Unerwünschte Offshore-Kunden? Auf einer Plattform können sie nun gezielt transferiert werden, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Das M&A-Beratungsunternehmen MilleniumAssociates hat eine solche Lösung entwickelt. Sie dürfte die Bereinigung enorm beschleunigen.

Was zurzeit im Schweizer Private Banking geschieht, schadet seinem internationalen Ruf: Weil das Offshore-Geschäft regulatorisch anforderungsreicher und damit teurer und riskanter geworden ist, müssen die Banken ihr Auslandgeschäft neu segmentieren.

Kunden – auch wenn ihre Vermögen ordnungsgemäss versteuert sind – werden dabei oft unzimperlich behandelt und aufgefordert, bis zu einem bestimmten Datum eine neue Bank zu suchen. Es sind Massen von unerwünschten Kunden, die auf diese Art behandelt werden oder von ihren derzeitigen Vermögensverwaltern nicht mehr betreut werden können.

Ray Soudah (Bild), Chef des M&A-Beratungsunternehmens MilleniumAssociates, geht davon aus, dass mehrere hundert Milliarden Franken an solchen Vermögen bei den Banken nicht mehr erwünscht sind. Umgekehrt gebe es aber auch Institute, die solche Kunden aufnehmen würden.

Gleichzeitig dürfte aber auch ein hoher Anteil an versteuerten Vermögen in die Ursprungsländer zurückfliessen. «Aber der Kunde wird dabei kaum je gefragt, zu welchem Vermögensverwalter er wechseln möchte», sagt Soudah im Gespräch mit finews.ch.

Ein grosses Durcheinander

Soudah hatte diese Vorgänge bereits im vergangenen Februar als «grosses Durcheinander» beschrieben und dargelegt, dass eine Bankenkonsolidierung für eine so grosse Anzahl von Kunden auf diese Weise nicht stattfinden könne.

Denn Kunden könnten nicht verkauft oder gekauft werden wie im klassischen M&A-Geschäft. Niemand wolle Gefahr laufen, zu Portfolios zu kommen, die mit der eigenen Strategie nicht kompatibel seien oder unabschätzbare Risiken mit sich brächten, ohne dass die kundenspezifischen Daten geprüft werden könnten.

Die Lösung: Eine Transferplattform

Der Chef von MilleniumAssociates hatte damals auch angekündigt, mit einer Lösung für diese «einmalige Marktsituation» aufzuwarten. Nun steht die Lösung: Eine Transferplattform für Banken, die einzelne Kundensegmente abgeben oder aufnehmen möchten.

Das Prinzip: Banken und Vermögensverwalter können vertraulich anzeigen, ob sie aus einem bestimmten Markt, einer Region oder einem Kundensegment aussteigen wollen, oder ob sie entsprechend Kunden aufnehmen möchten.

Kunde kann jetzt mitentscheiden

Ergibt sich eine Übereinstimmung, werden die Teilnehmer von MilleniumAssociates in Verbindung gebracht. Unter sich können sie dann einen Kundentransfer vornehmen. Der Kunde wird in diesen Prozess eingebunden und kann selber entscheiden, ob der den Transfer vollziehen will.

Ziel dieser «Matching»-Plattform namens CATCH (Client Asset Transfer Switzerland) ist die Etablierung eines geordneten Bereinigungsprozesses, der die Kunden von Beginn an miteinbezieht. Angeboten wird CATCH in der Schweiz, in Liechtenstein sowie in Luxemburg und Monaco und einigen wichtigen Onshore-Märkten.

«Dies kann für die Reputation der Banken und für eine zügige Bereinigung der Bankensituation nur von Vorteil sein», ist Soudah überzeugt. Zudem werde das Risiko minimiert, dass Kunden ihre Vermögen wieder abziehen. Und die Lösung biete insgesamt finanzielle Vorteile für die Teilnehmer.

Auch finanzielle Vorteile

Denn der Umsatz, den ein finanzinstitut in den folgenden zwei Jahren mit jedem transferierten Kunden erzielt, soll nach einem definierten Schlüssel mit der ursprünglichen Bank geteilt werden. MilleniumAssociates als Dienstleister ist an diesem «Revenue-Share-Modell» mit einem nominalen erfolgsbasierten Prozentsatz beteiligt, wie weiter zu erfahren war.

MilleniumAssociates hat die Plattform bei mehr als 100 Privatbanken und Vermögensverwaltern in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein sowie auch in anderen Ländern vorgestellt und nun den Betrieb bereits aufgenommen. «Das Interesse ist klar vorhanden», erklärt Soudah, der auf Grund seiner langjährigen Erfahrung ein intimer Kenner der Finanzbranche ist.

Nur deklarierte Vermögen

Die Bedingungen für die Teilnehmer sind einfach: Sie dürfen nur Abgabe- oder Aufnahmewünsche für Kunden mit deklarierten Vermögen anbieten. Kundendaten werden auf der Plattform nicht erfasst. Das Bankgeheimnis bleibt somit gewahrt. Angelegt ist die «Matching»-Plattform vorerst bis Ende 2016. Dann werde der Bereinigungsprozess wohl vorüber sein, meint Ray Soudah.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.31%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.39%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.61%
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