Nach Jahren der Stärke zeigt der Franken seit Kurzem erste Anzeichen von Schwäche. Halten diese an, bedeutet dies Rückenwind für gewisse Schweizer Privatbanken und Vermögensverwalter. 

Die Bürde des starken Frankens wiegt nicht nur für exportlastige Industrieunternehmen schwer, sondern auch für gewisse Schweizer Privatbanken – vor allem für solche, die einen namhaften Teil der Erträge im Euroraum erwirtschaften.

Julius-Bär-Chef Boris Collardi beispielsweise sagte jüngst in einem Interview mit «Bloomberg», dass jede Schwäche des Frankens sich positiv in den Resultaten niederschlage. Und er hoffe auf einen nachhaltigen Euro-Franken-Kurs bei 1,10 Franken.

Leichte Schwächephase des Frankens

Umso mehr dürften die aktuelle Kursentwicklung Collardi & Co. aufatmen lassen – zumindest vorläufig. So kostet der Euro aktuell fast 1,15 Franken. Dies ist ein deutlicher Sprung im Vergleich zum Januar 2015 als die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Kursuntergrenze aufhob. Danach bewegte der Euro-Franken-Kurs zwischen rund 1 bis 1,10 Franken.

Vor allem für nicht primär Binnenmarkt-orientierte Banken und Vermögensverwalter eine willkommene Entwicklung. Es sind dies Finanzinstitute, die ihre Erträge vorwiegend im Euro-Raum erwirtschaften und gleichzeitig eine hohe Kostenbasis in der Schweiz pflegen. Die Abschwächung des Frankens führt so zu höheren verwalteten Kundenvermögen und dadurch zu höheren Erträgen.

«Dies gilt neben dem Private-Equity-Spezialisten Partners Group auch für GAM, Vontobel und Julius Bär», wie Michael Kunz, Bankenanalyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gegenüber finews.ch erklärte.

Kleinerer Effekt für UBS und Credit Suisse 

Der Währungseffekt gab wohl auch den Aktien der erwähnten Finanzhäuser zusätzlichen Schub. Mit Ausnahme von Vontobel verzeichneten die Papiere teils deutliche Kursgewinne. In erster Linie ist dies aber den teils überraschend guten Halbjahreszahlen zuzuschreiben.

Weniger stark ins Gewicht fallen dürften laut der ZKB der Währungseffekt für die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS), da sie auch eine gewisse Kostenbasis im Euro-Raum haben.

Die UBS unterhält in Frankfurt ihre Europabank und die CS hat in den vergangenen Monaten Teile ihres Handel- und Fondsgeschäft von London nach Dublin ausgelagert.

Starker Franken als Fitnesskur

Der starke Franken setzt Finanzinstitute mit einem hohen Anteil an ausländischem Geschäft unter Druck, und das bringt nicht nur Nachteile mit sich. So sind die eidgenössischen Institute stärker als ihre ausländischen Konkurrenten im Euroraum gefordert, ihre Kostenbasis im Griff zu haben.

Schwächt sich der Franken nun nachhaltig ab, könnte sich dies in einer höheren Profitabilität im Vergleich zu ausländischen Rivalen niederschlagen. Dieser Mehrertrag steht dann für Aktionäre oder Investitionen in die Weiterentwicklung des Geschäfts zur Verfügung.

Nicht zu früh freuen

Allerdings: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, sprich die Frankenschwäche muss sich erst als nachhaltig erweisen, damit die Banken dies in den kommenden Quartalsausweisen auch spüren.

Vieles hängt an der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Europas. Derzeit haben sich auf der politischen Ebene die Risiken mit der Wahl Emanuel Macrons und der Zurückbindung der Fünfsterne-Bewegung in Italien reduziert. Auch wirtschaftlich hat Europa an Schwung gewonnen – allen voran Deutschland. Die aktuelle Eurostärke hat auch mit der zögernden Haltung der US-Notenbank Fed zu tun, die Zinsen weiter zu erhöhen.

Halten diese Faktoren weiterhin an, stehen die Zeichen gut, dass sich der Franken auf dem aktuellen Niveau halten kann. 

 

 

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