Der Fondsanbieter DWS Schweiz logiert seit kurzem im Prime Tower, dem höchsten Gebäude der Schweiz. Soll das etwa Signalwirkung haben?

Harald_Reczek_2Herr Reczek, DWS Schweiz ist in den Prime Tower in Zürich umgezogen. Was sind Ihre ersten Eindrücke?

Die neuen Räumlichkeiten ermöglichen es, unser Fachwissen und die Erfahrung der meisten Mitarbeiter der Deutschen-Bank-Gruppe in der Schweiz unter einem Dach zu vereinen. Der Prime Tower, das aktuell höchste Gebäude der Schweiz, setzt auch hinsichtlich Architektur, Technik sowie ökologischer Standards neue Massstäbe.

Sollte ein Finanzinstitut nicht eher im Stadtzentrum angesiedelt sein?

Unser neuer Standort befindet sich in Zürich West, einem vorzüglich erschlossenen und aufstrebenden Quartier. Weitsicht, Transparenz, Kompetenz und Bodenhaftung spiegeln dabei unsere Werte für eine erfolgreiche Performance wider. Für uns ist das «wo» weniger bedeutend als das «wie oder wie gut» Die Basis für hervorragende Leistungen ist definitiv gegeben.

Apropos Performance. Wie läuft das Geschäft?

Es ist weiterhin von einer gewissen Skepsis bei den Kunden geprägt. Immer mehr rücken aber das Risikomanagement, strengere Evaluationsprozesse und der Druck nach mehr Performance in den Vordergrund, genau jene Themenschwerpunkte, denen wir uns seit rund zwei Jahren intensiv verschrieben haben.

Auf Grund der gestiegenen Volatilität setzen immer mehr Anleger auf passive Strategie mit Exchange Traded Funds. DWS plädiert aber eher für aktives Management. Ein Widerspruch?

Nein. Unterschiedliche Ansätze erhöhen die Konkurrenz und beleben das Geschäft. Wem es wohler ist mit passiven Fonds, notabene in einem Umfeld, in dem Ineffizienzen die Märkte stark beeinflussen, kann nach wie vor auf passives Investieren setzen. Aktives Management wurde früher vielleicht auch eher mit einer Buy-and-hold-Strategie gleichgesetzt. Das ist natürlich falsch.

Warum?

Aktives Management heisst für uns ganz klar, eine absolute Mehrrendite über einen Investitionszyklus zu liefern. Für Fonds spricht zudem deren Struktur. Als «Sondervermögen» sind sie nicht Teil einer Bankbilanz. Damit ist einem wichtigen Sicherheitsaspekt, der die Due Dilligence primär auf die Qualität des Managements fokussieren lässt, entsprochen. Das sich ändernde regulatorische Umfeld spielt Fonds daher weiter in die Hände.

Womit wollen Sie diese Absicht im laufenden Jahr umsetzen?

Mit Engagements in Emerging-Markets sowie mit dividendenstarken Titeln, also mit einkommensorientierten Strategien. Beides sind Investitionsgebiete, bei denen man mit einem passiven Ansatz mittelfristig nicht zum gewünschten Resultat gelangt. Zum einen, weil gerade die Emerging-Markets punkto Research Marktineffizienzen zu Tage treten lassen, und zum anderen, weil Dividende nicht gleich Dividende ist, daher auch hier mit einem professionellen Investmentprozess ein Mehrertrag erwirtschaftet werden kann.

Das müssen Sie uns genauer erklären.

Die Baby-Boomer-Generation beispielsweise erreicht langsam das Pensionsalter. Vor diesem Hintergrund sind diese Anleger an einem zusätzlichen Einkommen, um ihre Aktivbezüge annähernd zu erreichen, interessiert. Ziehen wir die vergangene Investitionsdekade heran, dann sind Dividendentitel, wichtiger denn je. Zieht man den Zeitraum von 2000 bis 2009 heran, dann lag der Anteil der Dividende am Gesamtertrag bei über 100 Prozent, im 20. Jahrhundert bei immerhin beinahe der Hälfte. Ich bin überzeugt, dass Dividenden auf Jahre hinaus eine wichtige Ertragsquelle für Investoren bleiben.

Auf dividendenstarke Aktien setzen derzeit viele Fondsanbieter. Wo liegen weitere Stärken von DWS?

Das ist korrekt. Aber wenige verfügen über ein so eingespieltes Team wie wir, und über einen Investitionsprozess, der heute bei rund 10 Milliarden Euro an Kundenvermögen Anwendung findet, und im letzten Jahr eine positive Rendite (beispielsweise im DWS Top Dividende von mehr als 5 Prozent in Euro) erbrachte. Darüber hinaus besitzen wir Stärken in den Bereichen Aktien Schweiz und Deutschland, ausserdem bei Investitionen im Agribusiness sowie in Afrika, einem weiteren Investitionsgebiet, das via Fonds abgebildet werden sollte. Diese Anlagen sind sinnvoll als «Satelliten» – als Ergänzung zu einer stabilen Kernanlage.


Harald_Reczek_3Harald Reczek ist seit 2008 CEO der DWS Schweiz, dem Fondsanbieter der Deutschen Bank. Darüber hinaus verantwortet er die Geschicke der DWS in Österreich und Italien. Zudem ist er Teil des Deutsche Bank (Schweiz) Executive Committee.

Er studierte an der Universität Leopold-Franzens in Innsbruck sowie an der University of Manchester Institute of Science and Technology und erwarb einen internationalen MBA. 2006 stiess er zur DWS, wo er als Head Retail Sales Schweiz der vormaligen DWS Investments Schweiz den Vertrieb der DWS Fondspalette sowie den Aufbau von DWS GO, der Plattform für strukturierte Produkte, verantwortete.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.49%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.39%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.23%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.28%
pixel