Die britische HSBC Private Bank war einmal die grösste Auslandbank der Schweiz. Was ist aus der alten Grösse geworden?

Mit einst verwalteten Vermögen von 186 Milliarden Franken war die HSBC Private Bank lange Zeit die grösste Auslandbank in der Schweiz. Jetzt betreut das Institut gerade mal noch 52 Milliarden Franken. Vor diesem Hintergrund kommt selbst Schweiz-Chef Franco Morra zum Schluss: «Wir sind heute eine andere Bank.»

«Wir haben uns aus Dutzenden von Märkten zurückgezogen», sagt Morra weiter, «und fokussieren uns auf klarer definierte Segmente. Ausserdem war damals die Schweizer Privatbankentochter eine Holding mit verschiedenen Buchungszentren. Heute beschränkt sich diese auf die Buchungsstandorte Schweiz und Luxemburg. Es gibt nur wenige Auslandbanken, die über 50 Milliarden Franken an Vermögen in der Schweiz gebucht haben», sagt er in einem Interview mit der Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» (Artikel kostenpflichtig).

Nur noch 20 Märkte anstatt 150

Morra ist als CEO der HSBC Private Bank (Suisse) seit 2012 im Amt. Dabei erinnert er sich: «Als ich zur HSBC stiess, bediente die Privatbank etwa 150 Märkte aus der Schweiz. Heute fokussieren wir auf etwa 20. Damals hatten die meisten unserer Kunden weniger als 2 Millionen Franken im Depot. Heute gehören 75 Prozent unserer verwalteten Vermögen Kunden, die über 100 Millionen Franken bei uns haben.»

Bei ihrer heutigen Klientel in der Schweiz konzentriert sich die Bank auf Personen, die schon Kunden der Gruppe sind. Zum Beispiel Unternehmer, die bei der HSBC bereits Cash-Management oder Commodity-Trade-Finance-Dienstleistungen beziehen. Mehr als die Hälfte der etwa 13 Milliarden Franken an Neugeld, die die globale Privatbank der HSBC dieses Jahr bis zum dritten Quartal erzielte, stamme von Kunden, die bereits Beziehungen zur HSBC hätten, sagt Morra weiter.

Stabile Margen

Eine interessante Feststellung macht Morra im Zusammenhang mit den in der Branche tendenziell eher sinkenden Margen. Im Geschäft mit den «Superreichen» ist offenbar eine andere Entwicklung zu beobachten.

«Die Marge ist stabil, weil wir den Kunden keine Standardlösungen verkaufen, und weil der Kunde in aller Regel mit der ganzen Gruppe Geschäfte macht. Familienfragen, Unternehmensnachfolge, Governance-Überlegungen und Philanthropie sind zentrale Themen», hält Morra fest.

Mehr Kundenberater

Vor diesem Hintergrund hat die Bank allein in diesem Jahr ihre Belegschaft deutlich aufgestockt, wie auch finews.ch verschiedentlich meldete. Dem pflichtet auch Morra bei, indem er sagt: «Auch in der Schweiz ist unsere Kundschaft anspruchsvoll, deshalb haben wir die Anzahl Berater und Anlagespezialisten dieses Jahr um mehrere Dutzend auf über 300 Personen erhöht.»

Vor rund zehn Jahren wurde die HSBC in der Schweiz Opfer eines riesigen Datendiebstahls, als der IT-Mitarbeiter Hervé Falciani vertrauliche Kundeninformationen diversen Behörden in Europa zukommen liess. Das führte dazu, dass zahlreiche Schwarzgeld-Konten von teilweise prominenten Kunden aufflogen. Die HSBC wurde von den Behörden, namentlich der Finma gerügt, und investierte in der Folge mehr als 100 Millionen Franken in die Aufwertung ihrer Systeme.

Grosses Thema: Cybersecurity

Rückblickend sagt Morra heute: «Cybersecurity ist heute ein grosses Thema bei allen Banken. Unser IT-System stellt sicher, dass sensitive Daten im jeweiligen Land bleiben. Nur nicht kundenidentifizierende Daten werden zentral verarbeitet. So etwas wie der Datenklau von vor zehn Jahren ist nicht mehr möglich.»

 

 

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