Die Goldinitiative der SVP hilft nichts und schadet sehr. Der Vorschlag gefährdet die Stabilität und macht den Entscheid leicht, findet Martin Hess von der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Martin Hess 119x168Martin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Unsere Parlamentarier haben keinen leichten Job. Bei Gesetzesvorlagen müssen sie pro und contra abwägen und dann parteiisch nur noch die goldige Seite beleuchten. Noch schwieriger ist es für uns Stimmbürger, den Durchblick zu behalten.

Die Goldinitiative der SVP, die morgen im Ständerat behandelt wird, ist die traumhafte Ausnahme dieser Regel.

Das schwierige Abwägen der Argumente entfällt. Es gibt kein Pro. Ich habe bis anhin nicht ein einziges halbwegs glaubwürdiges Argument gehört, weshalb die Schweizerische Nationalbank (SNB) zwingend mindestens 20 Prozent der Aktiven in Gold anlegen sollte, wie es die Initiative verlangt.

Sehr guter Leistungsausweis der SNB

Der Leistungsausweis der SNB ist formidabel. Seit Jahrzehnten sind die Konsumentenpreise stabil, was den Wohlstand gefördert hat. Die Nationalbank hat unter widrigen Bedingungen auch einen entscheidenden Beitrag zur erfolgreichen Bewältigung der Finanzkrise geleistet. Es gibt keinen Grund, hier etwas «kaputt zu reparieren».

Der erzwungene Goldzukauf ist nicht nur unnötig, sondern hochgradig schädlich. Die gelungene Unterstützung der UBS wäre so kaum möglich gewesen, da die SNB gleichzeitig noch Gold in Milliardenhöhe hätte zukaufen müssen. Die erfolgreiche Einführung des Euro-Mindestkurses von 1,20, welche massive Devisenkäufe erforderte, noch viel weniger.

Ein unverantwortliches Anliegen

Und wenn doch, dann wäre die SNB-Bilanz noch viel grösser als heute – das glatte Gegenteil der Absicht der SVP. Ein höherer Goldanteil würde auch die Attraktivität des Frankens wohl noch weiter verstärken. Bereits heute sind die Schweizer Goldreserven die siebtgrössten weltweit; und bereits heute kämpft die SNB gegen die Überbewertung unserer Währung – und mit happigen Verlusten auf ihrem Goldbestand.


Goldreserven in Tonnen

Goldreserven


Willkürliche Auflagen zu den Goldreserven legen im Namen der Stabilität die SNB in Ketten. Genauso gut kann man ein Schiff permanent im Hafen vertäuen, weil es auf hoher See zu gefährlich ist.

Wenn die SNB in einer Krise keine raschen Markteingriffe tätigen kann, wird dies zu einer volatileren Preis- und Wirtschaftsentwicklung führen. Dies würde auch der Bankbranche erheblichen Schaden zufügen.