Die Credit Suisse entstand im Zuge einer industriellen und technologischen Revolution. Über 160 Jahre später bereitet der laufende technologische Wandel dem CS-CEO Tidjane Thiam Sorgen.

Tidjane Thiam ist als Top-Manager einer Grossbank ein gehetzter Mann. Ein strategischer Umbau, wie Thiam ihn seit bald zwei Jahren bei der Credit Suisse (CS) durchzieht, fordert enormes persönliches Engagement und intensive Führungsarbeit.

In dieser, von allerhand Turbulenzen geprägten Phase, hat der CS-CEO den Blick auf das grosse Ganze offenbar nicht verloren. In einem Beitrag auf der Homepage der CS schlägt er Töne an, die verschiedene Saiten zum Klingen bringen.

Alfred Escher

Thiam schlägt die Brücke vom Erbe des CS-Gründers Alfred Escher (Bild oben) über den technologischen Fortschrittsglauben bis zu einer kleinen ethischen Auslegeordnung, was den Sinn des Lebens – aus Sicht einer Kreditanstalt – ausmacht.

Ein Gläubiger des Fortschritts

Thiam ist ein Gläubiger des technologischen Fortschritts. Er habe auf Grund seiner Herkunft, er ist an der Elfenbeinküste geboren, selber erlebt, dass Technologie nicht nur Leben verändern, sondern auch retten könne.

In diesem Sinne sei eine der effizientesten und greifbarsten Methoden, um das Leben von Menschen zu verbessern, Unternehmer mit Geld zu versorgen. Es seien diese Individuen, deren Vorstellungskraft und Schaffensdrang die nächste Revolution in Bereichen wie Finanzen, Technologie, Medizin, Transport, Landwirtschaft und weiteren Industrien einleiten würden.

Brücken für die Gesellschaft bauen

In dieser Tradition handelt die CS bereits seit über 160 Jahren, als Alfred Escher die Bank gründete, um den Bau des Schweizer Eisenbahnnetzes zu finanzieren. Eschers Pioniertaten fielen in eine Ära des technologischen Aufbruchs, der Industrialisierung und des Fortschrittglaubens.

In den Worten Thiams gehörte Escher zu jenen Unternehmern, die Brücken für die Gesellschaft bauten, diese näher zusammenrücken liess und ihren Wohlstand förderten. Dies gehöre auch zu den Kernaufgaben der Banken.

Veränderungen im Banking und in der Unternehmenswelt

Über 100 Jahre lang habe dieses System der Kreditvergabe durch die Banken an prosperierende Unternehmen unverändert funktioniert, so der CS-CEO weiter. Doch in den vergangenen zwei Jahrzehnten seien Veränderungen eingetreten: Von Mikrofinanz über Crowdlending bis zu Private Equity seien neue Methoden entstanden, die es Unternehmern erlaubten, an Kapital zu gelangen.

Mark Zuckerberg

Verändert habe sich auch die Unternehmenswelt, seit Internetfirmen wie Facebook (Bild oben, Gründer und CEO Mark Zuckerberg) oder Ebay die Welt verändert hätten. Bei allen Segnungen, welche der technologische Fortschritt der Menschheit gebracht hat: Sie hätten auch zu grossen Verschiebungen geführt und Opfer gefordert, so der CS-Chef.

Technologie hat Gesellschaft entzweit

«Technologie hat insbesondere in der entwickelten Welt dazu geführt, dass sich zu viele Menschen von ihren Gemeinschaften isolieren und hat dazu beigetragen, dass sich ganze Bevölkerungen von denen abgeschnitten, entrechtet und marginalisiert fühlen, welche sie umgeben.»

Er bleibe aber dabei, dass Technologie insgesamt viel Positives und zum Wohlstand der Gesellschaft und unserer Nachfahren beiträgt. «Die Gesellschaft braucht faire und ausgewogene Regeln und Chancengleichheit ergibt sich nicht, indem der technologische Fortschritt angehalten wird», so Thiam weiter.

Unternehmer mit gesellschaftlichen Visionen

«Doch müssen wir Wege und Technologieanwendungen finden, welche die Menschen näher zusammenbringt anstatt sie weiter voneinander trennt.» Unternehmer mit Visionen dieser Art müssten unterstützt werden.

Im besten Sinne dient Technologie laut Thiam dazu, Kinder gross zu ziehen, ihre Gesundheit zu schützen, Vermögen aufzubauen und Gemeinschaften weiter zu entwickeln. «Darin besteht der Sinn des Lebens für die meisten Menschen dieser Welt», so Thiam.

Die Rolle der CS sieht Thiam darin, weiterhin Unternehmer zu unterstützen, die Brücken bauen. Insofern sieht sich die Bank selber als Brückenbauerin. Die CS sei sich als Wealth Manager und Investmentbank der Wichtigkeit enorm bewusst, Verbindungen und Vernetzung herzustellen, schreibt er. Und die CS baut auf Vertrauen. Vertrauen, das sie über Jahre dank persönlichen Beziehungen und Zusammenarbeit aufgebaut habe.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel