Die Zeiten, in denen es reichte, pauschal auf das Wachstum einzelner Märkte zu setzen, sind vorbei. Heute sei es wichtiger denn je, hochwertige Unternehmen zu finden, sagt Alfred Strebel von Fidelity.

Von Alfred Strebel, Country Head Switzerland, Fidelity Worldwide Investment

Die Auswirkungen der gegenwärtigen US-Geldmarktpolitik sowie die Gefahr, dass der Aufwärtstrend der vergangenen vier Jahre an den europäischen und amerikanischen Aktienmärkten im Jahr 2014 eine Pause einlegt, verdeutlichen die Wichtigkeit von aktiven Anlagestrategien.

Daher sollte die absolut erzielbare Rendite die Basis von Investmentenscheidungen bilden und nicht ein Vergleichsindex als potentielles Abbild des Marktumfeldes.

Schwachpunkte in den Modellen

Wie eine von Fidelity beauftragte Studie* im Mai und Juni dieses Jahres unter grossen institutionellen Anlegern gezeigt hat, besteht bereits beträchtliches Interesse im Markt, sich von der traditionellen Benchmark-Orientierung zu lösen: 78 Prozent der europäischen Institutionen sehen Schwachpunkte in den herkömmlichen Modellen und prüfen zur Zeit Alternativen.

Tatsächlich gibt es verschiedene Kritikpunkte an klassischen Benchmarks: So führt die Gewichtung der Titel nach deren Marktkapitalisierung dazu, dass bereits hoch bewertete Aktien sogar noch übergewichtet werden. Zudem wird die Korrelation von Titeln untereinander nicht berücksichtigt, und der Index bildet Entwicklungen der Vergangenheit ab.

Eingeschränkte Möglichkeiten

In Portfolios, die sich stark an einer Benchmark orientieren, können eigene Einschätzungen in der Regel nur dadurch berücksichtigt werden, dass ein Titel über- respektive untergewichtet wird. Die Möglichkeiten zur Erzielung überdurchschnittlicher Renditen sind somit stark eingeschränkt.

Entscheidend ist daher, dass ein Fondsmanager die grösstmögliche Flexibilität erhält, um tatsächlich aktiv zu investieren. Das heisst, er sollte Titel in den Fonds aufnehmen können, weil er von ihnen am stärksten überzeugt ist, und nicht, weil sie ein grosses Gewicht im Index darstellen.
Voraussetzung für das Entstehen dieser fundierten Überzeugungen ist ein umfangreiches Research sowie die entsprechenden Ressourcen, um das ganze Universum von Titeln fortlaufenden Einzelwert-Analysen unterziehen zu können.

Aus zweiter Hand genügt nicht

Um das wirkliche Potential von Unternehmen zu erkennen, sind persönliche Treffen vor Ort mit der Geschäftsleitung und Mitarbeitern der Firmen, aber auch mit Konkurrenten und Zulieferern wichtig. Allein die Kenntnis der Daten und Fakten oder Informationen aus zweiter Hand reichen als Basis für sinnvolle Anlageentscheidungen nicht aus.

Sind die genannten Voraussetzungen erfüllt, so gibt es verschiedene Anlagestrategien, mit denen durch ein echtes aktives Management die Marktentwicklung langfristig übertroffen werden kann.

Weg von den Benchmarks

Erfolgversprechend könnte die stärkere Loslösung von Benchmarks bis hin zu beschränkungsfreien («unconstrained») Fonds sein. Diese sind in ihrer Zusammensetzung und Gewichtung der einzelnen Titel index-unabhängiger und im Wesentlichen durch ein hohes «Active Money», ein konzentriertes Portfolio sowie eine geringere absolute Fondsvolatilität gekennzeichnet.

Benchmark-unabhängige Anlagestrategien sind besonders im Fall von Ländern und Regionen vorteilhaft, in denen eine Handvoll grosser Unternehmen massgeblich die Performance des gesamten Marktes bestimmt. Am Beispiel des FF - Iberia Fund (über 3 Jahre kumuliert 24,4 Prozent gegenüber -9,3% beim Vergleichsindex), zeigt sich das echte Renditepotential eines Marktes, sogar in negativen Konjunkturphasen.

Zusätzliche Finanzinstrumente

Eine noch weitergehende Möglichkeit für aktives Management bilden Strategien, die nicht nur von steigenden, sondern auch von fallenden Kursen profitieren können, indem sie zusätzliche Finanzinstrumente, wie beispielsweise Short-Positionen, Call- und Put-Optionen oder Pair Trades einsetzen.

Entscheidend ist die flexible Anpassung des Netto-Engagements an die jeweiligen Marktverhältnisse. Bei der Produkt-Kategorie der Fidelity Active STrategy (FAST) etwa kann dieses Nettoengagement bis auf 70 Prozent reduziert oder auf maximal 135 Prozent erweitert werden.

Optimales Verhältnis

Durch den zusätzlichen Handlungsspielraum kann der Fondsmanager ein optimales Rendite-Risiko-Verhältnis erzielen. Die aktive Portfolio-Steuerung drückt sich auch hier durch ein hohes «Active Money» aus, das bei den verschiedenen FAST-Produkten aktuell zwischen 67 Prozent und 107 Prozent beträgt.

Die Zeiten, in denen es reichte, pauschal auf das Wachstum einzelner Märkte zu setzen, sind vorüber. Heute ist es wichtiger denn je, qualitativ hochwertige Unternehmen zu finden, die an sich durch solide Bilanzen, eine gute Unternehmensführung oder auch eine nachhaltige Dividendenpolitik überzeugen.

Kein «Benchmark-Hugging»

Investoren sollten daher bei ihren Anlageentscheidungen darauf achten, dass ein Fonds tatsächlich aktiv verwaltet wird und kein «Benchmark-Hugging» betreibt. Massstab hierfür ist ein hohes «Active Money», das nicht nur das Renditepotential erhöht, sondern auch die Fondsgebühren rechtfertigt.


* Von Greenwich Associates unter 51 Institutionen mit insgesamt über eine Billion Dollar an Assets under Management

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