Japan-Kenner Joël Le Saux erklärt im Interview mit finews.ch, warum es an der Börse in Japan gerade abwärts geht – und wie man davon profitieren kann.

Herr Le Saux, die Börse in Japan kennt scheinbar nur noch eine Richtung – steil nach unten. Was ist los?

Es sind vor allem zwei Aspekte, die es da zu beachten gilt: Zum einen wissen die heutigen Anleger praktisch nichts darüber, was vor zwanzig Jahren am japanischen Aktienmarkt geschah – dass es nämlich immer wieder zu enormen Verwerfungen gekommen ist, zuletzt auch im Jahr 2007. Dabei erwischt es in der Regel besonders die Small-Caps.

Und was ist der zweite Aspekt?

Dass die bisherige Hausse vor allem von Hedge-Funds getrieben war. Also eher unnatürlich war. Da flossen enorme Mengen an «Fast Money» in den Markt. Jetzt kriegen die Hedge-Fund-Manager kalte Füsse, weil die Kurse nachgeben. Die Hedge-Fund-Manager geraten unter massiven Abgabedruck, was die Baisse bloss noch verstärkt. Ein Teufelskreis.

Und Sie bleiben da ruhig?

Absolut, weil ich der Meinung bin, dass man den japanischen Aktienmarkt wie jeden anderen reifen Markt betrachten muss.

Will heissen?

Im letzten Halbjahr ist der Nikkei-Index um fast 80 Prozent gestiegen. Das ist nicht normal, sondern eine unzweifelhafte Euphorie, die früher oder später böse enden musste. Das erleben wir nun. So gesehen ist diese Korrektur durchaus gesund und eröffnet besonders im Small-Cap-Segment Kaufmöglichkeiten. In meinem Fonds habe ich den noch verfügbaren Cash gleich dafür verwendet, ein paar eingebrochene Titel zuzukaufen. Etwa Sony Life oder Temp Holding.

Entpuppt sich nun das japanische Wirtschaftswunder «Abenomics» als Farce?

So kritisch würde ich das vorläufig nicht sagen. Tatsache ist aber, dass bereits nach Fukushima eine negative Handelsbilanz resultierte und eine Abschwächung des Yen eigentlich absehbar war. Premierminister Shinzo Abe hat sich diese Entwicklung zunutze gemacht und daraus letztlich «Abenomics» abgeleitet, was bei den Börsianern nachweislich extrem gut angekommen ist.

Dabei sollte man Abe nicht überschätzen. Er ist kein profunder Ökonom, sondern in erster Linie ein Politiker mit nachweislich nationalen, sprich patriotischen Tendenzen. Schwenkt Japan auf einen solchen Kurs zu sehr ein, könnte daraus ein gehöriges Risiko erwachsen. Die Reputation des Landes und damit auch der Börse würde leiden. Vorsicht ist also angebracht.

Wie geht es weiter?

Die Volatilität wird bis auf weiteres bleiben. Die Anleger sind nervös nach der riesigen Hausse. Entsprechend wird es zu weiteren Gewinnmitnahmen kommen, und die Hedge Funds bleiben unter Handlungsdruck, was die Kurse insgesamt kaum stabilisiert. Umgekehrt könnte eine Erholung rascher wieder eintreten, als man es meinen könnte.

Wieso denn das?

Weil es in Japan heutzutage enorm viele Day-Trader gibt, die sehr rasch wieder einsteigen, sobald sie das Gefühl haben, die Talsohle sei erreicht, sprich ein Unternehmen allzu sehr unterbewertet ist. Day-Trader können in Japan für umgerechnet 10 Franken am Tag handeln. Da ist es klar, dass sie extreme Marktsituationen entsprechend nutzen.

Welche Lehren ziehen Sie aus den jüngsten Kurseinbrüchen in Japan?

Wie gesagt, dass das Wissen rund um den japanischen Aktienmarkt heutzutage sehr gering ist. Nachdem die Börse über die letzten zwanzig Jahre die Invesotren regelmässig enttäuscht hat, haben auch die Banken ihr Research in diesem Bereich massiv reduziert.

Dadurch existieren nur sehr wenige Analysten, die eine kompetente Einschätzung der Situation abgeben können. Die Mehrheit ist schlicht überfordert. So gesehen ist die Kapitulation, die wir jetzt erleben eine grosse Chance, «long» zu gehen.


Der Franzose Joël Le Saux spricht nicht nur Japanisch, sondern ist auch ein profunder Kenner des Aktienmarktes im Land der aufgehenden Sonne. Er befasst sich seit 17 Jahren damit. Bevor er im vergangenen Februar zu Syz Asset Management in Genf stiess, war er beim Crédit Agricole, Lazard Frères und der Credit Suisse tätig. Zuletzt arbeitete er bei der Union Bancaire Privée in Genf.

Le Saux hat mehrere Auszeichnungen für seine Fondsverwaltung erhalten, darunter die Auszeichnung «AA» von Citywire und 5 Sterne von Morningstar für den Fonds, den er bei Lazard (Lazard Objectif Japon) verwaltete. Sein Fonds heute: Oyster Japan Opportunities.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.37%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.38%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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