Auch 2016 kam es in der Schweizer Finanzbranche zu zahlreichen Abgängen, die für Aufsehen, aber auch für einige Überraschungen sorgten. Das sind die zehn spektakulärsten Rücktritte.


Eduardo Leemann: Unruhiger Ruhestand

Eduardo Leeman

Als langjähriger Chef der Zürcher Falcon Private Bank hatte Eduardo Leemann seinen Abschied von langer Hand vorbereitet. Vize-Chef Tobias Unger sollte ihn beerben. Der 60-jährige Vollblutbanker hätte sich dann neuen Aufgaben gewidmet. Doch es kam anders.

Unger wechselte überraschend zur Banken-IT-Schmiede Avaloq, und die Aufsichtsbehörden in der Schweiz und Singapur gingen wegen der Verwicklung der Falcon Private Bank im Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB knüppelhart gegen das Institut vor. Im vergangenen September übernahm dann Ex-Credit-Suisse-Manager Walter Berchtold überraschend die Leitung der Bank, die den Herrschern von Abu Dhabi gehört.

In der komplexen 1MDB-Affäre untersucht die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) weiterhin die Rolle von zwei Ex-Falcon-Managern. Ob Leemann im Visier der Behörde steht, will die Falcon nicht kommentieren.

Rajiv Jain: Ende einer transatlantischen Liaison

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Fondsmanager Rajiv Jain war lange Zeit der Erfolgsgarant der Bank Vontobel. Mit seiner Asset-Management-Boutique in New York erzielte er bedeutende Erträge, die das Ergebnis der Schweizer Bank Jahr für Jahr versüssten. Doch es kam auch immer wieder zu Friktionen, weil Jain den Eindruck hatte, unterbezahlt zu sein.

Im vergangenen Frühling ging die Liaison dann tatsächlich in Brüche. Nach 22 Jahren trennten sich Jain und Vontobel, was den Aktienkurs der Schweizer Bank zwischenzeitlich gehörig unter Druck brachte. Inzwischen ist Jain wieder dick im Geschäft. Mit seiner Investment-Boutique GQG macht er erneut das, was er am besten kann: Investieren in Schwellenländern. Und der Aktienkurs von Vontobel hat sich erholt.

Oliver Bussmann: Heilsbringer mit kurzer Halbwertszeit

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Apostel, Guru, Heilsbringer – wenn es 2016 um Fintech, Blockchain und Digitalisierung in der Finanzwelt ging, war Oliver Bussmann die Person, der man gebannt zuhörte. Für die UBS galt er als Glücksfall: Sie hatte den Deutschen 2013 als Chief Information Officer vom Software-Konzern SAP abgeworben. Als Botschafter für ihre Digitalisierungs-Strategie hätte die Schweizer Grossbank keinen besseren Fachmann wählen können. Bussmanns Social-Media-Aktivitäten für die UBS waren herausragend.

Bankintern machte er offenbar aber nicht den gleichen Eindruck wie in der Fintech-Community. Im vergangenen März fiel Bussmann einer Management-Reorganisation zum Opfer. Von der Corporate-World hat er sich seither verabschiedet und operiert mit seiner eigenen Beratungsfirma und schreibt gelegentlich auch für finews.ch.

Marco Bizzozero: Aussteigen zum Aufsteigen

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Sein Abgang war ein herber Rückschlag für die krisengeschüttelte Deutsche Bank. Nach zwölfjähriger Firmentreue gab der Tessiner Marco Bizzozero im vergangenen November bekannt, seinen Posten als Schweiz-Chef und Verantwortlicher für die Vermögensverwaltung in den Regionen Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) per Ende 2016 zu räumen.

Die Personalie reihte sich in eine ganz Anzahl weiterer hochrangiger Demissionen bei der Deutschen Bank ein, namentlich derjenigen von Asien-Chef Ravi Raju in Singapur, der zur UBS wechselt. Wohin es Bizzozero verschlägt, ist noch unklar. Sicherlich wird er sich eine gewisse Auszeit nehmen, doch angesichts seiner Erfahrung sollte es nicht überraschen, wenn sein Name dereinst auf der Liste der Aufsteiger von 2017 figuriert.

Pamela Thomas-Graham: Pommes für Milliardäre

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Pamela Thomas-Graham war eine der wenigen Frauen auf einer Chefetage im Swiss Banking, bis sie im vergangenen Juli ihren Rücktritt aus der Konzernleitung der Credit Suisse bekanntgab, wie finews.ch exklusiv berichtete. Zwei Monate später meldete sich die Afro-Amerikanerin mit ihrem Blog «Dandelion Chandelier» in der Öffentlichkeit zurück.

Darin philosophiert sie stilistisch über Mode, Private Banking und andere Gadgets. Sie verrät ihren Leserinnen und Lesern, wie es an einem Milliardärs-Kongress zu und her geht, welches die besten Strandhotels in Ghana sind, und weshalb ausgerechnet die Pommes Frites von McDonald’s die grösste Versuchung für reiche Leute sind. In ihren Beiträgen mischt Thomas-Graham alle ihre Erfahrungen aus ihrem wechselvollen Berufsleben bunt zusammen – vielleicht auch als persönliche Empfehlung für ihren nächsten Job.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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