Die UBS ist nach dem Kauf des Vermögensverwalters Consenso wieder ein ernst zu nehmender Player in Brasilien. Gemäss Lateinamerika-Chef Alejandro Velez sind weitere Akquisitionen geplant.

In Brasilien war die UBS in den vergangenen Jahren als grösster Vermögensverwalter der Welt doch bloss ein Zwerg. Zu Beginn dieses Jahres verwaltete sie in der grössten Volkswirtschaft Lateinamerikas noch knappe 2 Milliarden Franken – kein Vergleich mit der Credit Suisse (CS), die vor Ort auf rund 28 Milliarden Franken Kundengelder kommt.

Mit der Übernahme des Multi-Family-Office Consenso macht die UBS nun einen Schritt vorwärts. Zusammen bringen die beiden Institute rund 8 Milliarden Franken Kundenvermögen auf die Waage.

Ein leidiges Kapitel

Seit die Übernahme Ende Mai beschlossen worden ist, versprüht die UBS in Brasilien wieder Optimismus. Der Deal werde «unsere Expansion in Brasilien beschleunigen», sagte Alejandro Velez, Chef UBS Wealth Management Lateinamerika, gegenüber «Euromoney».

Brasilien ist für die UBS ein eher leidiges Kapitel. Im Jahr 2006 erschloss sich die UBS mit einem aufsehenerregenden Deal den brasilianischen Markt, indem sie die BTG Pactual kaufte. Rund 4 Milliarden Franken bezahlte die UBS damals – um dieselbe Bank im Jahr 2009 in einem Notverkauf für 2,5 Milliarden Franken wieder an ihre vormaligen Besitzer um André Estevez wieder loszuschlagen.

Neuer Anlauf im Jahr 2012

Es dauerte bis ins Jahr 2012, als die UBS in Brasilien wieder einen Anlauf nahm und eine Banklizenz erhielt. Ein Jahr darauf kaufte sie den lokalen Broker Link und begann mit dem Neuaufbau des Wealth Managements.

Das Timing für die Consensus-Übernahme war gut. Die brasilianische Wealth-Management-Branche erlebt derzeit einen raschen Aufschwung. Die verwalteten Vermögen im Markt wuchsen in den vergangenen zwölf Monaten um 20 Prozent.

Grosse Konkurrenz unter den Schweizern

Mit den lokalen Marktkenntnissen von Consenso und der Marketingmacht der UBS sieht Velez gute Möglichkeiten, das Privatkundengeschäft weiter auszubauen. Das ist einfacher gesagt als getan. Denn die UBS trifft auf weit gewichtigere Konkurrenz wie eben jene BTG Pactual, die Banco Itau oder auch die Schweizer Mitbewerber CS und Julius Bär.

Andauernd mögliche Kaufkandidaten anschauen

Entsprechend bleiben Akquisitionen ein wichtiger Pfeiler der UBS-Wachstumsstrategie in Brasilien. Velez sagt, die UBS schaue sich andauernd mögliche Kaufkandidaten an.

Grosse Brocken sind allerdings kaum mehr auf dem Markt. Ein Deal, wie die CS im Jahr 1998 mit dem Kauf der Privatbank Garantia machte, ist kaum mehr möglich.

Wenig Fortune

Julius Bär hat 2014 die Mehrheit von GPS Investimentos mit rund 6 Milliarden Franken Kundenvermögen übernommen. Andere Auslandsbanken wie Citi oder HSBC haben ihre brasilianischen Aktivitäten an Itau respektive Bradesco verkauft.

Es ist nicht bekannt, ob sich die UBS auch diese Geschäfte als Kaufgelegenheiten angeschaut und gegenüber den brasilianischen Konkurrenten den Kürzeren gezogen hatte.

Doch war die grösste Schweizer Bank in Lateinamerika in den letzten Jahren mit wenig Fortune unterwegs. Velez Vorgänger, Alexander van Tienhoven, musste nach nur zwei Jahren an der Spitze des Lateinamerikageschäftes im vergangenen März den Hut nehmen.

In Mexiko im Hintertreffen

In Mexiko, dem zweitwichtigsten Markt der Region, ist sie gegenüber der CS ebenfalls im Hintertreffen. Erst letztes Jahr hatte die UBS entschieden, ihre Banklizenz dort nicht mehr zu erneuern und nur noch unter einer Brokerlizenz zu arbeiten.

Die CS hat demgegenüber erst kürzlich ihre Präsenz in Mexiko ausgebaut und bietet nun reichen Privat- und Unternehmerkunden vor Ort Advisory-Dienste an.

Übernahmen sind demnach das Mittel der UBS, um im Lateinamerikageschäft die Schlagzahl zu erhöhen. Velez will mit Consenso bloss den Anfang gemacht haben.

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