Erstmals seit dem widerrufenen Börsengang der Credit Suisse Schweiz meldet sich deren Chef, Thomas Gottstein, zu Wort. Zum Teil sind seine Einschätzungen recht ernüchternd.

Wie man es bereits an der Generalversammlung der Credit Suisse am 28. April 2017 sehen konnte, hat sich Thomas Gottstein einen Bart wachsen lassen. In der jüngsten Ausgabe der «Sonntagszeitung» (Artikel kostenpflichtig) verrät er nun auch, warum er das getan hat.

Tatsächlich war es nicht die mangelnde Zeit, die ihn am Rasieren hinderte, sondern der Umstand, dass er in den Osterferien den Bart einfach habe stehen lassen, was wiederum seine Familie «cool» fand, wie er gegenüber der Zeitung erklärte.

Viel Erklärungsbedarf

Verändert hat sich nicht nur Gottsteins Äusseres, sondern auch das Umfeld, in dem die Schweizer Rechtseinheit der Credit Suisse (Swiss Universal Bank, SUB) nun tätig ist, seit der früher angekündigte Börsengang vom Tisch ist, wie auch finews.ch berichtete. Die SUB bleibt vollumfänglich im Konzern. 

Gottstein muss daher nun seine Mannschaft auf die neue Ausgangslage einschwören, was mit einigem Erklärungsbedarf verbunden ist, wie er im Interview einräumt. Kommt hinzu, dass der Schweiz-Chef klare Zielvorgaben hat. Bis 2018 muss soll er einen Vorsteuergewinn von 2,3 Milliarden Franken erreichen.

Nötige Anstrengungen

Dazu braucht es ein jährliches Umsatzwachstum von 2 bis 3 Prozent sowie Kosteneinsparungen von 3 Prozent. «Auf der Kostenseite haben wir das Ziel letztes Jahr erreicht, beim Umsatzwachstum noch nicht», erklärt Gottstein.

Vor diesem Hintergrund ist klar, dass die CS auch im Schweizer Geschäft weiter sparen muss. Bis 2018 wird sie noch rund 500 Stellen abbauen, um ihr bereits früher formuliertes Ziel zu erreichen. Im Interview sagt Gottstein denn auch, welche Abteilungen davon noch betroffen sein werden.

An Bedeutung verloren

«In Bereichen, in denen wir Abläufe automatisieren können, wie im Zahlungsverkehr. Aber auch in der Hypothekarvergabe und im Beratungsgeschäft müssen wir die Effizienz verbessern. Durch die Betreuung von Privatkunden über digitale Kanäle oder durch Kontaktcenter brauchen wir weniger Kundenberater», so Gottstein.

Besorgt zeigt sich der CS-Manager mit Blick auf den Schweizer Finanzplatz. Zürich und Genf hätten in internationalen Vergleich an Bedeutung verloren. Der Schweizer Finanzplatz drohe in die zweite Liga abzurutschen, warnt Gottstein.

Starre Arbeitszeiten

Als einen wesentlichen Grund für diese negative Entwicklung nennt der Banker die teilweise unflexiblen Rahmenbedingungen, etwa bei der starren Arbeitszeitregelung. Aufgrund wichtiger Projekte sei es manchmal nötig, länger im Büro zu bleiben. «Nach Schweizer Arbeitsgesetz ist das unmöglich, hier müssen wir die Stunden aufschreiben», sagt der Banker. In London – wo Gottstein lange gearbeitet hat – werde dies flexibler gehandhabt.

Und nach dem Nein zur Unternehmenssteuerreform III sorgten zudem die unklaren Aussichten in Steuerfragen für Unsicherheit. Unter diesen Prämissen folgert Gottstein: «Der Wettbewerb unter den Finanzplätzen wird sich zuspitzen.»

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