Die Credit Suisse gilt als die unangefochtene Leaderin im Schweizer Investmentbanking. Doch das stimmt so nicht, wie ein von ihr selber publiziertes Ranking zeigt.

Die harte Bilanz-Schrumpfkur, welcher sich zunächst die UBS und seit 2015 auch die Credit Suisse (CS) unterzogen haben, hat im weltweiten Investmentbanking Lücken hinterlassen. Die beiden Schweizer Grossbanken, von den hiesigen Regulatoren und Kapitalvorschriften in die Schranken gewiesen, werden – wie auch andere europäische Banken – von den grossen US-Banken in diesem Geschäft dominiert.

US-Banken machen Marktanteile streitig

Auch im Schweizer Heimmarkt machen die US-Banken der CS und der UBS Marktanteile streitig. Bislang galt die CS als unangefochtene Leaderin im Schweizer Investmentbanking. Doch nun zeigt sich anhand eines von der CS selbst publizierten Quartalsrückblicks, dass dies nicht stimmt.

Denn im zweiten Quartal 2017 erreichte die CS mit einem Marktanteil von 12,7 Prozent in allen Investmentbanking-Aktivitäten den 2. Rang – hinter der Bank of America Merrill Lynch, die einen Marktanteil von 13,3 Prozent erreichte.

Marktanteile

Gepunktet hat die US-Bank im zweiten Quartal insbesondere im M&A-Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Die beiden herausragenden Abschlüsse im zweiten Quartal waren dabei der vollzogene Verkauf des Agrochemiekonzerns Syngenta an ChemChina sowie die Übernahme des Biotech-Unternehmens Actelion durch Johnson&Johnson.

Die Beteiligung der Bank of Amercia an diesen beiden Deals liess ihren Markanteil im Schweizer M&A-Geschäft auf 17,1 Prozent anschwellen. Die CS erreichte 15,8 Prozent.

MA kopie

Bedeutet dies nun eine Wachablösung? Ein gutes Quartal allein reicht nicht für dieses Verdikt. Dass die US-Bank aber im Schweizer Investmentbanking einen sehr starken Fussabdruck hat, zeigt auch ihre Position als Nummer 2 im Geschäft mit Aktienemissionen. Hier liegt die UBS mit deutlichem Abstand vorne und die CS auf Rang 3.

ECM

Einzig im Debt-Capital-Market-Geschäft (unter anderem Emissionen von Bonds) war die Bank of America im zweiten Quartal relativ schwach mit einem Marktanteil von 3,1 Prozent unterwegs. Die CS erreichte hier 10,8 Prozent und damit den Platz 1.

DCM

Dass die US-Banken den Schweizern in ihrem Heimmarkt verstärkt auf die Füsse treten, zeigen auch die Positionierungen von J.P. Morgan und Goldman Sachs. Auch die US-Boutique Centerview Partners kommt im Schweizer M&A-Geschäft bereits auf einen Marktanteil von über 5 Prozent.

Es liegt an der Volatilität in diesem Geschäft, dass die US-Banken in der Schweiz wieder deutlich stärker aufschlagen. Seit die amerikanischen Institute die Finanzkrise deutlich rascher verdaut haben, expandieren sie mit ihren Investmentbanken wieder verstärkt in regionale Märkte.

Ein Sprecher der CS sagte, die Bank sehe sich weiterhin als klare Leaderin auf dem Schweizer Markt. Für die CS auch die Kontinuität und breite Abstützung im Markt ausschlaggebend, die sich über die in den Tabellen aufgeführte Anzahl Deals zeigt.

Sehr attraktiver Markt

Der Schweizer Markt ist aufgrund seiner hohen Dichte an internationalen Blue-Chip-Unternehmen wie auch an wachstumsstarken Branchenleadern denn auch sehr attraktiv. Das Pharmaunternehmen Galenica hat beispielsweise mit der Abspaltung und dem Börsengang von Santé im zweiten Quartal für den grössten Börsengang Europas gesorgt.

Das Chemieunternehmen Lonza war Investmentbanken in den letzten Monaten eine lukrative Erlösquelle, erst mit der Übernahme von Capsugel, dann mit einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Kaufs.

Laut CS bleibt der Schweizer Markt auch kurzfristig attraktiv: Kapitalmarkttransaktionen würden wegen der hohen Liquidität und tiefen Renditen an den Bondmärkten anhalten. Der nächste grössere Honigtopf, auf den sich die Investmentbanken gestürzt haben, ist der geplante Börsengang von Landis+Gyr mit einem Volumen von über 2,3 Milliarden Franken.

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel