Kundengelder nachhaltig verwalten – dies bietet fast jeder Vermögensverwalter. Im Interview mit finews.ch-TV sagt Jan Poser, Chefstratege bei J. Safra Sarasin, wo die Wachstumschancen liegen.

Die schweizerisch-brasilianische Privatbank J. Safra Sarasin hat sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben und hat vor diesem Hintergrund 2011 einen wegweisenden Entscheid gefällt. Demnach sollen alle Private-Banking-Mandate nachhaltig verwaltet werden. Mittlerweile ist Nachhaltigkeit aber zum Mainstream geworden, was diverse Finanzinstitute wie die UBS oder die Swiss Re dazu bewogen hat, sich diesem Thema verstärkt anzunehmen.  

Gleichwohl handelt es sich hierbei um einen jungen Markt mit hohen Wachstumschancen. Laut einer Erhebung des Forums für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) wurden 2016 in Deutschland, Österreich und der Schweiz nachhaltige Investments von 420 Milliarden Franken getätigt – ein Plus von 29 Prozent. 

«Das reicht uns nicht»

«Wo wir besonders stark zulegen können, ist in den Nischenstrategien, sagt Jan Amrit Poser, Chefstratege bei J. Safra Sarasin, im Interview mit finews.ch-TV. Er verweist dabei auf Green Bonds, Hochzinsanleihen oder klein- und mittelgrosse Unternehmen, wo jeweils entsprechende Anlagestrategien bereit stehen. Für das kommende Jahr wolle die Bank im thematischen Bereich nochmals nachlegen, unter anderem in den Sektoren Technologie-Disruptoren und Lifestyle-Brands.  

Entscheidend für die Wirkung des nachhaltigen Investierens ist, den schwammigen Begriff der Nachhaltigkeit fassbar zu machen. «Viele Konkurrenten stellen sehr stark auf Ausschlusskriterien ab. Das reicht uns aber nicht», sagt Poser.

Stattdessen sei Nachhaltigkeit in jeden Schritt des Anlageprozesses zu integrieren, betont der Chefstratege, der seit viereinhalb Jahren auch den Bereich Sustainability verantwortet. Entscheidend dabei ist das Gespräch mit der Unternehmensführung. «Wir reden pro Jahr mit 400 CEO und CFO über deren Finanz- und Nachhaltigkeitsstrategien», so Poser.

«Geldanlagen haben den grössten Finanzhebel»

Auf diese Weise schält sich heraus, welche Unternehmen das Thema ernst nehmen und welche weniger oder gar nicht. Damit ist eine Entscheidungsgrundlage geschaffen, die vorgibt, welche Unternehmen Investorengelder erhalten und welche leer ausgehen. «Geldanlagen haben den grössten Finanzhebel, um Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen», betont Poser.

Im Video-Interview nimmt der Chefstratege Stellung zum Abgang von rund 40 Nachhaltigkeitsspezialisten zur Rivalin Notenstein Privatbank. Und er äussert sich unter anderem zur Debatte, ob nachhaltige Anlagen wirklich besser abschneiden als konventionelle.

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