Die Union Bancaire Privée rät ihren Kunden, weiterhin ein Fünftel der Anlagen in Gold und goldähnlichen Produkten zu halten, wie Investment-Chef Alan Mudie erklärt.

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Gold-Investoren durchleben derzeit schwierige Zeiten. Seit dem Höchststand im September 2011, als das gelbe Edelmetall 1'921 Dollar pro Unze kostete, ist der Goldpreis um 20 Prozent gefallen und notiert dieser Tage nur noch knapp über der Marke von 1'550 Dollar.

Bereits argumentieren zahlreiche Auguren, dass die Hausse der letzten zehn Jahre vorbei sei und das Gold seine Rolle als «sicherer Hafen» verloren habe. Diese Einschätzung erhält insofern noch Gewicht, zumal sich der Preis für das gelbe Edelmetall trotz der besorgniserregenden Zustände in der Euro-Zone kaum erholt hat.

20 Prozent ins Portefeuille

Eine gegenteilige Ansicht vertreten die Strategen der Genfer Union Bancaire Privée (UBP), die unter der Ägide ihres Gründers, Edgar de Picciotto, schon seit langem ein ausgesprochen positives Verhältnis zum Gold haben.

Das zeigt sich auch jetzt wieder, da die Bank – trotz der jüngsten Preiserosion – ihren Kunden empfiehlt, rund 20 Prozent der Anlagen in Gold und goldähnlichen Produkten zu halten.

Alan Mudie (Bild), Chief Investment Officer (CIO) im Private Banking der UBP, erläutert gegenüber finews.ch die Gründe für diese ungewöhnliche Einschätzung.

Herr Mudie, die Gold-Hausse der letzten zehn Jahre scheint zu Ende zu sein. Dennoch plädieren Sie weiterhin für das gelbe Edelmetall. Warum?

Unsere Investment-Strategie zeichnet sich grundsätzlich durch klare Schwerpunkte aus und einer davon ist Gold – also eine Anlage, in die wir entsprechend substanziell investieren. Dabei orientieren wir uns nicht an bestimmten Benchmarks, sondern streben eine absolute Performance an. Zudem sind wir überzeugt, dass man nur mit einer klaren Gewichtung, deutliche Gewinne erzielen kann.


«Heute gibt es eine Menge rein spekulativer Investoren»


Warum hat der Goldpreis seit seinem Höchst im September 2011 so massiv an Wert verloren?

Heute gibt es eine Menge rein spekulativer Investoren, die ihre Goldbestände laufend anpassen. Da dies in einem ohnehin engen Markt geschieht, reagiert der Preis volatil. Dies hat sich in den letzten Monaten noch akzentuiert. In der Grundtendenz bleiben wir jedoch positiv gestimmt.

Etliche Fachleute argumentieren aber, dass die Goldblase geplatzt ist und die Talfahrt des gelben Edelmetalls erst begonnen habe.

Das denke ich nicht. Bislang haben wir im Goldpreis keine Blase identifiziert. Eine solche gibt es erst, wenn ein klarer Konsens bezüglich einer Anlageklasse besteht und hohe Käufe mit Fremdkapital (Kredit) erfolgen.


«Heute deuten die Obligationenpreise auf eine Blase hin»


Das war beispielsweise in den achtziger Jahren mit dem japanischen Aktienmarkt der Fall, später mit den Technologieaktien oder mit den Finanzwerten bis zum Ausbruch der Subprime-Krise. Heute deuten die Obligationenpreise eher auf eine Blase hin, als die Goldpreisnotierung.

Hinzu kommt, dass das gelbe Edelmetall, gemessen an der Weltkapitalisierung, noch immer einen verschwindend kleinen Anteil aufweist. Mit anderen Worten: Gold ist in den meisten institutionellen Portefeuilles quasi nicht oder bestenfalls untervertreten.

«Wir leben in einer Epoche der Währungsentwertung»


Was spricht für einen weiteren Goldpreisanstieg?

Aus wirtschaftspolitischer Sicht leben wir seit dem Ausbruch der Euro-Krise in einer Epoche der Währungsentwertung, was den Goldpreis favorisiert. Wir haben ausserdem negative Realzinsen und in unseren Breitengraden ein auf lange Zeit noch niedriges Wirtschaftswachstum.


«Der Abbau hat sich verteuert»


Zudem ist die physische Nachfrage immer noch grösser als das Angebot. Der Abbau hat sich in verschiedenen Ländern verteuert, auf Grund politischer, infrastruktureller und technischer Gründe. Die Erschliessung von Goldminen wird dadurch schwieriger und teurer.

Last but not least treten verschiedene Zentralbanken von Schwellenländern als Goldkäufer auf, ihre Währungsreserven zu diversifizieren. Das dürfte auch jetzt wieder der Fall sein, da der Goldpreis nachgegeben hat. Kurzum, Gold hat sich zu einer Währung entwickelt, die dem Kapitalerhalt dienen soll.


«Die Goldpreis-Entwicklung dürfte noch volatiler ausfallen»


Nach wie vor sind auch viele institutionelle Anleger in Grossbritannien, in den USA oder in Holland eher wenig bis gar nicht in Gold investiert.

Empfehlen Sie noch andere Investments als nur Anlagen in physisches Gold?

Gerade weil die Goldpreis-Entwicklung noch volatiler ausfallen dürfte, sollten Investoren ihre Engagements mit zusätzlichen Strategien und Finanzinstrumenten austarieren und beispielsweise Overlay-Strategien auf Gold, Weissmetalle und Minenaktien in Erwägung ziehen. Ausserdem empfehlen wir Qualitätsaktien, Unternehmensanleihen sowie Schwellenlländer-Bonds.

Wohin entwickelt sich der Goldpreis?

Konkrete Preisziele machen wir nicht. Ich gehe aber davon aus, dass der Goldpreis wie in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt 15 Prozent pro Jahr zulegen wird.


Alan_Mudie_3Alan Mudie ist Brite und seit Juni 2011 Chief Investment Officer (CIO) im Private Banking der Union Bancaire Privée (UBP). In der Vergangenheit hatte er verschiedene leitende Posten bei der United European Bank (UEB), der Barclays Bank in Paris und war CIO bei BNP Paribas International Private Bank.

Bevor er zur UBP wechselte, leitete er zuletzt bei der Genfer Bank Syz die Investmentfonds Oyster Funds und die Abteilung Fund Research. Mudie absolvierte die University of St Andrews und das Teesside Polytechnic. Als CIO bei der UBP ist er für globale Investmentprozesse, die generelle Investmentstrategie und das Asset Allokation im Private Banking verantwortlich.