Schweizer Privatbanken suchen Wachstum in Asien, seit der Heimmarkt praktisch stagniert. Doch der eigentliche Boommarkt ist woanders, was insbesondere einem Finanzinstitut enorme Vorteile verschafft.

Der diesjährige Global Wealth Report der Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG) dürfte in den Teppichetagen der Schweizer Banken nicht nur zu Freudensprüngen geführt haben.

Oder wie es das Branchenmagazin «Euromoney» ausdrückt: Es waren Neuigkeiten, welche die meisten der international tätigen Wealth Manager genau so nicht hören wollten.

Nordamerika wächst deutlich mehr als Asien...

Die Prognose der BCG lautet nämlich: Auch im Jahr 2021 wird Nordamerika gemessen an den privaten Vermögen die reichste Region der Welt sein. Wealth Manager werden in den USA und in Kanada einen Markt bearbeiten, der 73 Billionen Dollar schwer ist, im Vergleich zu rund 55 Billionen Dollar heute.

Asien, so BCG, werde auch wachsen. Aber nur um 5 Billionen auf 61,6 Billionen Dollar. Nordamerika wird also der wichtigste Wealth-Management-Markt bleiben – und nicht nur das: Er ist auch der mit den höchsten Erlösen für Banken und Vermögensverwalter.

...und liefert höhere Margen

Im Jahr 2016 waren dies kumulierte Erlöse von 88 Milliarden Dollar. In Asien nahmen die Privatbanken dagegen nur 19 Milliarden Dollar ein. Auch bezüglich Profitabilität sind die USA und Kanada attraktiver. Die Vorsteuer-Gewinnmarge lag in Nordamerika bei 22 Prozent, in Asien bei 20 Prozent.

Dies alles sind nicht unbedingt Zahlen, welche die besten Argumente für die teils sehr hohen Investitionen liefern, welche Schweizer Wealth Manager in Asien tätigen.

Allein auf weiter Flur

Die UBS hingegen – und auch die Bank Syz, die Reyl-Gruppe und Vontobel – dürften sich besonders gefreut haben. Denn sie sind nicht nur die einzigen Schweizer Banken mit einem Wealth-Management-Angebot in den USA.

Sie gehören auch europaweit zu den ganz wenigen Anbietern, die sich im US-Markt behaupten, wie im Falle der UBS, oder dort ihre Chancen wittern, wie im Falle der genannten kleineren Schweizer Institute.

Unten durch, nun ernten

Die UBS ist in den Americas ihre schärfsten ausländischen Konkurrenten, die Credit Suisse (CS) und die Deutsche Bank, losgeworden. Sie hat in den USA zunächst eine lange Phase mit roten Zahlen durchgestanden, dann den Steuerstreit. Sowohl Deutsche Bank als auch CS kapitulierten angesichts externer wie interner Schwierigkeiten.

Nun kann die UBS erstmals ernten: Der Ergebnisbeitrag aus dem Wealth Management Americas wird von Quartal zu Quartal bedeutender. Als einziger relevanter «Swiss Player» kann sich die UBS zudem von ihren deutlich grösseren Konkurrenten wie Morgan Stanley oder Bank of America abheben, was sich in Nettoneugeldzuflüssen abbildet.

Personaloffensive hier, -abbau da

In Asien ist die UBS zudem in der komfortablen Lage, der grösste Wealth Manager zu sein. Ihre dortigen ausländischen Wettbewerber sind in Asien zum Wachsen verdammt. Das lässt sich an zwei Entwicklungen festhalten. Institute wie die Deutsche Bank, CS oder Julius Bär sind in Asien auf Rekrutierungstour, während die UBS zuletzt sogar punktuell Personal abbaute.

Namentlich die CS hat aggressive Wachstumsziele gesetzt – und auch bezüglich zu rekrutierender Kundenberater noch nicht erreicht. Julius Bär hat 2016 ebenfalls stark in neues Personal in Asien investiert, was sich auf der Kostenseite bemerkbar gemacht hat.

Weniger Risiko

Bei der Akquisition von Kundengeldern ist die UBS in Asien zuletzt deutlich zurückhaltender gewesen als ihre Schweizer und europäischen Konkurrenten. Das hat einen einfachen Grund: Die UBS (wie auch die in Asien präsenten US-Banken) müssen nicht auf Teufel komm raus wachsen. Sie können eine vorsichtigere Gangart einschlagen, da ihre Wachstumsquellen mit dem amerikanischen Markt breiter diversifiziert sind.

Ihre Schweizer und europäischen Konkurrenten können das nicht. Sie müssen die Wachstumsschlacht in Asien schlagen.

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