Eine Schweizer Bank will das Geschäft mit homosexuellen Kunden kräftig ausbauen, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Das Institut könnte damit zum Trendsetter werden.

Im Swiss Banking sticht dieses Inserat immer noch heraus. «Einstieg ins Financial Consulting, Team LGBT» ist da zu lesen (siehe Bild unten). Und: «Wir suchen eine engagierte Persönlichkeit für unser LGBT Team (Lesbian, Gay, Bisexuell and Transgender) an unserem Hauptsitz in Zürich.»

Die Bank, die so inseriert, ist das VZ. Das Zürcher Institut hat sich in der Vergangenheit erfolgreich in der Vermögensberatung von über-50-Jährigen etabliert. Jetzt will das Finanzunternehmen eine weitere Nische besetzen. «Das LGBT-Banking passt gut zur Strategie des VZ», erklärt Jonas Schneider auf Anfrage von finews.ch.

LGBT 500

Auf die Kunden eingehen

Schneider hat seit drei Jahren eine Funktion inne, die im Swiss Banking ebenfalls selten zu hören ist. Leiter LGBT-Clients heisst seine offizielle Rolle beim VZ in Zürich. Schneiders Beraterteam soll nun deutlich ausgebaut werden, berichtet er. «Wir möchten zwei neue Stellen zu den bestehenden drei schaffen.»

Seines Wissens, sagt der Banker, sei das VZ das einzige Finanzinstitut in der Schweiz, das die Dienstleistung mit einem spezialisierten Team anbietet.

Fragt sich, wie lange das Alleinstellungsmerkmal noch hält. Seitdem die Banken die Retrozessionen aus dem Finanzprodukte-Verkauf nicht mehr einbehalten dürfen, forcieren sie die kostenpflichtige Beratung. Und diese muss auf die speziellen Bedürfnisse der Kundschaft eingehen, damit jene die Leistung auch bezahlen wollen.

Vorreiterin Pamela Thomas-Graham

Dabei ist das auf die Kundensegmente zugeschnittene Banking nicht neu. US-Häuser bieten längst Beratungen für Sportler, Firmenchefs, Afroamerikaner und für viele Gruppen mehr an. Sinnigerweise war es denn auch eine Amerikanerin, die das LGBT-Banking im Swiss Banking bekanntmachte: Pamela Thomas-Graham (Bild unten), die 2010 vom damaligen Credit-Suisse-CEO Brady Dougan mit der Leitung der Bereiche Marketing, Talentförderung, Branding, Personal und Kommunikation betraut wurde.

ThomasGraham 501

In dieser Rolle machte sich Thomas-Graham für das Banking für Minderheiten stark. Das LGBT-Angebot wurde bei der zweitgrössten Schweizer Bank unter ihrer Ägide forciert, ebenso wie die «Diversity» als Kern der Unternehmenskultur.

2015 entfernte der neue CEO Tidjane Thiam die Managerin jedoch aus der Geschäftsleitung. Sie war fortan noch Chefin für die Kundengruppen Afroamerikaner sowie die LGBT-Community, was in der Branche damals als ironische Wendung betrachtet wurde.

Vergangenen Juli kehrt sie der Bank den Rücken und widmete sich dem Aufbau eines Luxusblog, wie finews.ch damals exklusiv berichtete.

UBS entdeckt die Frauen

Möglich, dass die bei der CS nicht unumstrittene Thomas-Graham ihrer Zeit voraus war. Mit viel Aufwand hat sich nämlich der Branchenprimus UBS in den letzten Monaten darangemacht, gezielt die Frauen als Kundensegment zu umwerben.

Man mag sich darüber streiten, ob es eine Leistung darstellt, die andere Hälfte der Weltbevölkerung als Klientel entdeckt zu haben. Nicht leugnen lässt sich, dass die Grossbank zu diesem Zweck mit der ganz grossen Kelle anrichtet.

Die Frauen stehen im Zentrum des neuen Fünfjahresplans der UBS, und die Bank schickte die Starfotografin Annie Leibovitz mit einer Ausstellung von Frauenporträts rund um die Welt.

Dabei geht es natürlich auch um viel Geld. Frauen könnten bis 2021 allein Anlagen im Wert von 2,3 Billionen Dollar zugunsten des Gemeinwohls tätigen, rechnet die UBS vor.

Homosexuelle im Vorteil

Das «Potenzial» der LGBT-Community in der Schweiz ist weniger gut erforscht. Schneider vom VZ sieht aber eine klare Nachfrage nach spezialisierter Beratung. «Den grössten Bedarf haben LGBT-Kunden im Bereich Eingetragene Partnerschaft, und wenn es darum geht, ihre Lebenspartner finanziell abzusichern», sagt der Banker. Erb-, Vorsorge- und Steuerrecht seien immer noch auf traditionelle Familienstrukturen ausgelegt.

Jetzt sucht er Spezialisten, die diesen Bedarf abdecken. Schneider: «Für das Jobprofil wäre es von Vorteil, selber homosexuell zu sein – oder zumindest eine Affinität zur Community zu hegen.»

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