Sieben Trends, auf die sich die ganze Vermögensverwaltungs-Branche in den nächsten Monaten einstellen muss.

2014 könnte für die Wealth-Management-Industrie zu einem echten Turnaround-Jahr werden: Zu dieser Einschätzung kommt die Aite Group, eine grosse Research- und Beratungsfirma für die Finanzbranche mit Hauptsitz in Boston.

Die Experten erwarten – stark auch begründet auf Umfragen in der Branche –, dass die Vermögensverwalter ihre Zukunft bald grundlegend anders angehen werden, als dies in den letzten Jahren üblich war. Oder anders: Die Nachkrisen-Phase, die eher defensiv geprägt war, sollte endgültig an ihr Ende kommen.

Und was sind die wichtigsten Trends, die sich für die kommenden Monate daraus ergeben?

  • Die Grossen suchen die Nische

Die führenden Vermögensverwaltungs-Häuser überprüfen ihr Geschäft: Grösse beziehungsweise Durchdringung sind nicht länger ein Wert an sich. Aite fasst den Trend sogar in den radikalen Satz: «Die Tage der global aktiven Wealth Manager neigen sich dem Ende zu.»

Tatsächlich können die Experten aus Boston überzeugende Beispiele nennen – etwa den Verkauf des internationalen Wealth-Management-Geschäfts von Merrill Lynch; oder den Teilexit von Barclays Wealth in über 130 Staaten. In der Schweiz bot die Credit Suisse einen Widerhall, die bekanntlich bald auf viele Märkte verzichten will und kurz vor Jahresende das deutsche Privatkundengeschäft abstiess.

Aite erwartet nun für 2014, dass weitere Wealth-Manager viele Märkte verlassen – um sich zunehmend auf Nischen zu konzentrieren.

  • Comeback der Innovation

Eine erfreuliche Erwartung: Es könnte sein, dass die grossen Vermögensverwalter endlich wieder von der Reaktion zur Aktion übergehen. Statt Kosten zu optimieren und sich dem Regulierungsdruck anzupassen, bemühen sie sich wieder stärker, Innovationen zu entwickeln, um Kunden zu gewinnen und zu halten. Das bedeutet: mehr Technologie, mehr Marketing, mehr Zusammenarbeit innerhalb der Branche zur Entwicklung gemeinsamer Kundendienstleistungen.

  • Big Data als Big Chance

Die Informationsmassen, die sich in einer Bank ansammeln, konnten bislang noch kaum genutzt werden. Die grossen Vermögensverwalter, so Aite, dürften nun den Kampf aufnehmen und versuchen, ihre Wissensberge besser zu monetarisieren. Zuerst wird dies natürlich intern genutzt, das heisst: Die Vermögensverwalter investieren darin, durch Datenanalysen ihren Kunden bessere Produkte und passendere Strategien zu verkaufen.

  • Wer verkauft heute noch Lösungen?

Wer heute Geld anzulegen hat, informiert sich im Internet, bildet sich dort weiter und debattiert dort mit Gleichgesinnten und anderen Anlegern. Dies zwingt die Vermögensverwalter dazu, Erkenntnisse zu verkaufen – nicht Lösungen («insight-selling», so der Beraterbegriff).

Konkret heisst das zum Beispiel, dass die Anlageratschläge auf die Persönlichkeit des Kunden passen müssen. Logischerweise sollten Finanzplanungs-Dienstleistungen vermehrt die klassischen Performance-Ziele und -Papiere ablösen.

  • Online ist gut

Schon heute befinden die meisten Finanzberater, dass ihr Online-Auftritt ihnen selber eine Menge Arbeit abnimmt – zum Beispiel werden sie mit viel weniger Kundenanfragen belästigt. Der Trend gehe nun dazu, dass die Vermögensverwalter ihren Kunden integrierte Geldverwaltungs-Plattformen anbieten wollen und müssen. Aite nennt die Nutzung von Konto-Bündelungs-Plattformen wie Yodlee, CashEdge oder Strands Finance als unverzichtbar für Vermögensverwalter der Zukunft.

  • Zusammen auf die Plattform

Ein weiteres Beispiel – das bekanntlich auch in der Schweiz mehr und mehr greifbar wird – sind die integrierenden Plattformen für Vermögensverwaltungen, Treuhänder und Fondsverwaltungen, die von immer mehr Banken angeboten werden.

Services wie LLB Xpert Views von der LLB, EamXchange von Credit Suisse oder E-Merging von Lombard Odier werden in den nächsten Monaten zu einer zentralen Anlaufstelle fürs die Wealth-Management-Branchen. Und sie sollten für die Banken zu einem wachsenden Business werden.

  • Der neue Kickbacks-Standard

Auch Aite geht auf die Problematik ein, dass die Honorierung via Kickbacks zunehmend unter Druck gerät. Zwar erwartet man keinen weiteren regulatorischen Eingriff – dies jedenfalls mit Blick auf die USA und die angelsächsischen Länder, was aber auch für die Schweiz in den kommenden Monate vermutet werden darf. Doch es sei damit zu rechnen, dass sich nach und nach ein neuer Standard durchsetzt.

Die Erwartung von Aite: Das Kickbacks-Geschäft verlagert sich ins Internet, wo der Interessenkonflikt, den ein Berater bekanntlich hat, durch Algorithmen kontrolliert werden kann. Auf der anderen Seite werden die Vermögensberater aus Fleisch und Blut eher dazu übergehen, für ihren Rat schlicht ein Honorar zu verlangen.

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