Geldgeschäfte sind zwar alltäglich. Doch im breiten Publikum ist das Grundlagenwissen recht dünn. Zwei Bankenprofis wollen das ändern. Sie starten die Ausbildungsplattform fintool.ch, die Finanzwissen per Video vermittelt.

Finanzausbildung im Internet und per Video: Umsonst und unkompliziert, das breite Publikum als Zielgruppe. Das ist die Idee von fintool.ch, einer Internetplattform, welche der Basler Finanzprofessor und frühere Versicherungs- und Banken-Anlagechef Erwin W. Heri (Bild) und der ehemalige Bankmanager Stefan Holzer entwickelt haben.

Das Prinzip ist einfach: Zweimal wöchentlich werden Videospots von drei bis fünf Minuten Länge aufgeschaltet, in denen jeweils Grundprinzipien der Finanz-, Geld- und Anlagetheorie vermittelt werden.

Für erfahrenere Anleger gibt es einen zweiten Video-Kanal mit anspruchsvolleren Inhalten. Ziel ist der Aufbau einer Art «Videopedia» für Geld- und Finanzthemen, wie Erwin W. Heri im Gespräch finews.ch sagt, wo die Videos ebenfalls abrufbar sind.

Herr Heri, erklären Sie Ihre Absicht mit fintool.ch.

Wir wollen dem breiten Publikum auf anschauliche Art und Weise, objektiv und neutral, die Grundlagen des Geld- und Anlagegeschäftes näherbringen. Anders als bei meinen früheren Sachbüchern zu Geld und Finanz möchte ich heute ein Publikum erreichen, dass sich nicht stark genug für Finanzen interessiert, um dazu ein Buch zu lesen.


 «Verstehen, was im Finanzdschungel abläuft»


Ein Publikum, dass sich aber eigentlich etwas mehr für Geld und Finanzen interessieren sollte. Hier treffen wir uns mit den Anliegen von «Financial Literacy», die davon ausgeht, dass die Bevölkerung ein besseres Basiswissen in Finanzfragen haben sollte, um für die Anforderungen des modernen Gesellschaftslebens gewappnet zu sein. Vielleicht kriegen wir die Leute dazu, sich ab und zu ein Kurzvideo auf ihrem Telefon anzusehen.

Bieten nicht die Banken schon genug Anlageberatung?

Wir machen nicht eigentlich Anlageberatung. Wir wollen, dass die Leute ein gesundes Grundverständnis entwickeln dafür, was man von diesen Märkten erwarten kann und was nicht. Wir wollen, dass sie verstehen, was ein Zins ist, was der Unterschied ist zwischen Geldanlage und Spekulation.

Sie sollen ein Verständnis entwickeln für Risiko und Ertrag und ähnliche Themen. Mit anderen Worten, unsere Zielgruppe soll selber eine Art Intuition entwickeln um all das, was im grossen Finanzdschungel abläuft, einordnen zu können.


«Wollten Sie in der Schule die Kommaregeln lernen?»


Das ist ein hoher Anspruch.

Wahrscheinlich schon. Aber wir beginnen ja nicht gleich mit der Erklärung komplexer Produkte. Zunächst wollen wir ein gewisses Verständnis für die Abläufe an diesen Märkten schaffen. Etwas flapsig ausgedrückt: Wir möchten, dass die Leute «Finanzesisch» verstehen.

Möchten das denn auch die Leute?

Gute Frage. Wahrscheinlich nicht. Aber wollten sie unbedingt die Kommaregeln lernen, als sie in die Grundschule gingen? Sie sind aber eine notwendige Bedingung für vernünftige schriftliche Kommunikation. Und so, denke ich, ist ein einfaches Verständnis für Geld, Finanzen, Budget, Verschuldung etc. zumindest hilfreich, um in einer komplexen Umwelt seinen Weg zu machen.

In der Regel delegieren die Leute doch genau diese Themen an Banken oder Versicherungen.

Ich gebe Ihnen recht: Wahrscheinlich ist diese Art von Ausbildung im Augenblick noch nicht eine Holschuld des Publikums, sondern eher eine Bringschuld der Finanzindustrie. Deswegen kauft das breite Publikum ja auch kein Buch über Geld und Finanzen.

Es wird im Zweifelsfall auch nicht für ein Fintool-Video bezahlen wollen. Unsere «Street-Videos», die sich an die breite Bevölkerung richten, werden deswegen auch immer kostenlos sein.

Wie sieht dann ihr Business Plan aus?

Um ehrlich zu sein: Darüber haben wir uns bisher den Kopf nicht wirklich zerbrochen. Wir haben fintool.ch einfach mal entwickelt und selberfinanziert. Der ganze technische Bereich ist für uns Neuland. Wir lernen sehr viel und haben echt Spass.


«Ein gesellschaftspolitisches Thema»


Der Business Plan folgt dann in einer zweiten Stufe. Wobei wir uns keine Illusionen machen: Geld verdienen kann man mit Fintool wahrscheinlich nicht. Irgendwo werden wir aber schon Geldmittel auftreiben um das Projekt zumindest kostendeckend betreiben zu können. «Financial Literacy» ist ein grosses und wichtiges Anliegen. Und Geld- und Finanzausbildung des breiten Publikums ist geradezu ein gesellschaftspolitisches Thema.

Es kommt deswegen nicht von ungefähr, das es oft in Corporate Social Responsability Programmen genannt wird. Wir reden im Augenblick mit möglichen Premium Partnern, welche die Bedeutung von «Financial Literacy» erkannt haben und hier auch etwas tun wollen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.33%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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