneller gewachsen als der Deutsche. Die beiden Handelsplätze befinden sich zudem in ziemlich unterschiedlichen Märkten. Durch die Entbündelung von Scoach können wir nun noch flexibler und gezielter auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen.

Wie erklärt sich die Diskrepanz beim Umsatz?

Ich denke, wir haben hier in der Schweiz den besten Markt für Strukturierte Produkte in der Welt. Wir haben zusammen mit den Emittenten und den anderen Marktteilnehmern bereits viel erreicht: Punkto Listing mit Prospektprüfung und Straight-Through-Processing über der Connexor-Service, die COSI-Produkte sowie die aktive Marktsteuerung sind wir einzigartig. Dazu kommt, dass der Handel in der Schweiz über eine vollelektronische, leistungsstarke Handelsplattform läuft.

Und in Deutschland?

Deutschland hat ein so genanntes Spezialisten-Modell. Das muss man sich etwa so vorstellen wie unser altes «Ringhändler-Konzept» mit passiver Marktsteuerung. In der Schweiz werden in der aktiven Marktsteuerung sämtliche Transaktionen laufend überwacht und können jederzeit gestoppt werden – beispielsweise wenn es zu einer Fehlbewertung, also zu einem «Mispricing» kommt. Ausserdem ist die Aufsicht in der Schweiz wesentlich weiter und ganz auf den Anlegerschutz ausgerichtet. Sämtliche Finanzinstrumente werden erst nach entsprechender Prospektprüfung kotiert. In Deutschland laufen die Produkte mehrheitlich über den so genannten Freiverkehr.

Steht Scoach Schweiz nun isoliert da?

Nein. Bislang existierten eine Scoach Schweiz sowie eine Scoach Europa. Natürlich bestanden aber immer enge Banden, zwischen Swiss Exchange und Scoach Schweiz. Nun wird der Schweizer Teil bei SIX Swiss Exchange re-integriert. Wir freuen uns auf das Scoach Schweiz Team, denn es hat in den letzten Jahren, und das in Zeiten schwieriger Märkte, eine hervorragende Arbeit geleistet. Mit der Beendigung des Joint Ventures erhalten wir nun wieder mehr unternehmerische Freiheiten und die volle Souveränität über den eigenen Markt zurück.

Was sind Ihre nächsten Schritte?

Ich kann mir neben zahlreichen Massnahmen vorstellen, dass wir unser Leistungsangebot ausbauen und die Kapazitäten erhöhen werden. Ziel ist, uns als erstklassig regulierte Börse für strukturierte Produkte noch besser positionieren zu können – dies im Gegensatz zu anderen, intransparenten OTC-Plattformen hierzulande, die einem funktionierenden Anlegerschutz entgegen stehen.

 


Christian_Katz_180_2Christian Katz leitet innerhalb der SIX Gruppe den Geschäftsbereich Swiss Exchange. Dieser betreibt die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange sowie das Joint-Venture Scoach, die europaweit erste spezialisierte Börsenorganisation für strukturierte Produkte. Zudem verantwortet er den   Indexanbieter STOXX sowie die Swiss Fund Data.

Vor seinem Eintritt Anfang 2009 führte der 45-jährige Christian Katz das Representative Office von Goldman Sachs in der Schweiz, wo er sich auf das institutionelle Aktien- und Aktienderivatgeschäft fokussierte. Zuvor war er acht Jahre für J.P. Morgan Chase tätig.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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