Gemäss Barry Eichengreen steht die Weltordnung vor dem grössten Umbau seit dem Bretton-Woods-Abkommen von 1944.

«Wir laufen hier auf eine gefährliche Situation zu», warnt der US-Ökonom Barry Eichengreen in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung «Die Welt» (Artikel bezahlpflichtig). Der künftige amerikanische Präsident Donald Trump könnte einige internationale Organisationen in Turbulenzen stürzen, wie die Welthandelsorganisation WTO, das Verteidigungsbündnis Nato oder die globale Bankenregulierungsbehörde Basel Committee, heisst es in dem Artikel.

«Wir stehen vor dem grössten Umbau der Weltordnung seit dem Bretton-Woods-Abkommen von 1944», so der Professor für Ökonomie und politische Wissenschaften an der University of California in Berkeley.

Investoren feiern Trump

Doch die Mehrheit der Investoren teilt die Sorgen und Ängste des US-Starökonomen derzeit nicht – im Gegenteil. Euphorisiert von Trumps Versprechen die Steuern zu senken, milliardenhohe Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen und für weniger Regulierung zu sorgen, greifen viele Anleger wie wild nach Aktien. Der amerikanische Leitindex Dow Jones ist nur noch einen Hauch von der Rekordmarke von 20'000 entfernt.

Eichengreen hingegen glaubt, dass den Investoren ein böses Erwachen drohe, und zwar dann, wenn sie feststellen werden, dass ihre Hoffnungen überzogen waren. «Die ganze Trump-Rallye könnte schnell wieder in sich zusammenfallen», konstatiert der 64-Jährige.

Diversifikation auch im Alltag

Er bezweifelt, dass Trump sein ambitioniertes Infrastrukturprogramm durch den amerikanischen Kongress kriegt, da selbst die Republikaner dann noch höhere Schulden befürchten. Womöglich reüssiere er mit ein paar Steuersenkungsplänen, aber ansonsten dürfte seine Politik wohl kaum grosse Wirkung entfalten, warnt das Mitglied der renommierten Ehrengesellschaft American Academy of Arts and Sciences.

In Zeiten grosser Unsicherheit empfiehlt Eichengreen, die eigenen Risiken zu diversifizieren – und zwar nicht nur in Vermögensangelegenheiten, sondern auch generell im Alltag. «Mehrere Reisepässe wären schon mal nicht schlecht», stellt der Wissenschaftler fest.