Mit allerhand Vorschusslorbeeren nahm Rainer-Marc Frey vor sechs Jahren Einsitz im UBS-Verwaltungsrat. Nun scheidet er überraschend aus. Wie sieht seine Bilanz aus?

Rainer Marc-Freys Rücktritt aus dem Verwaltungsrat der UBS kommt unvermittelt. Denn Frey ist erst 51 Jahre alt, und der Posten im Verwaltungsrat des grössten Vermögensverwalters der Welt kann durchaus als ein Karrierehöhepunkt gelten. Nicht aber für Frey, der sich nun lieber wieder eigenen Geschäften widmen will.

Vorläufig will die UBS Rainer-Marc Frey im Verwaltungsrat nicht ersetzen. Doch hinterlässt der Finanzspezialist denn keine Lücke? Nein, sagen Marktbeobachter. Denn das Risk Committee, in welchem Frey seit 2008 einsass, sei personell so gut aufgestellt, dass sein Abgang gut aufgefangen werden könne. Dort sitzen noch David Sidwell, Axel Lehmann, Helmut Panke, Beatrice Weder di Mauro und Joseph Yam.

Verfechter der Vermögensverwaltung

Gut möglich, dass Frey seine Aufgabe bei der UBS erfüllt sah, nachdem die Bank ihre Risiken deutlich gesenkt hatte. Im Verwaltungsrat galt er als der «Freidenker», wie einige Personen finden, die ihm nahestehen. Er habe im Aufsichtsgremium seine Gedanken zur Strategie recht deutlich eingebracht, heisst es weiter.

So habe er sich beispielsweise massgeblich dafür eingesetzt, das Investmentbanking herunterzufahren und sich auf die Vermögensverwaltung zu konzentrieren.

Ein gewichtiges Wort hat Frey auch bei der Nomination von Sergio Ermotti zum CEO der UBS eingelegt, wie verschiedene Quellen berichten. Nachdem Oswald J. Grübel im Sog des Spekulationsverlusts von UBS-Händler Kweku Adoboli in London zurückgetreten war, hatte der Verwaltungsrat zunächst noch in Betracht gezogen, Ulrich Körner als Nachfolger zu ernennen.

Man kennt sich aus Merrill-Lynch-Zeiten

Schliesslich machte dann aber doch der Tessiner Ermotti das Rennen, wobei dieser in einer ersten Phase «nur» ad interim gewählt wurde. Die eigentliche Krönung folgte einige Monate später. Frey und Ermotti kennen sich schon lange und gut – aus gemeinsamen Zeiten bei der einstigen US-Investmentbank Merrill Lynch.

Als Frey 2008 mit allerhand Vorschusslorbeeren ins Aufsichtsgremium gewählt worden war, steckte die UBS in der grössten Krise ihrer Geschichte. Mit ihm sollte wieder mehr Finanz-Know-how in den Verwaltungsrat geholt werden, nachdem das Gremium jahrelang mit vor allem prominenten Personen bestückt worden war, sich aber als schwaches Fach-Organ erwies, das vom übermächtigen Präsidenten Marcel Ospel dominiert wurde.

Geld verdient – Geld verloren

Frey galt damals als Wunderkind der Finanzmärkte, nachdem er mit seinem Hedge Fund RMF für sich und seine Kunden auch in Baisse-Phasen Geld verdient hatte. Im Jahr 2008 steckte Frey jedoch selber in einer Bewährungsprobe. Teile seiner auf Alternative Investments spezialisierten Firma Horizon21 gerieten im Zuge der Finanzkrise in arge Liquiditätsnot.

Das hatte unter anderem zur Folge, dass Frey ein grosses UBS-Aktienpaket verkaufen musste, was kaum vertrauensfördernd war und die Öffentlichkeit wenig goutierte. Es entstand der Eindruck, Frey nehme es mit der Loyalität nicht so genau respektive er glaube nicht an den Turnaround der UBS.

Inzwischen ist dieser aber gelungen, und Frey kann sich getrost seinem Family Office widmen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.67%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.06%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.1%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.7%
pixel