Martin_LiechtiErstmals spricht der frühere UBS-Top-Banker Martin Liechti über seine Tätigkeit als selbständiger Berater und Coach. Es brauche keine Weissgeldstrategie innerhalb der Schweiz, sagt Martin Liechti gegenüber finews.ch.

Der ehemalige UBS-Manager Martin Liechti kam als Geisel der US-Justizbehörde mit Fussfessel zu ungewollter Bekanntheit. Jetzt berät er Schweizer Banken, wie sie sich in einer veränderten Welt besser positionieren sollen.

Derzeit macht in der Branche das Gerücht die Runde, dass Liechti bei der US-Finanzmarktaufsicht eine SEC-Lizenz als Investment Advisor beantragt habe. Das hält er auf Anfrage grundsätzlich für eine gute Idee, stimme aber nicht.

«Als Berater brauche ich keine Lizenz»

«Nicht ich selber besitze eine SEC-Lizenz als Investment Advisor, sondern einige Kunden, die ich berate», sagte Martin Liechti gegenüber «finews.ch». «In meiner jetziger Tätigkeit als Managementberater und Coach brauche ich keine Lizenz.»

Liechti ist aber überzeugt: «Man muss mit den USA in Frieden leben. Sonst kann man vermögende Familien und Kunden nicht weltweit betreuen.»

Er selber reise viel, so der frühere UBS-Top-Manager weiter. Das Kapitel mit seiner Rolle in der juristischen Auseinandersetzung der USA mit der UBS sei für ihn abgeschlossen.

Gefragte Lateinamerika-Kenntnisse

Martin_Liechti_5Mit Parkside Advisors, wie seine vor bald zwei Jahren gegründete Beratungsfirma heisst, berät Liechti heute namhafte Banken, Finanzdienstleister und Familien in Strategiefragen und mache Projektbegleitungen. «Dazu nutze ich meine Kenntnisse des Bankgeschäfts und von Lateinamerika. So begleite ich derzeit ein Institut mit Expansionsplänen in Kolumbien», sagte Liechti gegenüber «finews.ch» weiter.

Martin Liechti verantwortete bei der UBS zuletzt bis 2008 das Wealth Management für Nord- und Südamerika.

Zwar strebt Liechti eine Tätigkeit in einer Bank nicht unbedingt an, doch: «Böte man mir eine Funkion in einem Bankenorgan an, würde ich diese prüfen – das Einverständnis der Finma vorausgesetzt», hält er gegenüber finews.ch fest. Allerdings hält er die Beratertätigkeit derzeit ohnehin für die spannendere Aufgabe.

Limitierte Handlungsfähigkeit der Banken

Denn der Aktionsradius der Banken sei im heutigen, von Steuerstreitigkeiten geprägten Umfeld sehr limitiert. «Das grenzüberschreitende Bankengeschäft wurde durch neue Gesetze stark eingeschränkt. In dieser Ausgangslage helfe ich den Banken, sich besser zu positionieren.»

In diesem Kontext ist für Liechti die derzeit verfolgte Weissgeldstrategie der Schweizer Banken nicht zukunftsweisend: «Alle reden vom Schwarzgeld, das in der Schweiz lagere, und dass die Banken daher dringend eine Weissgeldstrategie bräuchten. Dem stimme ich grundsätzlich zu, doch greift die Diskussion meist zu kurz: Wir brauchen keine Weissgeldstrategie innerhalb der Schweiz. Vielmehr tut eine Strategie Not, zur regelkonformen Vermögensberatung auf der ganzen Welt.»

Martin Liechtis Vorbild: Guggenheim Partners

Liechti war nach seiner unerwarteten Festnahme in den USA als Kronzeuge in der Anklage gegen die Offshore-Aktivitäten der UBS aufgetreten. Er hatte aber jegliche Aussage verweigert. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz war er dann über die Bücher gegangen.

Heute sagt er: «Viele Kunden haben Finanzbedürfnisse, welche unerfüllt bleiben. Damit diese vermögende Klientel von der Schweiz aus betreut werden kann, braucht es eher ein Beratungsmodell denn ein Bankengeschäftsmodell.»

Denn eine Bank könne beispielsweise eine Unternehmerfamilie bei der Suche nach Übernahmeobjekten im Privatbesitz nicht neutral unterstützen.

Gefragt nach einem guten Beispiel verweist Martin Liechti auf die US-Firma Guggenheim Partners, mit Geschäftsstellen in New York, London, Hongkong und Genf. Die Firma verwaltet Vermögen von 125 Milliarden Dollar und beschäftigt dazu weltweit 1'000 Mitarbeiter. Sie habe keine Banklizenz und böte Dinge an, die Banken nicht offerieren könnten, so Liechti.

Jetzt muss rasch gehandelt werden

Für solche (Berater-)Firmen ist die Schweiz laut Liechti prädestiniert: «Der Bankberater in London denkt in Pfund oder Dollar. Der Bankberater in Madrid oder Frankfurt denkt in Euro. Die Kunden, die ich meine, brauchen aber alle drei Währungen. In der Schweiz gibt es viele Berater mit internationaler Erfahrung. Das ist eine wertvolle Ressource.»

Laut Liechti müsse rasch gehandelt werden, um all die Arbeitskäfte zu halten, welche jetzt zwischen Stuhl und Bank fallen würden.

Beraterlizenzen sind leichter zu haben

Als Vermögensberater ist es heute laut Liechti durchaus möglich, sich die Lizenzen zu beschaffen, um in ganz Europa, Lateinamerika oder den USA tätig sein zu können. «Die Auflagen an eine Bank hingegen sind überall ungleich viel höher.»

Die Banken würden somit gezwungen, eine Produktanbieter-Funktion zu übernehmen und sich zu spezialisieren, etwa auf eine Custody-Rolle. Was sich aber von ihrer Ursprungsfunktion zusehends entferne.

Paradigmenwechsel: Kunden sind überfordert

Dazu komme der Paradigmenwechsel in der Branche: Heute haben Kunden das Problem, das für sie richtige Produkt auszuwählen. Dafür brauchen sie die Unterstützung eines neutralen Beraters.

«Bisher ist Beratung in den Produkten versteckt. Das geht immer weniger», erklärt Liechti.

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