Anfang Jahr formulierte Vontobel eine ehrgeizige Wachstumstrategie in Asien. Nun soll das Finanzinstitut im Private Banking mit asiatischen Kunden schon profitabel sein.

Im Gegensatz zu anderen Schweizer Finanzinstituten war die Zürcher Bank Vontobel in Asien lange Zeit kaum präsent. Zu hoch schien den Verantwortlichen der finanzielle Aufwand für eine solche Offensive zu sein.

Das änderte sich erst vor rund zwei Jahren, als der frühere Private-Banking-Chef der Société Générale, Alex Fung (Bild unten), als Asien-Private-Banking-Chef zu Vontobel wechselte, wie finews.ch meldete. In der Folge entwarf das Zürcher Geldhaus eine eigentliche Asienstrategie.

Alex Fung 501

Überraschende Aussagen

Seither hat das Institut deutlich an Präsenz in Fernost gewonnen. Vergangene Woche nun machte Lukas Weber (Bild unten), seines Zeichens Chief Operating Officer (COO) im Vontobel Private Banking, überraschende Aussagen, als er erklärte, dieses Geschäft sei profitabel. Ausserdem zeigte er sich skeptisch, ob viele andere, vor allem mittelgrosse Institute in Asien tatsächlich einen Gewinn machten.

«Wir gehen davon aus, dass kleinere Banken mit einer Nischenstrategie und einem klaren Kundenfokus – wie das bei Vontobel der Fall ist – in Asien profitabel sein können», sagte Weber am Asian Wealth Management Forum 2016 von Hubbis in Zürich.

Lukas Weber 500

Sehr «lean» sein

Das Erfolgsrezept dahinter? Keine Buchungsplattform in Hongkong oder Singapur, und zudem schlanke Infrastrukturen sowie wenig Administration vor Ort. «Bei Vontobel sind wir äusserst vorsichtig, wenn es um den Aufbau von Infrastruktur und Komplexität in Asien geht. Wir möchten sehr «lean» sein», betonte Weber.

Aus dieser Konsequenz heraus bietet die Bank ihren asiatischen Kunden eine Buchungsplattform in der Schweiz und setzt bei diesem Crossborder-Modell stark auf die technologischen Mittel und Möglichkeiten, die sich heutzutage bieten, wie finews.ch auch schon früher berichtete.

Ein neuer Kundentypus

«In unserem Crossborder-Geschäftsmodell spielt die Schweiz (Swissness) eine fundamentale Rolle. Denn ein wichtiger Teil unserer Klientel in Asien sind so genannte «Global Diversifier» – Kunden, die nicht nur anlagetechnisch diversifizieren wollen, sondern auch geographisch, indem sie ihr Vermögen auf verschiedene sichere Jurisdiktionen verteilen», so Weber weiter.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass asiatische Kunden auch eine Buchungsplattform in der nach wie vor als «safe haven» geltenden Schweiz in Betracht ziehen.

Gemäss Schätzungen dürfte Vontobel in Asien mittlerweile rund eine Milliarde Franken an Kundengeldern verwalten. Fungs Ziel ist es, in ein paar Jahren rund drei Milliarden Franken zu verwalten.

Mehr geklotzt als gekleckert

Vontobels erfolgreiche Herangehensweise in Asien ist insofern beachtlich, als andere Schweizer Institute in der Vergangenheit eher geklotzt als gekleckert haben, um sich einen Anteil am wachstumsstärksten Private-Banking-Markt der Welt zu sichern. Allerdings nicht immer mit Erfolg.

Weber stellt denn auch in Frage, ob Konkurrenten, die grösser als Vontobel, jedoch kleiner als die UBS, Credit Suisse oder Julius Bär sind, wirklich profitabel arbeiten in Asien.

Video-Beratung über Kontinente hinweg

Der Vontobel-Banker erklärte überdies, dass die digitalen Kanäle enorm wichtig seien um asiatische Kunden von Zürich aus zu betreuen. «Wir haben entsprechende Angebote, die den personellen Service vor Ort ergänzen», sagte Weber weiter.

«Wir pilotieren beispielsweise eine Video-Beratung zwischen der Schweiz und Asien. Dadurch verändert sich die Kundenberatung tiefgreifend, aber wir stellen auch fest, dass die Klientel heutzutage bereit ist, solche Dienstleistungen zu nutzen», sagte Weber.

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