Die Billigmilliarden der Europäischen Zentralbank zeigen nicht den gewünschten Effekt, findet Paras Anand, Anlagechef bei Fidelity. Dabei könnten die Zentralbanker von Steuereintreibern lernen.

Sozialdemokraten hatten es nicht leicht in den vergangenen zwölf Monaten. François Hollande wurde durch Emmanuel Macron, einem ehemaligen Investmentbanker, ersetzt. Europas grosser Freund in Washington, Barack Obama, machte dem rabiaten Rechtspopulisten Donald Trump Platz. In Deutschland schliesslich genoss Martin Schulz mit seiner SPD nur einen kurzen Höhenflug und scheint bereits Monate vor den Bundestagswahlen geschlagen.

Damit nicht genug. In Grossbritannien entdeckt die konservative Premierministerin Theresa May kurz vor den vorgezogenen Erneuerungswahlen ihr Herz für Arbeiterrechte und nimmt damit ihrem Kontrahenten, Jeremy Corbyn von der Labour-Partei, den Wind aus den Segeln.

Aber eben: Die Infrastrukturprogramme, welche Trump, Merkel und auch May ihren Wählerinnen versprochen haben, entsprechen letztlich dem klassischen Keynesianismus. Dieser will die lahmende Wirtschaft durch staatliche Impulse und einer Erhöhung der Staatsausgaben aufrichten. Also genau das, was die Sozialdemokraten immer vertreten haben, um Jobs zu kreieren.

Fragwürdige Resultate der Geldpolitik

Dass die Wirtschaft einen zusätzlichen Stimulus in Form von grosszügigen Infrastrukturinvestitionen braucht, um Schwung aufzunehmen, scheint sich langsam in Politikerköpfen festzusetzen. Denn die Vorgabe an die Zentralbanken mit Billigmilliarden und ultratiefen Zinsen die Wirtschaft anzukurbeln, zeigte bislang nicht die gewünschten Effekte. Auch, weil die dafür notwendigen Liberalisierungsschritte in den südlichen Mitgliedern der Eurozone und Frankreich grossmehrheitlich ausgeblieben sind.

«In den meisten entwickelten Volkswirtschaften hat der Fokus auf die Geldpolitik fragwürdige Resultate in Bezug auf die Realwirtschaft erzeugt,» sagt Paras Anand, der Anlagechef für europäische Aktien bei der Fidelity International. Er sprach an einem Medienanlass in London über die Wechselwirkung zwischen Politik, Geldpolitik und Realwirtschaft.

Spätestens wenn Anlagechefs von renommierten Geldhäusern andeuten, dass die geöffneten Geldschleusen der Zentralbanken nicht den gewünschten Effekt haben, kann es nicht mehr erstaunen, wenn rechtsgerichtete Politikerinnen und Politiker sozialdemokratische Lösungen für die schwächelnden Volkswirtschaften hervorzaubern.

Die Laffer-Kurve der Geldpolitik

Anand hat bei der Deutsche Asset Management in New York, HSBC Alternative Investments und Invesco Karriere gemacht. Er stellt fest, dass die Geldpolitik mit der Steuerpolitik etwas gemeinsam hat: Die sogenannte Laffer-Kurve, die einem umgekehrten U gleicht.

Die Laffer-Kurve besagt, dass Steuererhöhungen ab einem bestimmten Punkt kontraproduktiv werden und die Steuereinnahmen zurückgehen. Gemäss Anand scheint derselbe Effekt auch auf die Geldpolitik der Zentralbanken zuzutreffen. Dann nämlich, wenn die massive Flutung der Märkte mit billigem Geld nicht den gewünschten Stimulationseffekt erzeugt.

Gewünschtes Mass an Inflation

Ein staatliches Infrastrukturprogramm zur Stimulation der Volkswirtschaft führt normalerweise zu einer höheren Inflationsrate. Die Stabilität der Inflationsrate dient den meisten Zentralbanken als Ziel ihrer Geldpolitik, weil steigende Preise lange Jahre die Fortschritte der Volkswirtschaft zunichte gemacht hatten. Dieser Kampf gegen die Inflation scheint nun eine Pause eingelegt zu haben.

Die Regierungen der entwickelten Länder haben praktisch alle mit rekordhoher Verschuldung zu kämpfen – die Schweiz ist hier eine löbliche Ausnahme. Zwar müssen die Staaten sowenig Geld aufwenden, um die Schulden zu bedienen, wie schon lange nicht mehr. Die Schuldenberge werden aber nur dann kleiner, wenn die Inflation steigt oder die Volkswirtschaften Überschüsse generiert.

Und wenn US-Präsident Trump etwas weiss, dann dass ein Kürzungspaket allein ihn nicht ins Oval Office gebracht hätten. Dafür waren wahltechnisch gesehen die Wähler in den alten, abgewirtschafteten Industrie-Bundesstaaten Amerikas viel zu wichtig. Und die verlangten nach neuen Jobs.

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