Was soll die künftig ausbleibenden Erträge aus dem Private Banking kompensieren. Eine Idee wäre das Asset Management – doch viel realistischer wäre etwas ganz anderes.

Seit bald zwei Jahren ist von der Asset-Management-Initiative die Rede. Dieser Vorstoss der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und des Schweizer Fondsverbands (Sfama) zielt darauf ab, den Standort Schweiz in ein internationales Kompetenzzentrum für Finanzprodukte und für das Geschäft mit institutionellen Anlegern umzuwandeln.

Allerdings war bisher von dieser Absicht, mit Ausnahme einiger Verlautbarungen, bislang herzlich wenig zu sehen gewesen. Zwar heisst es bei den beteiligten Interessensgruppen, man arbeite im Hintergrund energisch daran und wolle erst etwas präsentieren, wenn es spruchreif und konkret sei.

Wachsende Zweifel

Doch allmählich wachsen in der Branche die Zweifel, ob eine Initiative von Branchenverbänden zur Standportförderung des Schweizer Finanzplatzes wirklich etwas bewirken kann – zumal die Zeit eilt und andere Zentren munter aufrüsten respektive im Asset Management bereits Weltgeltung haben.

Es sind vor allem drei Gründe, welche eine solche Initiative hierzulande in Frage stellen: Erstens, andere Finanzplätze wie London, Luxemburg und auch Paris, sind im Asset Management bereits dermassen etabliert, dass es für die Schweiz extrem schwierig werden dürfte, noch signifikante Marktanteile zu gewinnen.

Gar kein Interesse

Zweitens, die Initiative kommt nicht gratis, sondern muss durch die hiesigen Asset-Management-Gesellschaften finanziert werden. Ob diese unter den aktuell eher anspruchsvollen Rahmenbedingungen (Stichwort: Regulierungsflut) bereit sind, Millionen von Franken locker zu machen, ist eher fraglich.

Und drittes haben die bereits in der Schweiz aktiven Asset Manager eigentlich gar kein Interesse daran, mit ihrem Geld der ausländischen Konkurrenz den Weg in die Schweiz zu ebnen.

Erodierende Erträge

Unter diesen Prämissen ist es nicht ganz erstaunlich, dass die Schweizer Asset-Management-Initiative bestenfalls verhalten vorankommt und bis auf weiteres wohl kaum die im Private Banking erodierenden Erträge kompensieren wird.

Dabei hätte die Schweiz durchaus Chancen, um sich international mit neuen Werten zu positionieren. Den Beweis dafür lieferte vorletzte Woche eine bemerkenswerte Veranstaltung (Bild oben) in Horgen in der Nähe von Zürich.

Namhafte Experten

Dort fand im Ausbildungszentrum «Im Bocken» ein zweitägiges Forum der in Zürich ansässigen Investmentgesellschaft RobecoSAM – ein Unternehmen, das aus dem Zusammenschluss der Schweizer Firma SAM (Sustainable Asset Management) und der holländischen Rabobank-Tochter Robeco entstanden ist sowie derzeit rund 130 Personen beschäftigt und im Bereich nachhaltiger Finanzanlagen tätig ist. Inzwischen gehört das Institut der japanischen Firma Orix.

Im Rahmen dieses Anlasses präsentierten namhafte Experten die neusten Trends und Entwicklungen im Sustainable oder auch Impact genannten Investing (Hier noch einige optische Eindrücke). Die Veranstaltung zeigte klar auf, dass es im Finanzwesen (gerade für die Schweiz) enorme Perspektiven gibt und man daher mit dem Lamento auf den Untergang des Bankgeheimnisses getrost stoppen könnte. 

Bloss nicht unterschätzen

Natürlich darf man in Sachen nachhaltig Investieren geteilter Meinung sein und mit den üblichen Vorurteilen argumentieren, solche Anlagen seien unter dem Strich bloss teurer und lieferten weniger Performance. Allerdings darf die gesamte Entwicklung in diesem Sektor keinesfalls unterschätzt werden, zumal immer mehr Firmen von sich aus, den Aspekt der Nachhaltigkeit laufend höher gewichten und viele institutionelle Anleger im Bereich der Vorsorge nach so genannten Sustainability-Kriterien das Geld der Versicherten verwalten.

Es ist auch eine Tatsache, dass heute viele vermögende Kunden ihr Geld vernünftiger, sinnvoller und bewusster angelegt haben sollen –, und dieser Trend unter den Millennials – so heissen die Bankkunden, die um die Jahrtausendwende herum geboren wurden – wird sich zweifelsohne noch massiv verstärken.

Zweistelliges Wachstum

Vor diesem Hintergrund ist es auch kaum erstaunlich, dass der europäische Verband für nachhaltige Anlagen, Eurosif, von einem weiteren, zweistelligen Marktwachstum ausgeht, wie am vergangenen Wochenende zu erfahren war.

Schon heute werden hierzulande fast 60 Milliarden Franken an nachhaltigen Anlagen verwaltet und mehr als 200 Akteure sind auf dem Gebiet nachhaltiger Finanzen tätig. Natürlich ist das noch wenig, aber die Wachstumschancen sind riesig, und in diesem Markt hätte die Schweiz beste Voraussetzungen, um sich international weiter zu profilieren – aus mehreren Gründen.

Klar abgesteckt

Bereits jetzt verwalten die Schweizer Institute einen weltweit hohen Anteil an «Nachhaltigkeitsgeldern»; die fachliche Expertise ist also vorhanden und das Wachstums- und Erfolgspotenzial gross, da andere Länder noch kaum so weit sind. Hier kann die Schweiz – im Gegensatz zum eingangs erwähnten Asset Management – eine echte Vorreiterrolle übernehmen – so, wie sie das früher auf anderen Gebieten auch getan hat.

Kommt hinzu, dass die Schweiz generell ideale Voraussetzungen für nachhaltig investierte Vermögen bietet: Unser Land besitzt ein bewährtes Banksystem, die politischen Verhältnisse sind demokratisch und nach wie vor stabil, der Rechtsrahmen klar abgesteckt und verlässlich, die Kompetenz der Beschäftigten in den Finanzinstituten immer noch sehr hoch, und als Ganzes steht die Schweiz imagemässig so da, dass viele ausländische Kunden gerne hierher kommen, um ihr Geld sinnvoll und vernünftig investiert zu haben.

Langfristige Sichtweise

Während die Asset-Management-Initiative kaum vom Fleck kommt, formiert sich die Schweizer Sustainability-Branche entschlossen und geeint. Der unlängst gegründete Verein Swiss Sustainable Finance (SSF) «will den Wandel anstossen, der den Schweizer Finanzplatz für die Zukunft rüstet», sagt Sabine Döbeli, SSF-Geschäftsführerin. Immer mehr Kunden würden explizit eine langfristige Sichtweise bei Finanzprodukten fordern, bestätigt Döbeli. Geplant sei die Entwicklung praxistauglicher Instrumente, die Förderung von Aus- und Weiterbildungen für Finanzfachleute und die Bereitstellung von Marktinformationen.

Weiteres Gewicht erhält das nachhaltige Investieren dadurch, dass heute ein Drittel der weltweiten Volumen an Mikrofinanz-Investments in der Schweiz betreut werden. Denn bereits in den vergangenen zehn Jahren haben Schweizer Finanzinstitute eine Vielzahl nachhaltiger Dienstleistungen und Finanzierungsinstrumente entwickelt. Die Zürcher Firma responsAbility ist auf diesem Gebiet führend.

Häme von der Bankiervereinigung

Etwas erstaunlich war dann unlängst die Reaktion der Bankiervereinigung auf die Formierung des SSF. Anstatt in Sachen Asset-Management-Initiative endlich einige greifbare Resultate vorzuweisen, beschränkte man sich in einem Kommentar mit einigen hämischen Feststellungen, den Vorstoss der Sustainble-Leute kritisch zu hinterfragen. So hiess es etwa:

«Verantwortungsvolles Handeln lediglich als Mittel einzusetzen, um vor Reputationsschäden und legalen Risiken zu bewahren, kann als Compliance-Übung höchstens ein Etappenziel sein. Es wird nur dann eine Breitenwirkung entfalten, wenn darin die Möglichkeit zusätzlicher Erträge erkannt wird. Der Gipfel der Nachhaltigkeit kann nur durch eine entsprechende fundamentale Haltung und nicht durch einzelne Produkte oder Prozesse erklommen werden

Oder noch etwas kritischer: «Nebst genügend Proviant sind ein paar Atemgeräte empfehlenswert. Die Luft kann bisweilen dünn werden und soll nicht auf das Leistungsvermögen der Expedition schlagen. Wichtig sind auch Funkgeräte, um die jeweilige Position klar kommunizieren zu können und den Kontakt mit der Basis nicht zu verlieren

Vor dem Hintergrund des bisher doch eher dürftigen Leistungsausweises der Asset-Management-Inititive muten derlei Kommentare eher etwas deplatziert an.

Dollar-Milliarden in einem Saal

Wie wichtig der hiesige Standort in dieser neuen Domäne ist, zeigte sich auch an dem kürzlichen Forum von RobecoSAM. Die rund 300 Teilnehmer, vorwiegend Asset Manager und institutionelle Investoren, vertraten ungefähr 8'000 Milliarden Dollar an Kundenvermögen, und die Marktkapitalisierung ihrer Unternehmen belief sich auf etwa 1'300 Milliarden Dollar.

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