Die Credit Suisse befindet sich bereits im Jobabbau-Modus. Doch nun machen die Folgen des Brexit offenbar einen noch härteren Sparkurs nötig.

Die Credit Suisse (CS) hat im laufenden Jahr bereits 4'800 von insgesamt 6'000 geplanten Stellen abgebaut und liegt damit im Plan. Diesen hatte CS-CEO Tidjane Thiam allerdings vor dem Brexit-Entscheid aufgestellt.

Nun sieht es danach aus, als ob das Votum für einen EU-Austritt der Briten insbesondere in der CS-Investmentbank weitere Jobs kosten würde, wie aus einer Meldung von «Bloomberg» hervorgeht.

Veränderungen im Beratungsgeschäft

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur sagten Marisa Drew und Mark Eichelin, Co-Chefs der Investmentbank in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA), es werde in ihrem Bereich noch einige «Reduktionen» geben.

Drew schränkte zwar ein, es werde nicht zu einem grösseren Jobabbau kommen. Doch fänden diese Reduktionen zusätzlich zum bereits laufenden Stellenabbau statt. Sie sagte weiter, dass die Beratung global tätiger Unternehmen mit Sitz in Grossbritannien durch die verschiedenen Industrieteams erfolge.

Hingegen werde für die Beratung kleinerer britischer Unternehmen eine neue Einheit vor Ort zuständig sein. Geleitet wird diese Einheit von Charles Donald, der zuvor zusammen mit Jonathan Grundy das Investmentbanking der CS in Grossbritannien leitete. Grundy wird nun offenbar ein Infrastruktur-Team für die Region EMEA leiten.

CS machte Boden gut

Das Beratungsgeschäft in Grossbritannien hat unter dem Brexit-Entscheid tatsächlich gelitten, da verschiedene Unternehmen auf Grund der Unsicherheiten über die Neugestaltung der europäischen Beziehungen wichtige Entscheidungen und Investitionen aufgeschoben haben.

Die CS hat im Beratungsgeschäft im dritten Quartal dennoch Boden gut gemacht und steht gemäss «Bloomberg» hinter Goldman Sachs und J.P.Morgan an dritter Stelle was das Deal-Volumen in der Region EMEA betrifft.

Schwächeres Aktiengeschäft

Die CS nimmt auf Grund der Marktentwicklungen aber weitere Bereiche unter die Lupe, so auch den Bereich Cash Equities. So seien in dieser Einheit kürzlich 20 Stellen abgebaut worden, hiess es in einem weiteren Bericht von «Bloomberg».

Betroffen waren CS-Banker in London, Dubai und in Südafrika. Grund seien zu hohe Kosten und schwierige Marktbedingungen. Die CS kommentierte den Bericht nicht.

Eigentlich war das Aktiengeschäft ein Bereich in der Investmentbank, den die CS eher stärken wollte. Doch insbesondere im vergangenen dritten Quartal lief das Geschäft schwächer als erhofft, derweil der Anleihenhandel wieder angezogen hat.

Die ständigen Anpassungen in den einzelnen Kapitalmarktgeschäftsbereichen zeigen, wie schwierig es für die CS ist, personelle Ressourcen und Kapitaleinsatz in Einklang mit den Geschäftszyklen zu bringen.

Kurzfristig auf das falsche Pferd gesetzt

Thiams Strategie zielt klar auf eine Stärkung des Private Banking ab, während das schwankungsanfällige Investmentbanking zurückgefahren werden soll. Doch gerade in den vergangenen sechs Monaten war dies möglicherweise die falsche Strategie.

Das Private Banking leidet global unter den grossen Unsicherheiten an den Finanzmärkten und der Passivität der Kunden. Im Gegensatz dazu haben Handelssegmente wie Obligationen wieder starke «Lebenszeichen» von sich gegeben, wie auf Grund der jüngsten Resultate der US-Banken ersichtlich ist.

Die Credit Suisse veröffentlicht ihre Drittquartalszahlen am 3. November.

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