Während sich viele Medien immer noch über die Entlassung zweier fehlbarer ZKB-Mitarbeiter ereifern, übersehen sie, wie bei den Giganten im Schweizer Bankwesen ein wichtiger Rollentausch stattgefunden hat.

Für Sergio Ermotti war es ein wohliges Bad in der Menge, als er Ende vergangener Woche die Finanzmesse «Invest'13» in Genf besuchte. Mit offenen Armen und sichtbarer Begeisterung empfing die Westschweizer «Banker-Community» den aktuellen UBS-Konzernchef. Allein mit dieser Aufwartung in der Romandie dürfte Ermotti schon entscheidend gepunktet haben.

Enorm viel Neugeld

Dann, im Interview vor grossem Publikum mit der Wirtschaftszeitung «L'Agefi», entwickelte Ermotti fast schon staatsmännisches Format, als er über die Herausforderungen für den Schweizer Finanzplatz reflektierte, wie auch finews.ch berichtete.

Doch auch mit Blick auf die UBS selber wurde den Zuhörern bald einmal klar, dass die UBS wieder perfekt positioniert ist. Das faktische Ende des Offshore-Banking habe zwar zu Geldabflüssen von rund 30 Milliarden Franken geführt, räumte Ermotti ein. Doch sei diese Entwicklung durch Neugeld von 45 Milliarden Franken im vergangenen Jahr und rund 36 Milliarden Franken in der laufenden Berichtsperiode vollständig kompensiert worden.

Populistische Debatte

Aber auch im klassischen Investmentbanking hat die UBS zu neuer Form gefunden, wie Ermotti weiter betonte. Er verwies dabei auch auf die Deals mit dem britischen Mobilfunk-Anbieter Vodafone, welche die Schweizer Grossbank wieder zu einer ernstzunehmenden Grösse in dieser Domäne machen. Gerade weil die Investmentbank mittlerweile wieder so stark sei, verstehe er auch nicht, wieso Menschen, die den Finanzplatz Schweiz und seine Banken stärken wollten, sich für ein Trennbankensystem einsetzten, sagte Ermotti. Er bezeichnete diese Forderung als «populistische Debatte».

Die grösste Bank der Schweiz hat sich in den letzten zwölf Monaten aber auch in ihrem Heimmarkt stark verbessert und dabei vor allem ihr Ansehen zurückgewinnen können. Der Geschäftsbereich Schweiz unter der Leitung von Lukas Gähwiler steuert nicht nur einen massgeblichen Anteil zum Gesamtgewinn bei, sondern tritt – in den vielen renovierten Filialen – frisch und dynamisch auf; das Sponsoring des Eidgenössischen Schwingfests hat sich für die UBS als Glücksgriff erwiesen.

Auf Tauchstation

Mit anderen Worten: Die grösste Schweizer Bank hat sich aus dem Schlamassel der Krise endgültig befreit und geht selbstbewusst in die Offensive.

Anders die Situation bei der Credit Suisse (CS). Seit Monaten herrscht mehr oder weniger Funkstille. Analog zur Durststrecke ihrer Sponsoring-Ikone Roger Federer, macht die zweitgrösste Bank der Schweiz momentan ganz schwierige Zeiten durch. Im Gegensatz zu Ermotti ist CS-Konzernchef Brady Dougan kaum in der öffentlichen Wahrnehmung präsent.

Definitive Überforderung

Auf Tauchstation ist auch Hans-Ulrich Meister. Sein Doppelmandat als Co-Chef der Division Private Banking wie auch für die Marktregion Schweiz scheint ihn definitiv zu überfordern. Es dürfte auch wahrlich ein schwieriges Unterfangen sein, die Vermögensverwaltung – zusammen mit dem Amerikaner Robert Shafir – zu führen, diese wie angekündigt mit dem Asset Management zu fusionieren, und darüber hinaus noch den einheimischen Markt zu leiten.

Im Asset Management musste die CS kürzlich erst noch den Abgang des bisherigen Co-Leiters Gerhard Fusenig verzeichnen, wie auch finews.ch berichtete. Bisherige Chefs übernehmen Fusenigs Aufgaben zusätzlich. Die neue Struktur war erst im vergangenen Juli installiert worden. Dass wichtige Personalwechsel immer gewisse Verzögerungseffekte auslösen, zeigt sich auch im Anlagebereich.

Eloquente Auftritte

Der Abgang von Stefan Keitel – zur Berenberg Bank – im vergangenen Frühjahr wurde zwar durch die Ernennung von Michael Strobaek kompensiert. Doch hat sich Letzterer bisher kaum gross nach aussen profiliert. Dies im Gegensatz zum UBS-Chief Investment Officer (CIO) im Wealth Management, Alexander S. Friedman. Er hat die Struktur innerhalb der UBS so umgebaut, dass die Bank nun eine «Hausmeinung» vertritt, gemeint sind damit wichtige Investment-Ideen, die rasch bis zu den Kundenberatern vordringen, wo sie entsprechend umgesetzt werden.

Kommunikativ scheint die UBS derzeit ohnehin geschickter zu agieren. Auf oberstem Niveau beweist der eloquente Verwaltungsratspräsident Axel Weber mit Interviews in allen wichtigen internationalen Leitmedien eindrücklich, wie man eine strategische Neuausrichtung präsentiert. Derlei sucht man bei Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner vergeblich – analog zu Konzernchef Dougan, hält er sich bedeckt.

In Gedanken woanders

Vielleicht mag das auch damit zusammenhängen, dass ein Entscheid im US-Steuerstreit mit der Schweiz immer noch wie ein Damoklesschwert über der Credit Suisse (und einigen anderen Banken) lastet, während die UBS dieses Problem längst hinter sich hat. Die zu erwartende Lösung in diesem mühseligen Prozess dürfte kostspielig werden und wohl mit ein Grund dafür sein, dass die Anleger gegenüber der Credit Suisse mehr Rückhaltung an den Tag legen; während die Dividendenpapiere der UBS in diesem Jahr rund 35 Prozent zulegten, gewannen die Aktien der CS nur 27 Prozent.

Kommunikativ dürfte die CS insofern auch ein Problem haben, als dass der aktuelle Medienchef Andrés Luther in gekündigter Stellung ist, aber noch bis Ende Jahr im Sold der Bank steht. Klar, dass er in Gedanken bereits bei seinem künftigen Arbeitgeber ist; grosse Würfe sind daher kaum mehr zu erwarten. Ein Nachfolger ist bislang nicht in Sicht.

Lauter Plattitüden

Den Höhepunkt an kommunikativer Banalität erreichte die Credit Suisse Anfang dieses Monats ausgerechnet mit einem Interview ihrer obersten Kommunikationsleiterin Pamela Graham-Thomas im «Sonntagsblick» (Artikel online nicht verfügbar), das vor Plattitüden nur so strotzt, während es CS-intern längst ein offenes Geheimnis ist, dass der Leistungsausweis dieser hochgejubelten Geschäftsfrau aus den USA – zumindest bei der Bank – alles andere als berauschend ist.

Auf Grund der personellen Fehlbesetzungen und Vakanzen kann die Credit Suisse auch mit ihrem Dienstleistungsangebot kaum auftrumpfen. Ganz im Gegensatz zur UBS, die mittlerweile mit neuen Angeboten etwa für unabhängige Vermögensverwalter, Hypothekar-Kunden, aber auch mit Flat-Fees in der Vermögensberatung ganz von sich reden macht und konkret den epochalen Veränderungen in der Finanzbranche Rechnung trägt, wie Jürg Zeltner, Wealth-Management-Chef der UBS, kürzlich am 12. Private Banking Summit 2013 in Rüschlikon bei Zürich erklärte.

Durch den Wandel

Hiess es bei der UBS früher: «Wir werden nicht ruhen», so hat man diese Devise mittlerweile weiterentwickelt. Heute heisst es: «Wir führen Sie durch den Wandel des Finanzmarktes». Davon ist bei der Credit Suisse momentan herzlich wenig zu spüren.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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