Wie andere Schwellenländer musste Brasilien in den letzten Monaten Federn lassen. Wie geht es weiter? Antworten von Alexander Gorra von BNY Mellon Asset Management.

Alex_GorraAlexander Gorra (Bild) ist Senior Strategist bei BNY Mellon ARX, einer Investmentboutique von BNY Mellon Asset Management. BNY Mellon Arx verwaltet mit dem BNY Mellon Brazil Equity Fund und dem neu lancierten BNY Mellon Latin America Infrastructure Fund zwei auch in der Schweiz erhältliche Investmentfonds.

Herr Gorra, Brasilien verzeichnete in den letzten Jahren ein starkes Wirtschaftswachstum und der Aktienmarkt sorgte für eine überdurchschnittliche Performance. Mittlerweile überwiegen negative News. Ist der Markt noch günstig?

Alex Gorra: Obwohl die Aktienmarktentwicklung seit 2010 und in den ersten fünf Monaten dieses Jahres flach verlief, hat sich das Wachstum der Gewinne pro Aktie fortgesetzt. Es liegt momentan annualisiert bei 25 Prozent. Gleichzeitig reduzierte sich das Kursgewinnverhältnis in den vergangenen zwei Jahren. Der Wert liegt bei 9 für die kommenden 12 Monate. Dies macht Brasilien zu einem der günstigsten Aktienmärkte in den Schwellenländern.

Manche Emerging Markets verzeichneten zu Beginn des Jahres starke Abflüsse. Wie ist das zu beurteilen?

Man sollte man den Markt langfristig betrachten. Ausserdem gab es trotz flacher Märkte signifikante Möglichkeiten zur Alpha-Generierung.


«2010 sollte die Wirtschaft um 4,5 Prozent zulegen»

Brasilien beschloss kürzlich die Staatsausgaben um rund 50 Milliarden Real (25 Milliarden Franken) zu kürzen. Was hat das für einen Einfluss auf das Wirtschaftwachstum?

Zusammen mit der Erhöhung der Zinsen wird diese Massnahme dafür sorgen, dass das Wachstum auf ein nachhaltiges Niveau sinkt. Brasilien wuchs 2010 um fast 8 Prozent. In Anbetracht der Infrastrukturverhältnisse ist dies nicht nachhaltig. In diesem Jahr sollte die Wirtschaft um etwa 4,5 Prozent zulegen. Das wäre angebracht.

Trotz Zinserhöhung weist Brasilien nach wie vor eine Teuerungsrate von 6,5 Prozent aus. Hat die neue Regierung um Dilma Rousseff die Inflation im Griff?

Die Strategie der Zentralbank bleibt die Gleiche wie bei der Lula-Regierung. Vordringlichstes Ziel ist es, die durchschnittliche Teuerung bei 4,5 Prozent zu halten. Die neue Regierung hat zahlreiche Massnahmen getroffen, um dem Kreditwachstum Einhalt zu gebieten.


«Drei Gründe sprechen für einen starken Real»

Wie wird sich der brasilianische Real entwickeln?

Drei Gründe sprechen für eine starke Währung. Erstens die hohen Zinsraten. Zweitens das beträchtliche Wirtschaftswachstum. Und drittens bleibt Brasilien eine bevorzugte Region für ausländische Direktinvestitionen, weil die Region im Vergleich zu anderen Schwellenländern eine hohe politische und wirtschaftliche Stabilität aufweist.

Investitionen in Brasilien sind oft auch Investitionen in Energiefirmen. Besteht da nicht eine grosse Abhängigkeit vom volatilen Ölpreis?

Wir kaufen keine Energietitel nur weil wir einen höheren Preis erwarten. Für uns müssen auch das Management und die Corporate Governance stimmen. In unserem Portfolio führen wir Ultrapar (Tankstellenbetreiber) im Bereich Energie. Allerdings ist das Unternehmen eher im Retailbereich tätig. Zieht man diese Position ab, haben wir momentan eher eine Untergewichtung des Energiesektors in unserem Fonds.

Die jüngsten Käufe waren Sonae Sierra Brasil und Autometal – was macht diese Titel so interessant?

Für Sonae Sierra sprechen die guten Aussichten, die wir im Bereich der Einkaufszentren sehen. Im Retailgeschäft hat man einen günstigeren, stärkeren Cash-flow. Das Unternehmen hat ausserdem auch einen Immobilien-Zweig. Autometal kauften wir nach ihrer schwachen IPO-Performance. Dabei handelt es sich um einen Automobilzubehör-Lieferanten, der momentan attraktiv bewertet ist.

Wie beurteilen Sie die angeblichen Megatrends im Zusammenhang mit der Fussball Weltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien?

Natürlich haben solche Ereignisse einen positiven Einfluss. Viel wichtiger ist aber die langfristige Perspektive. Brasilien, und Lateinamerika als Ganzes, sind in eine Investitionsphase eingetreten, die Asien die vergangenen dreissig Jahre durchschritten hat. Ohne die nötige Infrastruktur kann das Wachstum aber nicht gehalten werden.


«Wir investieren vor allem in liquide Märkte»

Alex_Gorra_qProjekte im Infrastrukturbereich sind darum unumgänglich, um keine Engpässe zu verursachen und das Wachstum nachhaltig zu gestalten. Mit tieferen Zinsen beim Real (momentan 6 Prozent) werden längerfristige Projekte in der Infrastruktur attraktiver. Ausserdem achten wir darauf, dass wir in Infrastruktur-Firmen investieren, die ihre Einkommensströme an die Inflation gekoppelt haben.

Welche anderen Länder interessieren Sie?

Wir investieren vor allem in liquide Märkte. Ein Teil unseres Fonds ist in Mexiko investiert. Wir haben aber auch Positionen in Chile, Peru und Kolumbien. Auf Grund der Liquidität dieser Märkte sind diese Positionen aber klein.

 

 

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