Die Direct-Lending-Firma Swisspeers startete im August 2015. Das Interesse an massgeschneiderten Unternehmenskrediten steigt, wie Co-Gründer Alwin Meyer im Interview feststellt.


Das Interview stammt von der Partnerwebsite schweizeraktien.net.


Herr Meyer, welches Segment bei KMU-Krediten ist genau Ihr Ziel?

Wir wollen uns im Bereich ab 50'000 Franken bis einer Million Franken etablieren. Gemäss unseren Marktabklärungen sind da die Bedürfnisse am grössten.

Warum?

Die Versorgung mit Krediten wird in diesen Grössenordnungen durch die traditionellen Kanäle nicht ausreichend sichergestellt. Banken vergeben nur in Ausnahmefällen unbesicherte Investitionskredite unter einer Million Franken.

Wir stellen aber fest, dass sehr viele KMU gerade in diesem Bereich über viele Projekte verfügen, sei es um einen Internetauftritt zu professionalisieren oder ein neues Montageteam für einen Elektroinstallateur aufzubauen – samt Personal und Fahrzeug.

Was schätzen einerseits die kreditsuchenden KMU und andererseits die Investoren an Ihrem Angebot?

Unserem Geschäftsmodell wird viel Sympathie entgegengebracht. Bei den KMU, weil sie die unkomplizierte, bequeme, orts- und zeitungebundene Alternative schätzen. Auf der Investorenseite, weil sie die Möglichkeit sehen, im Franken-Festzins-Bereich im Tiefzins-Umfeld eine positive Rendite zu erzielen.

«Der Registrierungsprozess für Investoren hat sich seit unserem Start massiv verändert»

Dabei setzen Investoren ihr Geld für etwas Sinnvolles ein – eine «Double Bottom Line», wie man sie aus der Mikrofinanz kennt.

Gab es denn bisher auch begründete Kritik, die es Ihnen ermöglicht hat, das Angebot zu verbessern?

Der Registrierungsprozess für Investoren hat sich seit unserem Start massiv verändert. Da konnten wir bereits mit Hilfe der Investoren und des Regulators eine massive Vereinfachung erwirken. Seit Anfang 2016 lässt die Finma neue Identifikationsverfahren für Investoren zu.

Die Selbstregulierungsorganisation zur Bekämpfung der Geldwäscherei, der wir angeschlossen sind, hat die Regeln so übernommen, dass wir die Identifikation jetzt ohne Medienbruch, sprich: vollständig online, durchführen können.

Was sind Ihre ersten Assoziationen, wenn Sie an den Markt und die chinesischen Fintechs denken?

Ich habe gehört, dass in China über 6’000 Plattformen im Crowdfunding existieren. Ich glaube, das explosionsartige Wachstum von solchen Plattformen zeigt uns deutlich, dass sich Crowdfunding etablieren wird und sich einen gewichtigen Platz in der digitalen Wirtschaft verschafft.

«Crowdfunding etabliert sich auf breiter Front»

Wie bei allem wirtschaftlichen Tun gibt es auch in diesem Bereich Schwarze Schafe. Diese zu eliminieren, ohne die Modelle mit der Gesetzeskeule zu erschlagen, ist in China und auch weltweit eine zentrale Herausforderung.

...und bei amerikanischen?

Hier gilt Ähnliches wie in China. Crowdfunding etabliert sich auf breiter Front. Hingegen sehen wir in den USA die Herausforderung einer erstickenden Umarmung der neuen Geschäftsmodelle durch die klassische Finanzindustrie.

Das zeigt insbesondere der Lending Club Fall. Nicht das originäre Crowdlending hat zum Skandal geführt, sondern die darum herum gebauten Finanzstrukturen. Wir wollen genau das vermeiden, indem wir bereits jetzt einen hohen Wert auf die Etablierung einer sauberen Corporate-Governance-Struktur legen.

Wie ist die Situation in Grossbritannien?

Da staunen wir über die offene Herangehensweise des Gesetzgebers an alle Fintech-Themen. Das hilft natürlich ungemein. Fairerweise muss man sagen, dass die Ausgangslage auch eine andere ist.

«In der Schweiz werden sich zwei Sorten von Fintechs etablieren»

Die Konsolidierung im Bankensystem hat den Wettbewerb stark eingeschränkt, und so hat der Regulator die Aufgabe, hier Gegensteuer zu geben.

Was erwarten Sie – realistisch – für die Zukunft der Schweizer Fintech-Szene?

Ich kann die Fintech-Branche hier nur bedingt beurteilen, da ich in einem spezifischen Bereich unterwegs bin und mich noch zu wenig mit der ganzen Branche auseinandergesetzt habe.

Ich kann mir aber vorstellen, dass sich in der Schweiz zwei Sorten von Fintechs etablieren werden. Die eher bodenständige Fraktion, die ein Geschäftsmodell findet, das im Schweizer Markt in die Gewinnzone geführt werden kann.

Und auf der anderen Seite werden es hoch innovative Unternehmen in Nischen sein. In Nischen, wo Skaleneffekte in einem grossen homogenen Heimmarkt (zum Beispiel die USA oder China) keinen erdrückenden Vorteil darstellen.


Gegründet wurde das in Winterthur ansässige Direct Lending-Unternehmen Swisspeers von Alwin Meyer zusammen mit Andreas Hug und Stefan Nägeli im August 2015. Ziel dieser Unternehmer mit akademischem Background war von Anfang an, Lösungen für den Kreditbedarf von KMU zu schaffen. Nach wenigen Monaten am Markt kann sich die erste Zwischenbilanz sehen lassen: Sieben Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 500’000 CHF sind bereits abgeschlossen.

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