Banken stehen in den kommenden Jahren vor enormen Herausforderungen. Das wird Konsequenzen für die Mitarbeiter haben, sagt Olaf Toepfer, Leiter Banking bei EY Schweiz, im Gespräch mit finews.ch.

Herr Toepfer, aus dem EY-Bankenbarometer 2017 geht hervor, dass Banken in den Strukturwandel investieren und gleichzeitig die Kosten senken müssen und das bei sinkenden Erträgen – eine höchst ungemütliche Situation.

Wir haben hierzulande tatsächliche eine spezielle Konstellation. Die Margen sind rückläufig. Man muss deswegen produktiver werden, sprich Kosten senken. Gleichzeitig hat sich die Überzeugung bei über 80 Prozent der befragten Geschäftsleitungsmitglieder manifestiert, dass die Bankbranche vor einem fundamentalen Wandel steht.

Zudem erwarten erstmals über 50 Prozent der befragten Institute, dass eine Bedrohung von Nicht-Banken entstehen wird. Daraus ergibt sich tatsächlich eine schwierige Herausforderung.

Was schlagen Sie vor?

Taktische Massnahmen der Kostenreduktion sind endlich. Folglich muss man operative und strategische Massnahmen auslösen. Gleichzeitig gilt es, Kapazitäten freizumachen für die Weiterentwicklung neuer Geschäftsmodelle.

«Der Druck auf Mitarbeiter wird sich akzentuieren»

Sparen und gleichzeitig Umbauen ist aber ein schwieriges Unterfangen.

Das ist richtig und ist auf den ersten Blick auch widersprüchlich. Aber man kann sehr wohl in spezifischen Bereichen durch Effizienzsteigerungsmassnahmen, wie zum Beispiel durch den Einsatz von Software, rasch einen Return on Investment erzielen. Dieses Geld, das eingespart wird, kann dann für nachhaltige Lösungen verwendet werden. Führende Institute sind bereits auf diesem Weg.

Und was bedeutet der Strukturwandel für das Bankpersonal?

Interessant ist, dass der Mitarbeiterbestand in den letzten zehn bis 15 Jahren eine relativ stabile Entwicklung durchlebte. Und wir haben auch in den Kosten keine wesentliche Senkung gehabt. Was wir allerdings sehen, ist ein erhöhter Druck auf Mitarbeiter, der sich weiter akzentuieren wird.

Das heisst, mehr Leisten für weniger oder gleich viel Lohn?

Ja, die Leistungsanforderungen werden zunehmen. Es wird zweifelsohne eine sehr schwierige Zeit sein. Der Wandel, den wir in der Schweizer Bankenlandschaft erleben werden, stellt viele Anforderungen an Mitarbeiter in der Finanzindustrie. Gleichzeitig ist dieser Wandel aber auch als Chance zu begreifen. Ich würde das nicht nur negativ sehen wollen.

«Banken müssen kundenzentrierter Denken»

Die Art der Qualifikation wird sich beispielsweise bei Kundenberatern viel stärker auf die Schaffung eines Mehrwerts für den Kunden fokussieren und weniger auf den Produktverkauf. Das wäre wünschenswert und ist zugleich eine Chance für die ganze Industrie.

Und findet hier ein Umdenken statt?

Die Anzahl der Initiativen, die wir heute sehen, fokussieren sich auf entscheidende Aspekte wie beispielsweise verbessertes Verständnis der Kunden oder Weiterentwicklung des Beratungsprozesses – da wird viel investiert.


Olaf Toepfer ist seit zweieinhalb Jahren Partner beim Beratungsunternehmen EY Schweiz und dort zuständig für die Bankbranche. Davor war der gebürtige Deutsche über zehn Jahre für den Strategieberater Roland Berger tätig, zuletzt als Senior Partner und Leiter Financial Services Switzerland.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.87%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.01%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel