Die Schweizer Privatbanken haben ein gutes Jahr hinter sich und sind voller Hoffnung für ein noch besseres 2018. Trotzdem verlangt die Industrie nach mehr Unterstützung durch die Politik.

Die Zahlen, welche die Genfer Union Bancaire Privée (UBP) heute veröffentlichte, lassen keine Zweifel daran, dass die Privatbanken auf ein tolles Jahr zurückblicken. Der Reingewinn der UBP stieg um ein Viertel, wie finews.ch berichtete, und auch in Bezug auf die Rentabilität zeigt sich das Institut gefestigt.

Dass dies auf die gesamte Branche zutrifft, bestätigte Boris Collardi am Donnerstag an einer Pressekonferenz der Vereinigung Schweizer Privatbanken in Bern. Collardi sollte es wissen: Er wechselte kürzlich vom Chefsessel bei Julius Bär in die Position als Teilhaber der führenden Schweizer Privatbank, Pictet.

Mangelnde Unterstützung

Während also die Geschäftszahlen stimmen und die verwalteten Vermögen nicht zuletzt dank der guten Börsen signifikant zulegten, ist gleichzeitig auch der Druck auf die Finanzhäuser zurückgegangen, sich mit anderen zusammenzuschliessen oder «Wachstum» respektive Kundenvermögen zu kaufen. «Im Moment haben wir ein gutes Marktumfeld», sagte Collardi im Hotel Bellevue Palace. «In Bezug auf die Konsolidierung sind wir näher am Ende des Zyklus' als am Anfang. Der Grossteil liegt hinter uns.»

Kein Wunder herrscht nun eine gewisse Zufriedenheit in der Branche. Trotzdem konnten es sich die Spitzenkräfte der Privatbanken nicht verkneifen, über die mangelnde Unterstützung aus Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu lamentieren.

Und die Moral von der Geschichte

Yves Mirabaud, der Präsident der Vereinigung, kritisierte insbesondere die Finma, die zu wenig getan habe, um die kleineren Banken von der Last der Regulierungsflut zu befreien: «Die Finanzmarktaufsicht verzichtet allzu oft darauf, den ihr zur Verfügung stehenden Spielraum zu nutzen, um einen differenzierten Ansatz entsprechend den Geschäftsmodellen der Banken und deren effektiven Risiken umzusetzen.»

Mirabaud, geschäftsführender Teilhaber der gleichnamigen Bank in Genf, musste sich einige kritische Fragen gefallen lassen zu seinem Einwurf, wonach die Öffentlichkeit kaum zwischen Gesetz und Moral unterscheide. «Die Erkenntnis, dass alles, was legal ist, nicht unbedingt auch moralisch einwandfrei ist, darf nicht dazu führen, dass alles als kriminell betrachtet wird, was nicht ethisch ist», so Mirabaud. «Es ist nicht die Aufgabe der Banken, alles als illegal zu behandeln, was von der Gesellschaft als unmoralisch angesehen wird.»

Gut beraten?

Im Grundsatz korrekt. Aber ob der Top-Privatbanker der Schweiz wirklich gut beraten ist, diese Thematik aufs Tapet zu bringen nach einem Jahrzehnt, das von Steuerstreit und Milliarden an Strafzahlungen geprägt war, bleibe dahingestellt.

Die Schweizer Vermögensverwalter sind Weltmarktführer im grenzüberschreitenden Wealth Management. Über sie geht etwa jeden vierte Franken weltweit in diesem Segment – dies bei einem Total von rund 10 Billionen Franken. Das Geschäft lohnt sich auch für das Land: Das Geschäft mit EU-Kunden, die den grössten Anteil am Business ausmachen, generiert jährliche Steuereinnahmen von 1,5 Milliarden Schweizer Franken, wie weiter zu erfahren war.

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