Seit Donald Trump designierter US-Präsident ist, scheinen viele Finanzanalysten für die nächsten Trends die Trump'sche Lesebrille an zu haben. Dabei schreiben sie wahrlich kein Ruhmesblatt für ihre Gilde.

Was sich die Finanzmärkte von Donald Trump als nächsten US-Präsidenten versprechen, ist jenseits von Gut und Böse. Denn nimmt man sich die Mühe, die Vielzahl von Prognosen und Analysen aus Banken und Finanzinstituten zu lesen, stellt man fest: Trump scheint eine Art Projektionsfläche für jede mögliche Entwicklung und jede empfohlene Strategie zu sein.

Seien es Anleihen, Aktien, Währungen oder Gold, steigende oder fallende Kurse: Alles ist derzeit mit Trump interpretierbar. Dabei versteigen sich Bankstrategen auch auf wirklich gewagte Prognosen, wie Julian Emanuel von der UBS.

Trump für aktives Investieren?

Trump werde dafür verantwortlich sein, dass aktives Investieren gegenüber passiven Anlageinstrumenten wieder gewinnen werde. Warum? Trumps stimulierende Wirtschaftspolitik werde so genannten «Stockpickern» Auftrieb geben, versicherte er gegenüber «CNBC».

Das Argument mag stimmen. Doch könnte dies auch für das Gegenteil gelten und den ETF-Boom weiter befeuern. Denn an steigenden Aktienmärkten lässt sich sehr wohl auch mit Index-Instrumenten partizipieren.

Aktien-Crash? Hedgefonds-Stars völlig daneben

Der Trump'sche Prognosegraben zwischen Gut und Böse zieht sich bisweilen quer durch einzelne Banken, indem sich Anlagechefs gleich selber widersprechen. Die Absurdität spiegelt sich vor allem in den Medien wider, die offensichtlich auf jeden Trump-Zug aufspringen (vgl. nachstehende Titelzeilen).

Goldman Trump

Mit anderen Worten: Die hier medial dargestellte Konstellation ist wahrlich kein Ruhmesblatt für die angeblich «smarteste» Investmentbank der Welt. Ähnlich daneben lagen die ähnlich «smarten» Hedgefonds-Manager von Bridgewater. Sie sagten ganz einfach einen Aktienmarkt-Crash voraus.

Die eine so, die andere so

Auch nicht zielführend ist es für Anleger, wenn sich die Strategen zweier Grossbanken diametral widersprechen. Die UBS riet ihren Kunden, Dollar zu verkaufen, die Deutsche Bank rief zum Kauf – womit sie bislang recht hatte.

Dasselbe gilt auch für Goldempfehlungen: Ein Donald Trump als US-Präsident würde einen neuen Gold-Boom auslösen, war im Vorfeld der Wahl die einhellige Prognose. Georgette Boele von ABN Amro sagte sogar einen Preisanstieg von 40 Prozent voraus.

Gold respektive der Goldpreis blieb nach der Wahl aber unangetastet, Goldminen-Aktien stiessen die Investoren gar ab.

Alles wird «great again»

Die Nachrichtenagentur «Bloomberg» liess zwei Wochen nach der US-Wahl ihre Leserinnen und Leser wissen, dass die Analysten der grossen Banken der Meinung seien, Trump könne gemäss seinem Wahlslogan «Make America Great Again» einfach alles «great again» machen. «Great» würden 2017 beispielsweise «M&A» werden, verbriefte Hypotheken, Rohstoffe, europäische Bankaktien, Öl und Kohle, Biotech, und, und, und.

Da drängt sich unweigerlich der Gedanke auf: Hinter jeder Anlageempfehlung steckt heutzutage eine Marketingstrategie, und Trump liefert den Aufhänger für jede Anlageidee. Ob die Empfehlungen am Ende des Tages auch zutreffen, ist nach dem Verkauf der entsprechenden Produkte für die Banken ohnehin nur noch zweitrangig.

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