Viele grosse institutionelle Investoren wenden sich derzeit anderen Anlageklassen zu, während «Goldbugs» Kurseinbrüche für Zukäufe nutzen. Was im Markt fehlt, ist eine mittelfristige Sicht der Dinge.

Die grossen Banken haben ihre Meinung längst gemacht. Hört man auf ihre Einschätzungen, dann gibt es für den Goldpreis in den nächsten zwei Jahren nur eine Richtung: nach unten. Demgegenüber sehen die «Goldbugs» bei jeder neuen Korrektur eine gute Einstiegsgelegenheit. Die auf Sentiment-Analysen spezialisierte Firma Sentix hat diese unterschiedliche Wahrnehmung untersucht.

Den Anlegern fehle derzeit beim Gold die «mittelfristige Perspektive», erklärt Patrick Hussy, Geschäftsführer bei Sentix. Während die einen Investoren die laufend tieferen Niveaus für Zukäufe nutzen wollten, würden sich gleichzeitig viele institutionelle Anleger von dieser Anlageklasse verabschieden.

Folgt das ‹Finale Grande›?

Bei den zumeist besser informierten institutionellen Anlegern erreiche der entsprechende Sentix-Indikator mittlerwele bereits ein Zehnjahres-Tief, wie Hussy weiter ausführt. So gesehen spreche die Stimmung nicht für weitere Goldkäufe. Auch die Charttechnik verheisse zurzeit fallende Kurse, so Hussy. Vergangenen Freitag durchbrach der Preis die wichtige Unterstützungszone von 1'280 Dollar nach unten. Hussy: «Es gibt von dieser Seite her wenig Argumente, die einem an dem Test der Juni-Tiefs zweifeln lassen.»

Die Sentix-Experten weisen in ihrer Analyse auch auf die von der amerikanischen Commodity Futures Trading Commission gemessenen Netto-Bestände an Goldkontrakten: Diese würden anzeigen, dass noch Handlungsdruck zu erwarten wäre. Daraus folgert Hussy: «Somit steht wohl oder übel das ‹Finale Grande› noch aus. Je weniger Empörung in den kommenden Tagen feststellbar sein wird, desto heftiger dürfte der Ausverkauf ausfallen.»

Was macht Janet Yellen?

Die Stimmung könnte allerdings auch sehr schnell wieder kehren, sofern man, wie eingangs erwähnt, eine mittelfristige Perspektive der Dinge hat. Denn: Mit Janet Yellen als künftige Präsidentin der US-Notenbank dürfte eine Vertreterin einer relativ lockeren Geldpolitik das Zepter zu übernehmen. Ihr Anliegen wird es sein, mit tiefen Zinsen und einer hohen Liquidität die jetzt schon gedrosselte US-Wirtschaft vor weiteren Rückschlägen zu bewahren.

Das sind ohne Zweifel Massnahmen, die über kurz oder lang zu einer Inflation führen respektive den Wert des Geldes dezimieren. Allerdings nehmen dies viele Konsumenten und Anleger nicht wahr, sofern dieser Prozess über einen längeren Zeitraum vollzogen wird. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der kleine Sparer so sein Vermögen auf dramatische Weise verliert.

Shutdown als Indikator

Vor diesem Hintergrund ist es nicht ausgeschlossen, dass der Goldpreis selbst im Verlauf der nächsten 12 bis 18 Monaten wieder ansteigt – besonders wenn die Schäden, die der US-Shutdown derzeit verursacht, möglicherweise sogar viel höher ausfallen als bislang vermutet.