Der ehemalige CEO der Credit Suisse hat sein erstes Interview in einem ivorischen Medium seit 1999 gegeben, als ihn ein Staatsstreich sein Ministeramt kostete. Der Financier rühmt sich seiner Verdienste – während in der Schweiz schwere Vorwürfe gegen ihn laut werden.

Kritik prallt an Tidjane Thiam einfach ab. Der ehemalige CEO der inzwischen gescheiterten Credit Suisse (CS) sucht Fehler lieber bei anderen. Und während die Schweizer Presse in diesen Tagen schwere Vorwürfe gegen den französisch-ivorischen Manager erhebt, feiert sich der ehemalige Spitzenbanker in einem Fernsehinterview in Afrika selbst.

Auf Kondolenzbesuch

Thiam weilte in den vergangenen Tagen in Abidjan. Vor gut zwei Wochen war in der Elfenbeinküste der frühere Präsident Henri Konan Bédié im Alter von 89 Jahren gestorben. Thiam war ein langjähriger Mitarbeiter Bédiés. Von 1994 bis 1998 arbeitete er an der Seite der «Sphinx von Daoukro». Als ehemaliger Minister für Planung und Entwicklung unter Bédié besuchte der Financier nun die trauernde Familie und sprach sein Beileid aus.

Bei seinem Besuch in der Côte d'Ivoire gab Thiam auch sein erstes Interview in einem ivorischen Medium seit 1999, als ihn der Staatsstreich von Robert Gueï sein Ministeramt kostete. Gut eine Stunde lang verteidigte er nun im Fernsehsender NCI seine Karriere und seine Positionen.

 

Nach Ansicht vieler westlicher Beobachter hatte Bédié bei seinem Amtsantritt 1993 ein stabiles Land übernommen, aber eine zutiefst zerrissene Nation hinterlassen. Mit der Parti Démocratique de la Côte d'Ivoire – Rassemblement Démocratique Africain (PDCI-RDA) führte er zudem eine Partei, die durch interne Machtkämpfe stark geschwächt ist.

Thiam hingegen lobte zunächst die Stabilität und die wirtschaftliche Entwicklung, die Bédié dem Land gebracht und die der jungen Generation viele Chancen eröffnet habe. Dabei rühmte er sich mehrfach selbst für seine Leistungen im öffentlichen Sektor der Elfenbeinküste in den 1990er-Jahren.

Profitable CS hinterlassen

Der umstrittene Topmanager wurde auch auf seine Zeit bei der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) und deren Niedergang angesprochen. Wenig überraschend stellte er sich ein gutes Zeugnis aus und betonte, wie es ihm gelungen sei, eine schwer angeschlagene Grossbank zu sanieren. Er habe ein profitables Unternehmen hinterlassen und einen guten Job gemacht, auch wenn er ihn nicht zu Ende führen konnte.

Was nach seiner Zeit geschehen sei – gemeint ist die Ära unter seinen Nachfolgern Thomas Gottstein und Ulrich Körner –, dazu wollte er keine Stellung nehmen.

Schweigen um Spygate

Weiter betonte Thiam, welch schweres Erbe er bei der CS angetreten und mit welch gravierenden Problemen er es zu tun gehabt habe. Er sei sehr stolz auf das, was er und sein Team bei der Bereinigung der Altlasten erreicht hätten. Auf die Spionageaffäre «Spygate», die Thiam im Jahr 2020 den Posten bei der Bank kostete, angesprochen, gab sich der ehemalige CS-Chef zurückhaltend und meinte lediglich, er wolle die Angelegenheit nicht weiter kommentieren. Kein Verständnis zeigte er für die Klage, die Aktionäre in den USA gegen ihn anstrengen wollen.

Zu seinen politischen Ambitionen wurde Thiam nicht befragt. Politische Beobachter zählen ihn aber laut französischen Medien bereits zu den Favoriten im Rennen um die Nachfolge Bédiés.

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