Ehemalige Wirtschaftskapitäne haben sich in Frankreich zu einem exklusiven Club zusammengeschlossen. Gemeinsam möchten sie den Investmentbanken das Wasser abgraben.

Als Chef des Medienkonzerns Vivendi galt er «enfant terrible» der französischen Unternehmeswelt – bis er vor 15 Jahren in einem Eklat gehen musste. An den Ruhestand dachte Jean-Marie Messier deshalb noch lange nicht. Er versuchte sich als Wagniskapitalgeber und meldet sich nun zurück, um die Pariser Wirtschaftsszene kräftig aufzumischen, wie die Zeitung «Les Echos» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Messier, Spitzname «J2M», hat nämlich «The Board Partners» lanciert. Dabei handelt es sich um ein loses Netzwerk von rund 70 Doyens der französischen Wirtschaftswelt. Darunter finden sich Ex-CEO aller Branchen, Anwälte und Medienspezialisten. Bei Bedarf lassen sich aus diesem Pool «Stosstrupps» rekrutieren, die dann Grosskonzerne bei grossen Deals, etwa Fusionen und Übernahmen, beraten.

Der grosse Bluff der Investmentbanken

Denn das, behaupten die angegrauten Wirtschaftskapitäne, können die Investmentbanken nicht wirklich. Letztere füllen bloss Excel-Listen mit Zahlen ab – die Unternehmenswelt kennen sie hingegen nur aus zweiter Hand, schimpft Messier: «Investmentbank-Research ist ein einziger Bluff.»

Deshalb glaubt J2M, mit seinen Board Partners Konzerne viel besser beraten zu können. Und tatsächlich hat er illustre Namen um sich geschart.

Bernard Mourad etwa. Der ehemalige J.P.-Morgan-Banker hat den französisch-israelischen und im Wallis wohnhaften Patrick Drahi beim Aufbau seines Telekomimperiums sekundiert – und jüngst Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron im Wahlkampf beraten. Oder Marwan Lahoud, die einstige Nummer zwei beim Flugzeugbauer Airbus.

Nach den Regenmachern die Kunden

Ebenfalls mit von der Partie sind der ehemalige Frankreich-Chef von Coca Cola sowie die ehemaligen CEO der Banque Postale und des Tourismusveranstalters Club Med. Messier hat zudem schon mit François Roussely geschäftet, dem Vize-Präsidenten des Europageschäfts der Schweizer Grossbank Credit Suisse.

In einem Land wir Frankreich, wo gute Beziehungen besonders viel gelten, müssen die Investmentbanken die Ansage der Board Partners deshalb sehr ernst nehmen.

Nachdem bereits zahlreiche ehemalige Top-Investmentbanker eigene Beratungsboutiquen wie Moelis & Co, Perella Weinberg, Zaoui & Co oder Lakeside Capital Advisers eröffnet haben, droht den Banken nun eine neue Gefahr: Dass ihnen die eigene Zielkundschaft das Wasser abgräbt.

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